kunst ga­le­rie fürth: Dro­hen­de Schlie­ßung?

1. November 2010 | von | Kategorie: Politik

Ein of­fe­ner Brief an den Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Tho­mas Jung, die Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den des Für­ther Stadt­rats so­wie die Stadt­käm­me­rin Dr. Ste­fa­nie Am­mon.

Ausstellungsbanner zu »Cut.X« (Foto: Dr. Michael Müller)

Aus­stel­lungs­ban­ner zu »Cut.X«
(Fo­to: Dr. Mi­cha­el Mül­ler)

Viel­leicht hat ja der Ti­tel der ge­ra­de zu En­de ge­hen­den Aus­stel­lung der kunst ga­le­rie fürth die Stadt­ob­rig­keit da­zu in­spi­riert ih­re Schlie­ßung ins Au­ge zu fas­sen: »Cut.X«. Mit ei­nem schnel­len Ko­sten­schnitt will man ei­nen nach­hal­ti­gen Bei­trag zur Sa­nie­rung der de­so­la­ten städ­ti­schen Fi­nan­zen er­zie­len.

Auf den er­sten, schnel­len Blick hal­ten sich die Fol­gen ei­nes der­ar­ti­gen Schrit­tes und Schnit­tes schein­bar in en­gen Gren­zen. Die Trag­wei­te ei­ner Schlie­ßung of­fen­bart sich erst bei ei­ner Be­trach­tung der Lang­zeit­fol­gen:

 
1. Die mu­se­ums­päd­ago­gi­schen Lei­stun­gen der kunst ga­le­rie sind im Be­reich der Für­ther Schu­len und Vor­schu­len seit Jah­ren fest ver­an­kert. 2.000 bis 3.000 Schü­ler wer­den pro Jahr in Kunst­ge­spräch und Werk­raum­ar­beit an Be­deu­tung und Mög­lich­kei­ten der dar­stel­len­den Kunst her­an­ge­führt.

An­ge­sichts des ho­hen An­teils Für­ther Schü­ler mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund wird hier ein nicht zu un­ter­schät­zen­der Bei­trag zur Her­an­füh­rung und In­te­gra­ti­on un­ter­schied­li­cher Kul­tur­krei­se ge­lei­stet. Und da stellt sich die Fra­ge: Will Fürth sich aus der Aus­län­der-In­te­gra­ti­on ver­ab­schie­den?

 
2. Der Für­ther In­nen­stadt­be­reich ist durch drei tags­über zu be­su­chen­de kul­tu­rel­le High­lights aus­ge­zeich­net: Jü­di­sches Mu­se­um, Stadt­mu­se­um Lud­wig Er­hard und eben die kunst ga­le­rie.

Seit Jah­ren be­müht sich die Stadt­ob­rig­keit um ei­ne Auf­wer­tung ih­rer In­nen­stadt durch ei­ne neue In­fra­struk­tur als Ein­kaufs­stadt: Pro­jekt Ein­kaufs­cen­ter. An­spruchs­voll soll es wer­den, so tönt es im­mer wie­der, die ho­he Kauf­kraft sei ja vor­han­den.

An­spruchs­vol­le Be­su­cher er­war­ten aber mehr als ein ge­ho­be­nes Kon­sum­gü­ter­an­ge­bot. Auch das Flair der Stadt ent­schei­det über Kom­men oder Weg­blei­ben. Und da stellt sich die Fra­ge: Will Fürth den Drei­klang sei­nes in­ner­städ­ti­schen Kul­tur­ange­bots auf­ge­ben?

 
3. Die Rie­ge der Für­ther Fe­ste, über das Jahr ver­teilt, ist spek­ta­ku­lär: Stadt­fest, New Or­leans Fe­sti­val, Me­tro­pol­ma­ra­thon, Beach Vol­ley­ball, Fürth Fe­sti­val etc. Wohl weit­ge­hend von Spon­so­ren ge­tra­gen (was ver­spre­chen sich die­se ei­gent­lich für ih­re Aus­ga­ben?), ist städ­ti­sche Man­power – und da­mit Geld aus städ­ti­schen Kas­sen – im­mer wie­der in die Ak­ti­vi­tä­ten ein­ge­bun­den.

Dass die­se Fe­ste nicht je­der­manns Sa­che sind, ist ei­ne Tat­sa­che. Aber Viel­falt zeich­net nun ein­mal das Le­ben ei­ner Stadt aus. Hier stellt sich nun al­ler­dings die Fra­ge: Will Fürth ei­nem Teil sei­ner Be­völ­ke­rung, näm­lich den Kul­tur­ori­en­tier­ten, ei­nen An­lauf­punkt ih­rer In­ter­es­sen ein­fach weg­neh­men? Und dies, ob­gleich die­se Be­völ­ke­rungs­grup­pe ge­ra­de durch ih­re Steu­ern zu den Fi­nan­ziers der kunst ga­le­rie zu zäh­len ist.

 
4. Am 7. No­vem­ber 2002 wur­de die kunst ga­le­rie der Öf­fent­lich­keit über­ge­ben. Un­ter der Ägi­de von Ober­bür­ger­mei­ster Wil­helm Wen­ning noch ge­plant und um­ge­setzt, er­öff­ne­te der frisch ge­kür­te Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Jung das Haus. Ei­gent­lich war es ihm viel zu klein ge­ra­ten, denn noch im Wahl­kampf hat­te er kurz zu­vor die gro­ße Lö­sung ei­ner Kunst­ga­le­rie im Ge­bäu­de der Hy­po-Ver­eins­bank an der Fried­rich­stra­ße in die Dis­kus­si­on ge­bracht.

Gilt al­so auch in der Für­ther Po­li­tik, die stets für Se­rio­si­tät wirbt, der Satz: Was in­ter­es­siert mich mein Ge­schwätz von vor­ge­stern?

 
5. In die Fi­nan­zie­rung der kunst ga­le­rie sind 2002 – so wird be­rich­tet – Mit­tel aus dem För­der­pro­gramm »So­zia­le Stadt« ge­flos­sen. Die Mit­tel­bin­dung für den ein­ge­setz­ten Zweck liegt bei 20 Jah­ren. Acht Jah­re lau­fen in die­sen Ta­gen ge­ra­de ab.

För­der­gel­der für Pro­jek­te ein­zu­wer­ben ist ei­ne le­gi­ti­me und weit­hin ge­üb­te Pra­xis der Kom­mu­nen. Wur­de ein Pro­jekt er­folg­reich plat­ziert, heißt es, dass wie­der ein­mal Geld in die Kas­sen der Stadt »ge­spült« wird. Die­ses ge­spül­te Geld ist aber nicht nur ei­ne Wohl­tat, son­dern be­deu­tet auch Ver­pflich­tung.

Wie steht es da um die Glaub­wür­dig­keit der Stadt, wenn sie ver­sucht mit leich­ter Hand die Fri­sten­bin­dung auf­zu­kün­di­gen und über den Rest­be­trag ei­ner Rück­zah­lung zu feil­schen?

 
Ich hof­fe, dass die­se fünf Punk­te, die we­sent­li­che Aspek­te der lau­fen­den Dis­kus­si­on auf­grei­fen, noch ein­mal zum Nach­den­ken und Ab­wä­gen an­re­gen.

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24 Kommentare zu »kunst ga­le­rie fürth: Dro­hen­de Schlie­ßung?«:

  1. Zum glei­chen The­ma er­reich­te uns heu­te ein wei­te­rer of­fe­ner Brief von Dr. Tho­mas Heyden, sei­nes Zei­chens Ku­ra­tor am Neu­en Mu­se­um Nürn­berg, den wir nach­fol­gend im Wort­laut wie­der­ge­ben:

     

    Dr. Tho­mas Heyden
    Lui­sen­stra­ße 9, 90762 Fürth

     
    Fürth, den 1. No­vem­ber 2010

     
    Sehr ge­ehr­ter Herr Ober­bür­ger­mei­ster, lie­ber Tho­mas Jung,

    es nö­tigt mir gro­ßen Re­spekt ab, wie Hans-Pe­ter Miksch in die­sen schwie­ri­gen Ta­gen, die ja nicht zu­letzt auch über sei­ne per­sön­li­che Zu­kunft ent­schei­den, nicht mü­de wird, dar­auf auf­merk­sam zu ma­chen, dass es nicht um die Qua­li­tät sei­ner jah­re­lan­gen Ar­beit für die Städ­ti­sche Ga­le­rie ge­he, son­dern aus­schließ­lich um die grund­sätz­li­che Fra­ge der Exi­stenz­be­rech­ti­gung die­ser Ein­rich­tung. Es fällt mir tat­säch­lich schwer, nicht noch ein­mal auf die be­son­de­re Lei­stung zu spre­chen zu kom­men, die es be­deu­tet, in Fürth ei­nen so le­ben­di­gen Ort der Kunst eta­bliert zu ha­ben. Ger­ne möch­te ich zum Bei­spiel an Herrn Mikschs her­vor­ra­gen­de Idee er­in­nern, das Ei­sen­bahn­ju­bi­lä­um zu nut­zen, um ei­nen der größ­ten ame­ri­ka­ni­schen Fo­to­künst­ler des 20. Jahr­hun­derts, Win­s­ton Link, zu prä­sen­tie­ren. Doch ich ver­sa­ge es mir, da ich da­mit bei Ih­nen, lie­ber Herr Jung, of­fe­ne Tü­ren ein­ren­nen wür­de. Schließ­lich ha­ben Sie die Lei­stung von Herrn Miksch nie in Zwei­fel ge­zo­gen.

    Es geht um ei­ne grund­sätz­li­che Fra­ge der Für­ther Kul­tur­po­li­tik. Darf ei­ne Groß­stadt, die bald 120.000 Ein­woh­ner zäh­len wird, im Ge­bäu­de ih­rer kul­tu­rel­len Ein­rich­tun­gen auf den Bau­stein ei­ner Kunst­ga­le­rie ver­zich­ten? Die Fra­ge ver­schärft sich an­ge­sichts des Selbst­ver­ständ­nis­ses un­se­rer Stadt, die zu Recht stolz ist auf die vie­len bil­den­den Künst­ler, die den Na­men Fürths weit über die Re­gi­on hin­aus­tra­gen. Es sei nur an Oli­ver Bo­berg und An­dre­as Oeh­lert er­in­nert, die bei­de auch schon in der Städ­ti­schen Ga­le­rie vor­ge­stellt wur­den. Schrei­ben Sie es mei­nem Lo­kal­pa­trio­tis­mus zu, dass ich in Sa­chen zeit­ge­nös­si­scher Kunst nicht von Nürn­berg und Er­lan­gen ab­hän­gig wer­den möch­te. Kein Für­ther möch­te ge­zwun­gen sein, zum Ein­kau­fen in die U‑Bahn nach Nürn­berg stei­gen zu müs­sen. Ver­hält es sich mit der Kul­tur nicht ge­nau­so? Un­ser Stadt­thea­ter, un­se­re Mu­se­en, al­len vor­an das Jü­di­sche Mu­se­um, das Kul­tur­fo­rum und die Kunst­ga­le­rie Fürth be­grün­den die kul­tu­rel­le Iden­ti­tät un­se­rer Stadt und spie­len mit im Kon­zert der kul­tu­rel­len Ein­rich­tun­gen der Me­tro­pol­re­gi­on.

    Sie wis­sen es bes­ser als ich, dass in Fürth un­ab­hän­gig vom Par­tei­buch lan­ge von ei­ner Städ­ti­schen Ga­le­rie ge­träumt wur­de, be­vor sie vor acht Jah­ren Wirk­lich­keit wur­de. Kann es sein, dass schon beim er­sten Frost ihr En­de ge­kom­men ist, statt die Ga­le­rie zu über­win­tern, so wie das Ihr Ober­bür­ger­mei­ster­kol­le­ge und Par­tei­freund Ma­ly in Nürn­berg mit sei­nen kul­tu­rel­len In­sti­tu­tio­nen vor­hat? Ist das die Nach­hal­tig­keit, die Po­li­ti­ker so ger­ne in den Mund neh­men? Kann es sein, dass nach nur acht Jah­ren das Exi­stenz­recht der Kunst­ga­le­rie schon wie­der in Fra­ge ge­stellt wird? Sie wer­den das fol­gen­de Ar­gu­ment in den kom­men­den Wo­chen noch häu­fi­ger zu hö­ren be­kom­men, doch ist es des­we­gen nicht we­ni­ger rich­tig: Ge­schlos­sen ist ei­ne kul­tu­rel­le Ein­rich­tung schnell, doch wie­der­eröff­net wird sie so schnell nicht.

    Dank der her­vor­ra­gen­den mu­se­ums­päd­ago­gi­schen Ar­beit von Ja­na Man­tel hat sich die Kunst­ga­le­rie Fürth zu ei­nem Ort ent­wickelt, des­sen Schlie­ßung ei­ne emp­find­li­che Lücke in den au­ßer­schu­li­schen Bil­dungs­an­ge­bo­ten un­se­rer Stadt hin­ter­las­sen wür­de. All­zu leicht ver­gisst man, dass Mu­se­en und Kunst­hal­len nicht nur eli­tä­re Be­dürf­nis­se ei­ner klei­nen Sze­ne be­die­nen, son­dern ei­nen un­ver­zicht­ba­ren Bei­trag zur Bil­dung lei­sten, die heu­te mehr denn je in den Fo­kus der Po­li­tik ge­rückt ist.

    Ge­stat­ten Sie mir ab­schlie­ßend noch ein of­fe­nes Wort: Dass die Schlie­ßungs­plä­ne aus­ge­rech­net im In­te­rim zwi­schen den Kul­tur­re­fe­ren­ten Scha­rin­ger und Rei­chert auf den Tisch kom­men, lässt die Po­li­tik im Rat­haus in kei­nem gu­ten Licht er­schei­nen. Fehlt hier nicht in der Dis­kus­si­on ei­ne wich­ti­ge Stim­me, näm­lich die des of­fi­zi­el­len Für­spre­chers der Kul­tur?

    Lie­ber Tho­mas Jung, wer­den Sie Ih­rer Rol­le als kom­mis­sa­ri­scher Kul­tur­re­fe­rent ge­recht und ret­ten Sie die Stadt­ga­le­rie Fürth!

    Herz­lich grüßt

    Ihr
    Tho­mas Heyden

     
    Die Brie­fe von Dr. Mi­cha­el Mül­ler und Dr. Tho­mas Heyden sind per­sön­li­che Stel­lung­nah­men wi­der die dro­hen­de Schlie­ßung der kunst ga­le­rie fürth, über die Mar­tin Peetz be­reits am 25.10.2010 in sei­nem Ar­ti­kel »Feu­er un­term Dach der kunst ga­le­rie fürth« be­rich­tet hat­te. Dort fin­den Sie auch ei­ne her­un­ter­lad­ba­re Un­ter­schrif­ten­li­ste, auf der Sie Ih­ren Pro­test ge­gen die Schlie­ßungs­plä­ne ar­ti­ku­lie­ren kön­nen.

  2. Alex Gau­ert, Kreis­vor­sit­zen­der von Bünd­nis 90 / Die Grü­nen Fürth Stadt schickt uns fol­gen­de of­fi­zi­el­le Stel­lung­nah­me sei­ner Par­tei mit der Bit­te um Ver­öf­fent­li­chung:

     

    Pres­se­mit­tei­lung 2010-11-02

    Zu kurz­fri­stig ge­dacht, denn selbst wenn die Haus­halts­la­ge sich wie­der ent­spannt, ei­ne ein­mal ge­schlos­se­ne Kunst Ga­le­rie Fürth – bleibt ge­schlos­sen. Das muss auf je­den Fall ver­hin­dert wer­den.

    Alex­an­der Gau­ert, Kreis­vor­sit­zen­der der Grü­nen in Fürth, er­klärt zur dro­hen­den Schlie­ßung der Kunst­ga­le­rie in Fürth:

    Bei Kür­zun­gen muss man mit be­dacht vor­ge­hen, für Schlie­ßun­gen gilt das um so mehr. Mit der Schlie­ßung der Kunst Ga­le­rie kann si­cher­lich kurz­fri­stig Geld ein­ge­spart wer­den. Vor­aus­ge­setzt, dass das oh­ne ein Rück­zah­lung der För­de­rung mög­lich ist. Al­ler­dings ist dies zu kurz­fri­stig ge­dacht, denn selbst wenn die Haus­halts­la­ge sich wie­der ent­spannt, ei­ne ein­mal ge­schlos­se­ne Ga­le­rie bleibt ge­schlos­sen.

    Die Ga­le­rie be­nö­tigt ca. 160.000 Eu­ro jähr­lich. Die­ser Be­trag soll kom­plett ge­stri­chen wer­den. Das wä­re das En­de der Kunst Ga­le­rie.

    In den letz­ten zwei Jah­ren wur­de bspw. der künst­le­ri­sche Etat des Stadt Thea­ters um rund 200.000 Eu­ro er­höht! Hier wä­re bei­spiels­wei­se Ein­spar­po­ten­zi­al, oh­ne dass die Stadt Ga­le­rie für im­mer ih­re Tü­ren schlie­ßen muss. Ein ent­spre­chen­der An­trag ei­ne Kür­zung des künst­le­ri­schen Etats zu­gun­sten der Stadt Ga­le­rie vor­zu­neh­men, wird von der Grü­nen Frak­ti­on in den Stadt­rat ein­ge­bracht.

    Ich ap­pel­lie­re da­her an den Stadt­rat, die Kunst Ga­le­rie nicht zu schlie­ßen.

  3. Am kom­men­den Sonn­tag (07.11.2010) ver­an­stal­ten die kunst ga­le­rie fürth und ihr För­der­ver­ein un­ter dem Ti­tel »KOMMSCHAUKUNST III« ihr jähr­li­ches Fest (Fly­er-Down­load). Un­ser Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Tho­mas Jung hat sein Kom­men zu­ge­sagt und will um 13:00 Uhr das Wort ans Pu­bli­kum rich­ten. Wer al­so aus er­ster Hand über die ge­plan­ten Ein­spa­rungs­maß­nah­men in­for­miert wer­den möch­te, soll­te um die­se Zeit vor Ort prä­sent sein...

  4. Alex Gauert sagt:

    Scha­de an die­sem Sonn­tag ha­ben wir auch wie­der Haus­halts­be­ra­tung der Frak­ti­on. Wenn es ir­gend­wie geht, ver­su­che ich aber zu­min­dest beim Gruß­wort des Bür­ger­mei­sters da­bei zu sein.

  5. Ein wei­te­rer of­fe­ner Brief kam so­eben per Mail von der Lei­te­rin der Kunst­hal­le Mainz, die mehr als nur noch ei­nen Kof­fer in Fürth ste­hen hat:

     

    Na­ta­lie de Ligt
    Kö­nigs­war­terstra­ße 68
    90762 Fürth

     
    4. No­vem­ber 2010

     
    Of­fe­ner Brief

     
    Kei­ne Schlie­ßung der Kunst­ga­le­rie Fürth – Fürth, die Wis­sen­schafts­stadt?

     
    Sehr ge­ehr­ter Herr Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Jung,

    ich schrei­be als Bür­ge­rin der Stadt Fürth und Ku­ra­to­rin im Be­reich Ge­gen­warts­kunst.

    Nicht nur die Tat­sa­che, dass die ver­ant­wort­li­chen Po­li­ti­ker der Stadt Fürth die Schlie­ßung der Kunst­ga­le­rie Fürth durch­set­zen wol­len, son­dern auch die Art und Wei­se, wie das ge­schieht, ist nicht nach­voll­zieh­bar und zeugt nicht von ver­ant­wor­tungs­vol­ler Po­li­tik. Es fehlt an Au­gen­maß, Weit­sicht und Kul­tur, wenn man nicht weiß, was in ei­ner Stadt ver­han­del­bar ist und was kei­nes­falls.

    Die Kunst­ga­le­rie Fürth ge­hört zu den nicht ver­han­del­ba­ren Or­ten!

    Da­von ab­ge­se­hen ist sie die ein­zi­ge Ein­rich­tung für die Prä­sen­ta­ti­on und Ver­mitt­lung von Ge­gen­warts­kunst in Fürth. Mit den 1,5 Per­so­nal­stel­len und ei­nem Mi­ni­malst­bud­get, wer­den pro­fes­sio­nell künst­le­ri­sche Po­si­tio­nen ge­zeigt. Zu je­der Aus­stel­lung gibt es Ver­an­stal­tun­gen, Füh­run­gen und ein Ver­mitt­lungs­pro­gramm für Kin­der.

    Das Pro­gramm ist viel­fäl­tig, be­stehend aus Einzel‑, Grup­pen- und the­men­be­zo­ge­nen Aus­stel­lun­gen, in de­nen na­tio­na­le und in­ter­na­tio­na­le Po­si­tio­nen ge­zeigt und auch im­mer wie­der re­gio­na­le Künst­le­rin­nen und Künst­ler vor­ge­stellt wer­den. Das Pro­gramm wird wahr­ge­nom­men, ge­nutzt und ist ge­schätzt.

    Was die Kunst­ga­le­rie Fürth ist und lei­stet, stellt schon lan­ge kei­nen wei­chen Stand­ort­fak­tor mehr dar, son­dern ei­nen hand­fe­sten. Sie be­deu­tet kul­tu­rel­le (Grund)Versorgung und Be­rei­che­rung der Stadt und Um­ge­bung. Die Künst­ler und die Kunst sind im­mer das Salz in der Sup­pe ei­ner Stadt. Sich des­sen nicht be­wusst zu sein, wä­re fahr­läs­sig und of­fen­bar­te man­geln­des Ge­spür für die Be­deu­tung von Kul­tur.

    Wes­halb hat man nicht im Vor­feld nach We­gen für den Er­halt der Kunst­ga­le­rie ge­sucht? Wes­halb wur­den die Bür­ger nicht in­for­miert? Oh­ne Wis­sen der Be­trof­fe­nen die Ab­schaf­fung der Kunst­ga­le­rie zu be­schlie­ßen, heißt auch, hin­ter dem Rücken der Bür­ger und ih­rer In­ter­es­sen und Be­dürf­nis­se zu han­deln.

    Man muss der­zeit an­neh­men, dass es nie den Wil­len gab, die städ­ti­sche Ga­le­rie zu­kunfts­si­cher zu ma­chen, weil es viel­leicht nie ein ori­gi­nä­res In­ter­es­se an der Kunst­ga­le­rie gab? Wie der­zeit mit der Kunst­ga­le­rie ver­fah­ren wird, of­fen­bart ei­ne Po­li­tik nach per­sön­li­chen Vor­lie­ben und Ge­schmack. Von der Exi­stenz ei­ner Kul­tur­po­li­tik kann in Fürth so kaum die Re­de sein.

    Sie als Ober­bür­ger­mei­ster soll­ten für al­le Be­lan­ge die­ser Stadt Sor­ge tra­gen. Die Kul­tur­ver­sor­gung und mit ihr die städ­ti­sche Kunst­ga­le­rie ge­hö­ren da­zu. Ein mög­li­ches Des­in­ter­es­se ge­gen­über ein­zel­nen Be­rei­chen ent­bin­det nicht von der po­li­ti­schen Ver­ant­wor­tung, die al­les im Au­ge ha­ben muss. Auch in Ih­rer Funk­ti­on als Be­zirks­vor­sit­zen­der im Baye­ri­schen Städ­te­tag muss ich Weit­sicht und Sorg­falt er­war­ten kön­nen.

    Kunst war und ist in der Zeit, in der sie ent­steht, im­mer auch auf Ver­mitt­lung an­ge­wie­sen. Die Im­pres­sio­ni­sten sind zu ih­rer Zeit als »Schmier­fin­ken« be­schimpft wor­den. Das wird ger­ne ver­ges­sen. Aber Kunst ist kei­ne Ge­schmacks­fra­ge. Sie ist im­mer mehr, als das Ma­te­ri­al, aus dem sie ge­macht ist. Sie ist gei­sti­ges Gut, Teil des kol­lek­ti­ven Ge­dächt­nis’, sie ist Den­ken von Ge­gen­wart. Kunst ist Spra­che in Bil­dern, die In­hal­te ver­mit­telt, die an­der­wei­tig nicht trans­por­tier­bar sind. Ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit bild­ne­ri­schem Den­ken ist un­er­läss­lich für die kul­tu­rel­le Bil­dung.

    Das Ge­bäu­de der Kunst­ga­le­rie wur­de mit viel Geld und Auf­wand aus­stel­lungs­taug­lich um­ge­baut. Die Ga­le­rie selbst wur­de stolz er­öff­net. Ich will die Hal­tung und die Mo­ti­va­ti­on, mit der das ge­schah, wie­der se­hen, ge­ra­de in schlech­ten Ta­gen.

    Die vor­geb­li­che Ein­spa­rung, die ei­ne Schlie­ßung bringt, ist ver­gleichs­wei­se ge­ring. Dem ge­gen­über steht aber ein nicht zu recht­fer­ti­gen­der und un­ver­hält­nis­mä­ßi­ger Ver­lust für das Kul­tur­le­ben Fürths. Es be­deu­tet ei­ne fa­ta­le Lücke auf nicht ab­seh­ba­re Zeit.

    Die Kunst­ga­le­rie oh­ne den Hauch ei­nes Lö­sungs­ver­suchs qua­si hin­ten­her­um und al­ter­na­tiv­los strei­chen zu wol­len, kommt als aus­gren­zen­des und ach­tungs­lo­ses Ver­hal­ten an, und zeugt von we­nig Ver­ständ­nis für Kul­tur und Ver­ant­wor­tung.

    Bit­te stop­pen Sie den Vor­gang und ver­su­chen Sie, We­ge für den Er­halt der Kunst­ga­le­rie Fürth zu fin­den. Ich bin si­cher, Sie wer­den vie­le Bür­ger fin­den, die sich mit Ih­nen da­für ein­set­zen. Ich selbst ste­he zur Ver­fü­gung.

    Mit freund­li­chen Grü­ßen

    Na­ta­lie de Ligt

     
     
    2003–2007 Di­rek­to­rin des Kunst­ver­ein Nürn­berg – Al­brecht Dü­rer Ge­sell­schaft
    Seit 2007 Künst­le­ri­sche Lei­te­rin der Kunst­hal­le Mainz

  6. Von der de­si­gnier­ten Für­ther Kul­tur­re­fe­ren­tin Eli­sa­beth Rei­chert (die ihr neu­es Amt zum 1. März 2011 an­tre­ten wird) kam die­ser Le­ser­brief per E‑Mail:

     

    Vie­len Dank für die Zu­sen­dung der Mail an den Ober­bür­ger­mei­ster bzgl. der of­fe­nen Brie­fe. Ich bin je­weils sehr froh, wenn ich be­reits jetzt über al­le wich­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten mei­nes zu­künf­ti­gen Ar­beits­be­rei­ches in­for­miert wer­de. Die di­ver­sen Ver­öf­fent­li­chun­gen und Kom­men­ta­re in der Für­ther Frei­heit ha­be ich lau­fend mit­ver­folgt.

    Ich wür­de mir wün­schen, dass ein »Ruck durch die Be­völ­ke­rung geht« und dass vie­le Für­the­rin­nen und Für­ther sich nicht nur »für den Er­halt der Kunst­ga­le­rie« aus­spre­chen, son­dern dass sie be­reit sind, ei­nen »fi­nan­zi­el­len Bei­trag zum Er­halt der Kunst­ga­le­rie« in Fürth zu lei­sten.

    Es muss doch mög­lich sein, Spon­so­ren zu fin­den, die sich nicht nur für die Spiel­ver­ei­ni­gung oder di­ver­se »Events« en­ga­gie­ren, son­dern die die dar­stel­len­de Kunst ak­tiv un­ter­stüt­zen möch­ten; au­ßer­dem könn­ten sich al­le, die sich in die Un­ter­stüt­zer-Li­ste ein­tra­gen auch über­le­gen, ob sie in den För­der­ver­ein der Kunst­ga­le­rie ein­tre­ten, da­mit die­ser die Stadt und Herrn Miksch ent­spre­chend un­ter­stüt­zen kann.

    Si­cher­lich gibt es noch vie­le Mög­lich­kei­ten der So­li­da­ri­tät in­ner­halb der Kunst-Schaf­fen­den und der Kunst-Be­trach­ten­den. Mö­ge sie bald sicht­bar wer­den, da­mit die kunst ga­le­rie fürth die­se schwie­ri­gen Zei­ten über­steht!

    Vie­le Grü­ße

    Eli­sa­beth Rei­chert

  7. So­li­da­ri­tät ist mei­nes Er­ach­tens das Stich­wort und das Ge­bot der Stun­de, da kann man Frau Rei­chert nur zu­stim­men. Wie wä­re es denn bei­spiels­wei­se da­mit, ein »Event« wie den Für­ther Graf­fl­markt nicht mehr zwei­mal, son­dern nur noch ein­mal pro Jahr statt­fin­den zu las­sen? Zwar lie­gen mir kei­ne kon­kre­ten Zah­len vor, aber ich könn­te mir vor­stel­len, daß die stä­di­schen Ein­nah­men durch die Stand­ge­büh­ren nicht an­satz­wei­se aus­glei­chen kön­nen, was die Stadt­rei­ni­gung auf der an­de­ren Sei­te an Ko­sten ver­ur­sacht.

    In Sa­chen Kunst wä­re zu über­le­gen, das »Gast­spiel« des Kul­tur­rings C und die von man­chen als Kon­kur­renz­ver­an­stal­tung emp­fun­de­nen Ate­lier­ta­ge der »Kunst in der Stadt« al­ter­nie­rend im Wech­sel aus­zu­rich­ten, al­so je­de »Frak­ti­on« nur­mehr al­le zwei Jah­re zum Zug kom­men zu las­sen. Wenn man die­ses Mo­dell auf al­le an­de­ren öf­fent­lich be­zu­schuß­ten Ak­tio­nen über­trü­ge, kä­me wo­mög­lich ei­ne er­kleck­li­che Ein­spar­sum­me zu­sam­men, oh­ne daß ein­zel­ne Ein­rich­tun­gen oder Events kom­plett ge­schlos­sen bzw. ge­stri­chen wer­den müß­ten.

    Mein per­sön­li­ches Fa­zit: Ta­bus darf es in der Spar­dis­kus­si­on nicht ge­ben, aber die völ­li­ge Preis­ga­be wert­vol­ler und be­währ­ter Ein­rich­tun­gen und Ak­ti­vi­tä­ten soll­te ta­bu sein!

  8. Pres­se­spie­gel: »Kunst im Vi­sier« (FN)

  9. karsten neumann sagt:

    was wollt ihr für­ther künst­ler ei­gent­lich? die kunst ga­le­rie fürth ist doch eh nicht zu 100% auf eue­rer sei­te!

    da star­tet z.b. der kul­tur­ring C 2009 die Vor­trags­rei­he – »Stich­wort KUNST« in der kunst ga­le­rie fürth, lädt auch noch künst­le­rIn­nen wie z.b. hei­di sill aus ber­lin ein, die künst­ler ma­chen sich ei­ne men­ge ar­beit usw. nur, wenn ich auf die home­page der kunst ga­le­rie schau fin­de ich dar­über nichts.

    was macht hans-pe­ter miksch der kunst ga­le­rie fürth ei­gent­lich?
    er ist im zeit­al­ter der on­line-ver­net­zung wohl zu faul ver­an­tal­tun­gen, die er mit ver­ant­wor­tet und für öf­fent­li­che gel­der aus­ge­ge­ben wer­den on­line zu stel­len, weil er meint die web­site der kunst-ga­le­rie-fürth schaut eh kei­ner an. den­noch pflegt er ei­ne sol­che.

    da blei­ben nur fra­ge­zei­chen, denn, wenn al­so z.b. je­mand nach timm ul­richs im in­ter­net re­cher­chiert und da­bei auf die mei­ster­klas­sen­aus­stel­lung auf der home­page der k‑g-f stösst, dann fin­det er z.b. kei­nen hin­weis auf die vor­trä­ge der rei­he »Stich­wort KUNST« von 2009 mit An­drea Knob­loch Mei­de Bü­del, Ve­re­na Manz, Ju­lia Bor­ne­feld, Fred­der Wa­noth, Win­fried Bau­mann, Ne­le Wal­dert, Mar­got Prot­ze, Ur­su­la Kreutz!

    der ehm. kul­tur­re­fe­rent scha­rin­ger hat miksch mit sei­ner hal­tung sol­che ver­an­stal­tun­gen nicht auf die home­page stel­len zu wol­len in ei­ner e‑mail an mich vom 27.10.2010 recht ge­ge­ben, weil dies »nicht den Nut­zer­wün­schen der Home­page ent­spre­chen« wür­de.

    was ist denn das für ei­ne selbst­ge­fäl­lig ar­beit, die mut­wil­lig in »wert zum ar­chi­vie­ren« und »nicht-wert zum ar­chi­vie­ren« un­ter­schei­det, ob­wohl al­les öf­fent­lich ge­för­dert wird und sei es nur durch die zur ver­fü­gung stel­lung der räu­me und die ar­beits­stun­den­an­zahl des herrn miksch.

    die ak­tio­nen der für­ther und son­sti­ger eher re­gio­na­ler künst­ler ver­puf­fen hier und dann jam­mert ihr?

    al­so, wenn die kunst ga­le­rie fürth er­hal­ten, dann doch bit­te den lei­ter aus­tau­chen und was ver­nünf­ti­ges auf die bei­ne stel­len!

  10. Ich füh­le mich nicht di­rekt an­ge­spro­chen, da ich kein Künst­ler bin, son­dern nur je­mand mit ei­ni­ger Er­fah­rung im Er­stel­len und Pfle­gen von Web­sei­ten (zum Ex­em­pel die­ser hier). Als Web­ma­ster bin ich seit je­her der Mei­nung, daß im rea­len wie im vir­tu­el­len Le­ben der Kö­der dem Fisch schmecken muß und nicht dem Ang­ler. Will sa­gen: Bei ei­nem Ar­gu­ment wie »weil dies nicht den Nut­zer­wün­schen der Home­page ent­spre­chen wür­de« kräu­seln sich mir al­le Nacken­haa­re. Wer ei­ne Home­page ins Netz stellt, macht da­mit ein In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot an ei­nen un­be­stimm­ten In­ter­es­sen­ten­kreis, den man zu­nächst nicht per­sön­lich kennt (gar nicht ken­nen kann) und über des­sen Wün­sche man al­len­falls zu spe­ku­lie­ren, kei­nes­falls aber va­li­de Aus­sa­gen zu tref­fen im­stan­de ist. An­de­res zu be­haup­ten ist toll­kühn und ent­we­der ein Zei­chen von nai­ver Un­kennt­nis oder von dün­kel­haf­ter Über­heb­lich­keit (was bei­des gleich schlimm wä­re).

    Na­tür­lich kann man als In­hal­te-An­bie­ter (selbst­be­wuß­ter- oder auch selbst­herr­li­cher­wei­se) be­stim­men, was die Öf­fent­lich­keit zu se­hen krie­gen soll und was nicht. Man muß sei­ne dies­be­züg­li­chen Ent­schei­dun­gen nicht un­be­dingt be­grün­den. Aber man soll­te auch nicht zu du­bio­sen Schein­ar­gu­men­ten Zu­flucht neh­men: Ich ha­be in zwölf Jah­ren vir­tu­el­ler Gar­ten­pfle­ge noch keine(n) Besucher(in) in mei­nen Do­mä­nen ge­habt, der/die sich über ein Zu­viel an In­for­ma­ti­on be­klagt hät­te!

    Von 2001 bis En­de 2006 ha­be ich die Web­site des Für­ther Rund­funk­mu­se­ums ge­stal­tet und da­bei ganz selbst­ver­ständ­lich die Er­in­ne­rung an sämt­li­che Son­der­aus­stel­lun­gen zu be­wah­ren ge­sucht, je­weils mit vier klei­nen Fo­tos, ei­nem Er­läu­te­rungs­text, dem Po­ster so­wie auch der her­un­ter­lad­ba­ren Pres­se­mit­tei­lung. So ei­ne chro­no­lo­gisch sor­tier­te Hi­sto­rie ist ja zu­nächst ein re­pu­ta­ti­ons­för­dern­der Kom­pe­tenz­aus­weis für das ei­ge­ne Haus, dar­über hin­aus na­tür­lich auch ei­ne Ehr­erbie­tung und Re­ve­renz an die Be­tei­lig­ten. War­um soll­te man da et­was weg­las­sen? Was (und wen) man öf­fent­lich zu prä­sen­tie­ren be­reit war, muß man doch hin­ter­her nicht scham­haft ver­schwei­gen?

    Frei­lich zei­gen nach mei­ner Er­fah­rung klas­si­sche Mu­se­ums­leu­te oft noch be­kla­gens­wert we­nig Af­fi­ni­tät zu mo­der­nen Me­di­en: Das in Sicht­wei­te der kunst ga­le­rie fürth re­si­die­ren­de Jü­di­sche Mu­se­um Fran­ken bei­spiels­wei­se ver­fügt nicht nur über ei­ne Home­page von er­schreckend ge­rin­gem In­for­ma­ti­ons­wert, son­dern auch über ei­ne ro­bu­ste Igno­ranz­hal­tung hin­sicht­lich kon­struk­tiv vor­ge­tra­ge­ner Kri­tik. Es bleibt uns die Hoff­nung, daß ei­ne neue Ge­ne­ra­ti­on haupt­amt­li­cher Kul­tur­ver­mitt­ler mit den tech­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten un­se­rer Zeit in nicht all­zu fer­ner Zu­kunft an­ge­mes­se­ner um­zu­ge­hen (und da­mit wirk­lich »den Nut­zer­wün­schen zu ent­spre­chen«) weiß!

  11. Armin Stingl sagt:

    Beim Baye­ri­schen Rund­funk fin­det sich da­zu ein knacki­ger Kom­men­tar von Tho­mas Sen­ne!

  12. Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Tho­mas Jung hat uns heu­te sei­ne Ant­wor­ten auf ei­ni­ge der an ihn ge­rich­te­ten of­fe­nen Brie­fe über­mit­telt. Wir ge­ben die Schrei­ben nach­fol­gend in vol­lem Wort­laut wie­der.

    Den An­fang macht die Er­wi­de­rung auf den obi­gen Ar­ti­kel von Dr. Mi­cha­el Mül­ler:

     

    Fürth, 22.11.2010

     
    Sehr ge­ehr­ter Herr Dr. Mül­ler,

    vie­len Dank für Ih­ren sehr en­ga­gier­ten und aus­führ­li­chen Brief zur dro­hen­den Schlie­ßung der Kunst­ga­le­rie. Sie dür­fen sich freu­en, dass die von Ih­nen ge­schil­der­ten fünf ein­drucks­vol­len Punk­te in die wei­te­ren Dis­kus­sio­nen und Ab­wä­gun­gen ein­ge­flos­sen sind.

    Nach­dem ur­sprüng­lich kei­ne Mög­lich­keit ge­se­hen wur­de, im Be­reich der Ga­le­rie wei­te­re Ein­spa­run­gen zu voll­zie­hen – im Ge­gen­satz zu al­len an­de­ren Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen der Stadt – hat sich im Ver­lauf der Dis­kus­si­on, nach Ih­rem Brief, ei­ne sol­che Mög­lich­keit durch ent­spre­chen­de An­ge­bo­te aus der Für­ther Wirt­schaft er­öff­net.

    Ich selbst konn­te ei­ni­ge Un­ter­neh­men und Stif­tun­gen zu ei­nem nach­hal­ti­gen En­ga­ge­ment für die Kunst­ga­le­rie über­zeu­gen. Durch die­se ge­sell­schaft­li­che Un­ter­stüt­zung kann, wie von Ih­nen ge­wünscht, der er­folg­rei­che Ga­le­rie­be­trieb von Herrn Miksch sei­ne Fort­set­zung er­fah­ren. Für Ih­ren wich­ti­gen Bei­trag zur Dis­kus­si­on dan­ke ich.

    Mit freund­li­chen Grü­ßen
    Ihr
    Dr. Tho­mas Jung

     
     
    Nach­fol­gend sei noch die Ant­wort­mail des OBs an den Brief von Dr. Tho­mas Heyden zi­tiert:

     

    Fürth, 22.11.2010

     
    Sehr ge­ehr­ter Herr Dr. Heyden,

    vie­len Dank für Ih­ren en­ga­gier­ten Brief vom 1. No­vem­ber 2010, auf den ich ger­ne zu­rück­kom­men möch­te.

    Ih­re wich­ti­gen Ar­gu­men­te las­sen sich auf die Fra­ge kon­zen­trie­ren, ob in ei­ner Groß­stadt wie Fürth auf den Bau­stein ei­ner Kunst­ga­le­rie ver­zich­tet wer­den kann. Bei der grund­sätz­li­chen Be­ant­wor­tung der Fra­ge bit­te ich zu be­ach­ten, dass sich die Stadt Fürth ne­ben ih­rer selbst­be­wuss­ten In­te­gri­tät auch durch­aus ak­tiv als Teil der Me­tro­pol­re­gi­on Nürn­berg-Fürth-Er­lan­gen ver­steht.

    Dies be­deu­tet, dass nicht al­le Ein­rich­tun­gen des kul­tu­rel­len An­ge­bots glei­cher­ma­ßen in al­len drei Städ­ten ver­tre­ten sein müs­sen. So hat hi­sto­risch das Thea­ter mit sei­ner über 100jährigen Tra­di­ti­on ei­nen au­ßer­or­dent­lich ho­hen Stel­len­wert in der Klee­blatt­stadt, an­de­re Ein­rich­tun­gen dem­entspre­chend we­ni­ger. Die­se Ge­wich­te sind in den un­ter­schied­li­chen Städ­ten durch­aus un­ter­schied­lich ver­teilt.

    Zu Recht wei­sen Sie aber dar­auf hin, dass sich vie­le bil­den­de Künst­ler aus der gan­zen Re­gi­on ge­ra­de in Fürth nie­der­ge­las­sen ha­ben und des­halb die zeit­ge­nös­si­sche Kunst tat­säch­lich eben­falls ei­ne gro­ße Be­deu­tung hat.

    Des­halb freue ich mich, dass es ge­lun­gen ist, Men­schen und Ein­rich­tun­gen aus der Für­ther Wirt­schaft und Stadt­ge­sell­schaft für ei­nen Er­halt der Ga­le­rie zu be­gei­stern. Da­bei ha­be ich ger­ne ak­tiv mit­ge­hol­fen. Die Schlie­ßungs­dis­kus­si­on ent­stand nur da­durch, weil ur­sprüng­lich kei­ne Mög­lich­keit ge­se­hen wur­de, auch der Ga­le­rie Ein­spar­vor­schlä­ge ab­zu­ver­lan­gen – wie al­len an­de­ren Kul­tur­ein­rich­tun­gen – oh­ne die­se zu ge­fähr­den. Um­so schö­ner, dass es jetzt mög­lich ist, im Ga­le­rie­be­reich die städ­ti­schen Fi­nan­zen um 10 % zu ent­la­sten und gleich­zei­tig den Fort­be­stand zu si­chern.

    Vie­len Dank für Ih­ren en­ga­gier­ten Bei­trag in die­ser wich­ti­gen Dis­kus­si­on.

    Herz­li­che Grü­ße
    Ihr
    Dr. Tho­mas Jung

  13. Der Ver­ein Me­di­en PRAXIS e.V. hat die Dis­kus­si­on um die be­ab­sich­tig­te Schlie­ßung der kunst ga­le­rie fürth zum An­laß ge­nom­men, dar­über ei­ne Fern­seh­re­por­ta­ge zu er­stel­len. Der Film mit dem Ti­tel »Kunst in Fürth – Gei­sti­ge Nah­rung oder über­flüs­si­ger Lu­xus?« wird am kom­men­den Sonn­tag Abend erst­mals aus­ge­strahlt wer­den. Sen­de­zei­ten und ‑fre­quen­zen fin­den sich in der Pro­gramm­vor­schau.

  14. Pres­se­spie­gel: »Ei­nes Ta­ges Ober­bür­ger­mei­ste­rin? Nie­mals!« (NZ)

    Von In­ter­es­se sind hier die Äu­ße­run­gen der Für­ther Stadt­käm­me­rin Ste­fa­nie Am­mon zur kunst ga­le­rie fürth (et­wa zu Be­ginn des zwei­ten Drit­tel des Tex­tes, Her­vor­he­bun­gen durch uns):

    ...

    Am­mon: Wir kön­nen nicht be­lie­big den glei­chen Auf­ga­ben­be­stand hal­ten und da­für im­mer we­ni­ger Per­so­nal ha­ben. Wir kön­nen auch die Sach­ko­sten­bud­gets der Äm­ter nicht im­mer wei­ter re­du­zie­ren. Wir ha­ben es den Äm­tern in den letz­ten acht Jah­ren ver­bo­ten, in­fla­ti­ons- oder sonst wie be­ding­te Preis­stei­ge­run­gen aus­ge­gli­chen zu be­kom­men. Die Äm­ter muss­ten sämt­li­che Ko­sten­stei­ge­run­gen auf­fan­gen, zum Bei­spiel die ex­or­bi­tan­te Preis­stei­ge­rung bei den En­er­gie­ko­sten. Des­halb ha­ben wir ge­sagt: wir müs­sen den Auf­ga­ben­be­stand re­du­zie­ren, weil wir sonst ir­gend­wann ka­putt­ge­spart sind. In der Öf­fent­lich­keit war zum Bei­spiel die Ein­stel­lung des Spiel­mo­bils. Ein ei­ge­nes Spiel­mo­bil­au­to hat­ten wir aber oh­ne­hin nicht mehr. Bei der städ­ti­schen Ga­le­rie ist mir das lei­der nicht ge­lun­gen.

    NZ: Sie sa­gen lei­der...

    Am­mon: Ich bin ein Ver­fech­ter des­sen, dass die Stär­ken ge­stärkt wer­den. An den Schwä­chen brau­chen wir nicht ar­bei­ten, wenn wir weit hin­ter an­de­ren Städ­ten lie­gen. Die Ga­le­rie ist die klein­ste ei­ner Groß­stadt in Deutsch­land, da­mit kön­nen wir nicht punk­ten. Wir müs­sen die frei­wil­li­gen Auf­ga­ben stär­ken, mit de­nen wir über­re­gio­nal be­kannt sind und über­re­gio­na­les Pu­bli­kum an­zie­hen und nicht nur ein ganz be­son­de­res Kli­en­tel, das in ei­ne sol­che Ga­le­rie rein­geht. Ich den­ke eher zum Bei­spiel an das Klez­mer-Fe­sti­val oder un­ser tol­les Stadt­thea­ter. Das sind ech­te An­zie­hungs­punk­te, da wür­de ich eher re­inve­stie­ren Ich wür­de eher auch Spar­run­den da­zu ver­wen­den dass wir auf Dau­er nicht so vie­le Schlag­lö­cher in den Stra­ßen ha­ben, nicht so viel Flick­schu­ste­rei im Ge­bäu­de­be­stand be­trei­ben müs­sen.

    ...

  15. Hans-Peter Miksch sagt:

    An­mer­kun­gen zum In­ter­view mit Frau Am­mon aus Sicht der Ga­le­rie­lei­tung:

    Es gab in der Ver­gan­gen­heit ja be­reits von an­de­rer Sei­te (Po­li­tik) den Hin­weis, die Ga­le­rie wür­de eher von Nicht-Für­thern be­sucht, war­um al­so sol­le man für die so ein An­ge­bot be­reit­stel­len? Und es wur­de mit glei­cher In­ten­ti­on fest­ge­stellt, die städ­ti­sche Ga­le­rie wür­de nicht aus­schließ­lich Für­ther Künst­ler aus­stel­len. Nun al­so von Sei­ten der Käm­me­rin (par­tei­los, sich eher der Ver­wal­tung zu­ge­hö­rig füh­lend – nach dem Max We­ber­schen Grund­satz »si­ne ira et stu­dio«) der Vor­wurf mit an­de­rem Vor­zei­chen:

    Aus­sa­ge ist, die Ga­le­rie wür­de »nur ein ganz be­son­de­res Kli­en­tel« an­zie­hen, aber zu­gleich wird sug­ge­riert, es han­de­le sich da­bei nicht um ein über­re­gio­na­les Pu­bli­kum.

    1. Spä­te­stens der Herbst 2010 mit sei­nem Kampf um die Ga­le­rie hat be­wie­sen, dass der Zu­spruch au­ßer­halb der Stadt­gren­zen und sehr wohl so­gar über­re­gio­nal enorm groß ist (Post­kar­ten! Un­ter­schrifts­li­sten! Be­richt­erstat­tung!). Die Ga­le­rie hat be­reits vor Jah­ren in ei­ner Be­su­cher­be­fra­gung er­mit­telt, dass die Mehr­heit der Ein­zelbe­su­cher nicht aus dem Stadt­ge­biet kommt. Bei Ver­nis­sa­gen wird re­gel­mä­ßig sicht­bar, dass die Nicht-Für­ther das Gros der Be­su­cher stel­len.

    2. Um­ge­kehrt stammt die über­wie­gen­de Mehr­heit der Grup­pen­be­su­che aus dem Stadt­ge­biet (Kin­der­gär­ten, Hor­te, Schu­len, Se­nio­ren). Und da wir auf Grund be­son­de­rer Um­stän­de (La­ge, Men­ge bzw. Man­gel des ver­gleich­ba­ren An­ge­bots, En­ga­ge­ment) ei­nen sehr ho­hen Zu­spruch bei sol­chen Grup­pen ha­ben, sind die­se auch kei­ne zu ver­nach­läs­si­gen­de Grö­ße. Die Aus­stel­lung im Januar/Februar 2011 wird von 45 Grup­pen ge­bucht (dar­un­ter et­wa 5 Grup­pen, die nicht aus Fürth sind). Ne­ben­bei stel­len die­se Grup­pen round­about 800 Be­su­che­rIn­nen (Mi­ni­mum).

    3. Wel­ches merk­wür­di­ge Ver­ständ­nis zeigt sich in der wer­ten­den Be­mer­kung von dem »ganz« be­son­de­ren Kli­en­tel? Wer ist da­mit ge­meint? Die Be­son­der­heit des Kli­en­tels scheint dar­in zu be­stehen, dass es »rein­geht«. Hopp­la!

    Ich will kei­ne Er­klä­run­gen für die For­mu­lie­rung su­chen, je­doch her­aus­stel­len, dass sie be­fremd­lich ist. Je­der mö­ge sich sei­ne Ge­dan­ken da­zu ma­chen…

    Hans-Pe­ter Miksch
    Lei­ter der kunst ga­le­rie fürth

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