100 Jah­re Sport­park Ron­hof

10. September 2010 | von | Kategorie: Der besondere Beitrag

Am Sams­tag, den 11. Sep­tem­ber 2010, fei­er­te der Sport­park Ron­hof sein 100-jäh­ri­ges Be­stehen. Seit ge­nau 100 Jah­ren ist der Ron­hof, wie er von den Für­ther Fuß­ball­fans ein­fach nur ge­nannt wird, die Hei­mat der SpVgg (Greu­ther) Fürth, wel­che da­mit in der Li­ste der am läng­sten am sel­ben Ort spie­len­den deut­schen Ver­ei­ne hin­ter den Stutt­gar­ter Kickers und Al­to­na 93 heu­te den drit­ten Platz ein­nimmt.

Haupttribüne im Sportpark Ronhof (Foto: Andreas Rümler / »Färdder«)

Haupt­tri­bü­ne im Sport­park Ron­hof (Fo­to: An­dre­as Rüm­ler)

Al­les be­gann im Jahr 1910, als die SpVgg Fürth das Ge­län­de im da­mals noch ei­gen­stän­di­gen und nicht zur Stadt Fürth ge­hör­den­den Ort Ron­hof er­warb. Für die Fi­nan­zie­rung des Er­werbs und Aus­baus muss­te der Ver­ein 56000 Mark auf­brin­gen, wel­che mit der Aus­ga­be von Schuld­schei­nen an die Be­völ­ke­rung und die Er­he­bung von Ein­tritts­gel­dern re­fi­nan­ziert wur­den. Aus ei­ge­ner Kraft schuf sich die SpVgg da­mit die größ­te und mo­dern­ste Sport­stät­te des da­ma­li­gen Deut­schen Reichs, die aus zwei Fuß­ball­plät­zen, ei­ner Lauf­bahn, Ten­nis­plät­zen, ei­nem Ver­eins­haus und ei­ner Tri­bü­ne be­stand. Die Er­öff­nung der neu­en Spiel­stät­te, die of­fi­zi­ell »Sport­platz am Ron­ho­fer Weg ge­gen­über dem Zen­tral-Fried­hof« hieß, war am 11. Sep­tem­ber 1910 mit dem Pri­vat­spiel ge­gen den da­ma­li­gen Deut­schen Mei­ster Karls­ru­her FV, wel­ches mit 2:2 en­de­te und von 8000 Zu­schau­ern be­sucht wur­de.

Der Grund­stein für die wei­te­re Ent­wick­lung des Ver­eins war nun ge­legt und die er­sten Er­fol­ge wur­den er­zielt. Die ste­tig stei­gen­de Be­gei­ste­rung für den Fuß­ball­sport in Fürth mach­te schnell ei­ne Ver­grö­ße­rung des Sta­di­ons not­wen­dig. So wur­de im Jahr 1913 ei­ne grö­ße­re Tri­bü­ne er­rich­tet und um den Haupt­platz wur­den Erd­wäl­le auf­ge­schüt­tet, die mehr Zu­schau­ern Platz bo­ten.

Die po­si­ti­ve Ent­wick­lung hielt auch in der Fol­ge­zeit an, so das die Ka­pa­zi­tät des Sta­di­ons durch klei­ne­re Maß­nah­men, wie et­wa die Ver­grö­ße­rung der Erd­wäl­le, im­mer wie­der er­wei­tert wur­de und bis Mit­te der 20er Jah­re auf 20000 an­stieg. Auch in der In­fra­struk­tur tat sich im Lau­fe der Zeit et­was. So wur­de im Jahr 1913 ei­ne Ent­wäs­se­rungs­an­la­ge für den A‑Platz er­rich­tet und 1927, als der Ort Ron­hof in die Stadt Fürth ein­ge­mein­det wur­de, er­hielt der Sport­park Ron­hof An­schluss zum städ­ti­schen Strom­netz.

Nach drei er­run­ge­nen Mei­ster­schaf­ten in den Jah­ren 1914, 1926 und 1929 galt die SpVgg Fürth An­fang der 30er-Jah­re als ei­ne der be­sten Mann­schaf­ten Eu­ro­pas und ih­re Sport­an­la­ge mit dem Haupt­platz, den mitt­ler­wei­le fünf Trai­nings­plät­zen nebst Ten­nis- und Hockey­plät­zen und dem neu er­rich­te­ten Ver­eins­heim war noch im­mer ei­ne der größ­ten und mo­dern­sten im Lan­de. Noch vor Be­ginn des 2. Welt­krie­ges wur­de die Ka­pa­zi­tät des Sta­di­ons, wel­ches nach Macht­er­grei­fung der Na­zis auch für de­ren Sport­fe­ste her­hal­ten muss­te, noch­mals auf da­nach 25000 Plät­ze er­höht.

Die wei­te­re Ent­wick­lung des Sport­parks Ron­hof hielt sich nach die­ser letz­ten Ver­grö­ße­rung dann aber in Gren­zen. Der 2. Welt­krieg brach an und an­ders als im 1. Welt­krieg wa­ren die­ses Mal auch deut­sche Städ­te im Lan­des­in­nern Ziel al­li­ier­ter An­grif­fe. Die Stadt Fürth kam, ver­gli­chen mit an­de­ren deut­schen Groß­städ­ten, zwar re­la­tiv glimpf­lich da­von, den­noch brann­te die Tri­bü­ne im Sport­park Ron­hof An­fang 1945 nach ei­nem Luft­an­griff, wel­cher ei­ner na­he ge­le­ge­nen Flak­stel­lung ge­gol­ten hat­te, völ­lig aus. Die Tri­bü­ne selbst wur­de da­nach schnell durch ei­nen un­über­dach­ten Be­helfs­bau er­setzt – das eben­falls in Mit­lei­den­schaft ge­zo­ge­ne Ar­chiv der SpVgg Fürth war aber wei­test­ge­hend un­wie­der­bring­lich ver­lo­ren.

Nach dem Krieg und mit ei­ni­gen Jah­ren Ab­stand wur­de das Ge­län­de er­neut um­ge­baut und mo­der­ni­siert. Der ent­stan­de­ne Neu­bau von 1951 stellt das Sta­di­on dar, das die mei­sten Für­ther heu­te noch als “al­ten Ron­hof” ken­nen. Be­stehend aus der über­dach­ten und bis heu­te ge­nutz­ten Haupt­tri­bü­ne auf der West­sei­te und den ab­ge­stuf­ten Steh­wäl­len, die rund um den A‑Platz ver­lie­fen. Die Ver­kom­mer­zia­li­sie­rung des Pro­fi­fuß­balls deu­te­te sich be­reits zur da­ma­li­gen Zeit an und äu­ßer­te sich im Ron­hof auf mäch­ti­gen Wer­be­ta­feln, die hoch über die Steh­plät­ze rag­ten und auf de­nen für lo­ka­le Fir­men wie dem Fahr­rad­ge­schäft He­gen­dör­fer oder dem Sport-Ma­ga­zin, dem Vor­läu­fer des kicker-Sport­ma­ga­zins, ge­wor­ben wur­de. Das Fas­sungs­ver­mö­gen be­trug mitt­ler­wei­le et­was mehr als 30000 Plät­ze, wel­ches al­ler­dings nur ein­mal, bei ei­nem Spiel im Jahr 1952 ge­gen den Lo­kal­ri­va­len aus Nürn­berg, voll aus­ge­schöpft wur­de.

In den 60er Jah­ren be­gann der lang­sa­me Nie­der­gang der SpVgg Fürth und, da das Geld knapp wur­de, auch der Ver­fall des Ron­hofs. Mehr als ei­ne Mil­li­on Mark Schul­den drück­ten den Ver­ein, der dar­auf­hin rund 1,4 Hekt­ar sei­nes Sport­ge­län­des ver­kauf­te und nach dem ver­pass­ten Auf­stieg in die 1963 ge­grün­de­te Bun­des­li­ga nur noch we­nig Mit­tel zum Aus­bau und Un­ter­halt sei­ner Sport­an­la­gen zur Ver­fü­gung stel­len konn­te. Ein neu­er Me­tall­zaun und Kas­sen­häus­chen wa­ren die ein­zi­gen Neue­ru­nun­gen auf dem Ge­län­de.

Nach an­hal­ten­dem sport­li­chen Miss­erfolg, der 1983 mit dem Ab­stieg in die Bay­ern­li­ga sei­nen Hö­he­punkt fand, muss­te sich der Ver­ein nun ganz von sei­nem Sport­ge­län­de tren­nen. Play­mo­bil-Chef Horst Brand­stät­ter er­warb im April 1983 das Ge­län­de für die Sum­me von 12 Mil­lio­nen Mark. Von die­sem Zeit­punkt an war die SpVgg Fürth nur noch Päch­ter des Sport­parks Ron­hof, der in den Fol­ge­jah­ren zu­se­hends ver­fiel. Wer er­in­nert sich nicht an die zahl­rei­chen Stol­per­fal­len an den ma­ro­den Steh­platz­stu­fen, die ei­nem auf der Wan­de­rung wäh­rend der Halb­zeit­pau­se von der Ost- auf die Nord- oder Süd­sei­te be­geg­ne­ten?

Im Jahr 1995 wur­de dann die Wen­de ein­ge­lei­tet. Die bei­den Prä­si­den­ten der nun vor der Plei­te ste­hen­den SpVgg Fürth, Ed­gar Bur­kart, so­wie des sol­ven­den TSV Ve­sten­bergs­greuth, Hel­mut Hack, ei­nig­ten sich nach ei­nem Spiel dar­auf, bei­de Ver­ei­ne künf­tig ge­mein­sam mit ei­ner Mann­schaft ins Ren­nen zu schicken. Die SpVgg Greu­ther Fürth war ge­bo­ren und trat in der Spiel­zeit 1996/97 erst­mals in der dritt­klas­si­gen Re­gio­nal­li­ga Süd an. Auch in Sa­chen Fi­nan­zen stand man nach dem Bei­tritt des TSV Ve­sten­bergs­greuth nun wie­der bes­ser dar und pro­fi­tier­te zu­sätz­lich da­von, daß der Lo­kal­ri­va­le aus Nürn­berg zeit­gleich eben­falls in der Re­gio­nal­li­ga an­trat und beim auf­grund von Si­cher­heits­be­den­ken nach Nürn­berg ver­la­ger­ten Für­ther »Heim­spiel« für ein vol­les Sta­di­on und glän­zen­de Au­gen des Kas­sen­warts sorg­te. Zu­sätz­li­che Ein­nah­men er­ga­ben sich aus den eben­falls gut be­such­ten DFB-Po­kal­spie­len ge­gen den Ti­tel­ver­tei­di­ger aus Kai­sers­lau­tern, dem 1. FC Nürn­berg und dem da­ma­li­gen Eu­ro­pa­po­kal­teil­neh­mer Karls­ru­her SC.

Be­reits im er­sten Jahr bot die neue Mann­schaft be­gei­stern­den Fuß­ball und schaff­te nach der Sai­son den Auf­stieg in die 2. Bun­des­li­ga und da­mit die Rück­kehr in den Pro­fi­fuß­ball. Sei­tens der Deut­schen Fuß­ball-Li­ga muss­ten nun ei­ni­ge An­for­de­run­gen an die Spiel­stät­te, wie et­wa Block­tren­nung, er­füllt wer­den. Die Ver­ant­wort­li­chen stan­den vor der Ent­schei­dung, den Sport­park Ron­hof grund­le­gend zu sa­nie­ren oder gleich ein neu­es Sta­di­on zu bau­en. Man ent­schied sich für ei­nen Neu­bau.

So en­stand in der Re­kord­zeit von nur 50 Ta­gen ab En­de Mai 1997 das neue Sta­di­on. Erst wur­den die al­ten Pap­peln hin­ter den Steh­plät­zen auf der Ost­sei­te ge­fällt, dann wur­den die Erd­wäl­le auf der Nord- und Ost­sei­te ab­ge­tra­gen. Die Nord­sei­te be­kam ei­ne so­li­de Be­ton-Steh­tri­bü­ne und auf der Ost­sei­te ent­stand ei­ne neue über­dach­te Sitz­tri­bü­ne in Stahl­rohr­kon­struk­ti­on. Die Haupt­tri­bü­ne auf der West­sei­te und die Steh­plät­ze auf der Süd­sei­te blie­ben noch un­ver­än­dert. Das neue Sta­di­on, wel­ches den Na­men Play­mo­bil-Sta­di­on er­hielt, wur­de am 20. Ju­li 1997 mit ei­nem Test­spiel ge­gen den TSV 1860 Mün­chen of­fi­zi­ell ein­ge­weiht.

Blick auf das Spielfeld (Foto: Andreas Rümler / »Färdder«)

Blick auf das Spiel­feld (Fo­to: An­dre­as Rüm­ler)

Zwei Jah­re spä­ter dann, als man sich in der 2. Bun­des­li­ga eta­bliert hat­te, wag­te man sich an den Um­bau der Süd­sei­te. Man er­rich­te­te ei­ne Sitz­tri­bü­ne so­wie ei­nen neu­en Steh­platz­block für die Gä­ste­fans. Auch ei­ne Flut­lich­an­la­ge, die man sei­tens der Deut­schen Fuß­ball-Li­ga nun for­der­te, wur­de in­stal­liert.

Die fol­gen­den Jah­re ver­zich­te­te man auf grö­ße­re Um­bau­maß­nah­men. Erst Mit­te 2008 voll­zog man noch­mals ei­nen grö­ße­ren Um­bau und er­rich­te­te auf dem Be­reich des Block 1, dem letz­ten üb­rig ge­blie­be­nen Steh­platz­rang des »al­ten« Ron­hofs, zwi­schen Haupt­tri­bü­ne und der 1997 er­rich­te­ten Nord­tri­bü­ne ein neu­es VIP-Ge­bäu­de. Die Nord­tri­bü­ne wur­de zeit­gleich über­dacht.

Im Vor­feld des nun an­ste­hen­den 100-jäh­ri­gen Ju­bi­lä­ums wur­den Mit­te 2010 die blau­en Sitz­scha­len auf der Süd­tri­bü­ne ge­gen grü­ne aus­ge­tauscht. Zu­sam­men mit der Ge­gen­ge­ra­de und der Haupt­tri­bü­ne er­gibt dies ei­ne ein­heit­li­che weiß-grü­ne Farb­ge­bung im Sta­di­on. Auch die Fas­sa­de der Haupt­tri­bü­ne be­kam ei­nen neu­en weiß-grü­nen An­strich, so daß die Ver­ein­far­ben mitt­ler­wei­le ei­ne ho­he Prä­senz im Sta­di­on zei­gen. Nur zur Rück­be­nen­nung in den von den Fans fa­vo­ri­sier­ten Na­men Sport­park Ron­hof konn­te man sich sei­tens des Ver­eins nicht durch­rin­gen. Statt­des­sen wur­den die Na­mens­rech­te an das Für­ther Un­ter­neh­men Me­de­rer ver­kauft und das Play­mo­bil-Sta­di­on zu Be­ginn der Spiel­zeit 2010/11 in Trol­li-Are­na, ei­ner Han­dels­mar­ke von Me­de­rer, um­be­nannt. Der heu­ti­ge Ron­hof hat ein Fas­sungs­ver­mö­gen von 15000 über­dach­ten und un­über­dach­ten Plät­zen.

Um das Ju­bi­lä­um ih­res Sta­di­ons ge­büh­rend zu be­ge­hen, ha­ben sich die Klee­blatt-Fans für das Heim­spiel ge­gen Ale­man­nia Aa­chen (12. Sep­tem­ber 2010, An­pfiff 13:30 Uhr) ei­ne Cho­reo­gra­phie aus­ge­dacht. Sei­tens des Ver­eins gibt es ei­ne Son­der­kol­lek­ti­on an Fan­ar­ti­keln so­wie ein im Ok­to­ber er­schei­nen­des Buch zum The­ma. Die Mann­schaft wird in ei­nem Son­der­tri­kot auf­lau­fen und im Stadt­mu­se­um Lud­wig Er­hard ist ab vor­aus­sicht­lich En­de Sep­tem­ber ei­ne Son­der­au­stel­lung zu se­hen.

Wer mehr lesen/sehen will, dem sei­en fol­gen­de Links emp­foh­len:

Chronik­sei­ten der SpVgg
Der Ron­hof auf Wi­ki­pe­dia
Der Ron­hof im Fürth-Wi­ki

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19 Kommentare zu »100 Jah­re Sport­park Ron­hof«:

  1. Huebschmann A. sagt:

    Su­per Beitrag.Koennt Ihr nicht ei­ne ech­te FÜRTHER Zei­tung rausbringen,dann wae­ren wir die­sen nürn­ber­ger ab­le­ger (Für­ther Nach­rich­ten) end­lich los.

  2. Wie auf je­ner Sei­te er­läu­tert, wol­len und kön­nen wir nicht in Kon­kur­renz tre­ten zur eta­blier­ten Ta­ges­pres­se. Wenn uns al­ler­dings je­mand ge­ne­rö­ser­wei­se die da­für nö­ti­ge In­fra­struk­tur spen­den soll­te (Re­dak­ti­ons­räu­me, tech­ni­sche Aus­stat­tung, Drucke­rei, Ver­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on, Löh­ne und Ge­häl­ter, und, und, und, ...), dann wür­den wir un­ser Kon­zept wo­mög­lich noch­mals über­den­ken...

  3. fritz e. sagt:

    Ein Klas­se Bei­trag!

  4. Färdder sagt:

    Das Ju­bi­lä­ums­spiel ge­gen Aa­chen heu­te en­de­te mit 1:1.

    Bil­der von der Cho­reo­gra­phie sind auf der Bil­der­sei­te der Fan­sze­ne ab­ruf­bar – eben­so wie ei­ni­ge se­hens­wer­te Ron­hof-Pan­ora­men.

  5. Färdder sagt:

    Die Aus­stel­lung im Stadt­mu­se­um Lud­wig Er­hard öff­net, lt. der ak­tu­el­len Aus­ga­be der Stadt­zei­tung, am 28. Sep­tem­ber 2010 und wird bis Jah­res­en­de zu be­sich­ti­gen sein.

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