Freud und Leid eines Hobby-Astronomen in Fürth
7. August 2010 | von Werner Schmidt | Kategorie: WissenWenn man als Freizeitbeschäftigung die Beobachtung des ab und zu sehr schönen Sternenhimmels betreiben möchte, findet man in Fürth Stadt und Land nicht sonderlich gute Bedingungen vor.
Vorweg: Astronomie hat rein gar nichts mit Astrologie zu tun – lediglich die 12 Sternzeichen sind auch am Sternhimmel zu finden. Deren Namen wurden schon von den Arabern vergeben und dienen dazu, die Orientierung am Nachthimmel zu erleichtern.
Schon mit dem bloßen Auge kann man auf dem Land in einer Neumondnacht etwa 5000 Sterne erkennen. Mitten in der Stadt sind es oft nur einige hundert. Woran liegt das? Neben der Luftverschmutzung gibt es sozusagen auch eine »Lichtverschmutzung« – und die nimmt immer mehr zu. Denn zum Leidwesen der Astronomen ist es heute modern, Häuser, Kirchen, Bürogebäude usw. nachts anzustrahlen. Manchmal aus Sicherheitsinteresse – wie wohl bei einem reichen Nachbarn in Oberfürberg, der sogar einige seiner vielen Bäume weithin sichtbar anstrahlt. Meist aber aus Imagegründen – wie z.B. bei der Nürnberger Versicherung, die Ihren Büroturm weit sichtbar mit tausenden von Kilowatt beleuchtet: Die Lichtkegel der Scheinwerfer treffen sich dann in ca. 1000 m Höhe! Und das ganze Spektakel kann man noch in über 50 km Entfernung sehen – etwa identisch mit der Ausdehnung der Metropolregion Nürnberg.
Aus diesem Grunde weichen die Berufsastronomen auf immer entferntere Gebiete aus, etwa in die Alpen oder auf die Inseln La Palma und Teneriffa. Die ganz großen Teleskope stehen indes auf Hawaii und in Chile.
Aber als Hobby-Astronom kann man nicht so einfach mal nach Chile fliegen. Wer ein gutes Fernglas hat oder wie ich zwei kleinere Teleskope muss versuchen, in der Nähe von Fürth einen hinreichend »dunklen« Standort zu finden. Einige mal im Jahr gönne ich mir eine Bahnreise in die Schweiz. Da ich kein Auto besitze, muss das Ziel bequem mit dem Zug zu erreichen sein – und da ist das Gornergrat auf 3.100 m Höhe geradezu ideal. Zu den Teleskopen gehören nämlich auch noch ein gutes Stativ und die Befestigung, so kommt man schnell auf 15–20 kg Gewicht. Am Gornergrat ist direkt an der Bergstation ein Hotel, und bis vor kurzen waren in zwei Beobachtungskuppeln noch Observatorien der Universitäten Bozen und Köln installiert. Aber für die wurden die Bedingungen selbst in der Schweiz zu schlecht…
Seit etwa fünf Jahren treffe ich regelmäßig weitere Hobby-Astronomen, die sich in der Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft e.V. zusammengeschlossen haben. Im »Astrokreis« finden sich die Beobachter einmal im Monat auf der Sternwarte in Nürnberg zusammen und tauschen ihre Eindrücke aus. Aus langjähriger Erfahrung haben die »alten Hasen« zwei Beobachtungspunkte gefunden, bei denen auch hier in Heimatnähe relativ dunkel ist – einer bei Gräfenberg und der andere hinter Kirchfarrnbach im westlichen Landkreis Fürth. Die »harten« unter den Sternfreunden fahren hier auch im Winter hin um Langzeitbelichtungen von fernen Galaxien zu machen. Allerdings haben beide Standorte den Nachteil, dass sie nicht mit der Bahn zu erreichen sind und Unmotorisierte wie ich auf Mitfahrgelegenheiten angewiesen sind.
Deswegen habe ich am Altfeld in Zirndorf mein Glück versucht – entweder direkt vom Dachfenster aus oder im nahe gelegenen Feld oder in Burgfarrnbach. Besonders am Altfeld haben sich aber in den letzten drei Jahren die Bedingungen merklich verschlechtert, da Nürnberg sehr nahe liegt. Früher konnte man z.B. im Sommer gegen Mitternacht im Süden den sogenannten »Lagunennebel« mit bloßem Auge erkennen. Heute braucht man hierfür ein gutes Fernglas. Und auch mit dem »kleinen« Teleskop sieht man nur einen verschwommenen Nebel während man mit dem gleichen Gerät in den Schweizer Bergen ein kontrastreiches Muster fast wie auf Fotografien erkennt. Einen Vergleich zeigen die beiden Aufnahmen – aufgenommen mit identischen Belichtungszeiten und Objektiv, freilich für die Wiedergabe in diesem Artikel hier deutlich kontrastverstärkt.
Aber nicht nur die »Lichtverschmutzung« ist im Großraum stärker geworden – auch die Witterungsbedingungen waren in den letzten Jahren spürbar schlechter als früher. Nach dem »Jahrhundertsommer« 2003 gab es nur noch im Jahre 2006 gute Voraussetzungen. Dies habe ich in meinem »Beobachtungsbuch« dokumentiert. Waren es 2006 noch 28 Nächte mit sehr guten Bedingungen, so hatten wir in den Folgejahren nur 10–13 wirklich klare Nächte. Meist sind Schleierwolken oder auch verstärkt Kondensstreifen der Flugzeuge störend.
Der Autor würde gerne ein regelmäßiges Treffen mit Interessenten auch im Raum Fürth organisieren, durchaus nicht in Konkurrenz zu Nürnberg, aber einfach näher für Leute aus dem westlichen Bereich, da die Sternwarte in Nürnberg Ost liegt. Dabei sollte ein neues Konzept verfolgt werden, indem man nach dem Treffen noch beobachten kann. In Zautendorf bei Cadolzburg gibt es diese Möglichkeit: In der Gaststätte/Pension »Reblaus« kann man tagen (und ggf. essen) sowie nur etwa 100 m neben dem Lokal gut beobachten. Zautendorf ist schon ca. 20 km von Nürnberg entfernt und dennoch gut mit dem Zug zu erreichen (3 km mit dem Fahrrad). Die Gaststätte liegt an der Straße (der Ort hat nur ca. 30 Häuser).
Das Treffen soll immer um den Neumondtermin sein und nur bei gutem, sprich wolkenlosem Wetter:
Samstags um 19 Uhr (Winterzeit 18 Uhr), das erste Mal am 4. September 2010
Rückfragen bitte unter Tel. 0172–7239697 oder per Mail an ewerners@aol.com.
Wer kein Teleskop, wohl aber ein iPhone oder – besser noch – ein iPad besitzt, kann mittels Star Walk den Nachthimmel auf spektakuläre Weise erforschen. Nix für Puristen, aber weit besser als nix!
Pressespiegel: »Wir sind die Nacht« (FAZ.NET)