Terzinchen, ach
23. November 2010 | von Armin Stingl | Kategorie: Spielplatz
Terzinchen, achVertrau mir bitte kein Geheimnis an!
Du weißt doch, mein Gedächtnis ist so mies,
daß ich mir nie und nimmer merken kann:soll ich nun das vergessen oder dies?
Erspar mir bitte alle Einzelheiten,
nicht mal im Groben will ich wissen wie’sdenn möglich ist, daß du Vertraulichkeiten
von Hinz und Kunz und Schlunz auf Lager hast.
Bestimmt laß ich mich nicht dazu verleitenmir auszumaln, wer wem eine verpaßt,
wer wen betrogen hat, wer wen gepoppt.
Ich will das gar nicht hörn, Terzinchen, laß!Ach so, es geht um – m i c h ! Du meinst, gefoppt
hätten die hinter meinem Rücken m i c h.
Die ganze Zeit schon meinen die bekloppt,ein ignoranter Vollidiot sei ich,
borniert, blasiert, ein rechter Blödian.
Ich dank dir schön und bitt dich inständig:Vertrau mir nie mehr ein Geheimnis an!
Sehr, sehr hübsch – danke für dieses Schmunzeln!
Wunderschön! Am Schluß freilich hakelt es nach meinem Sprachgefühl ein wenig. Ich will dem Meister natürlich nimmermals in die Parade fahren, aber wie wäre es mit:
Wäre das eine Erwägung wert? Es flösse leichter über die Zunge (über die meine jedenfalls)...
Ganz klasse,
tadellos gereimt
und inhaltlich sowieso prima...
...also ganz und gar fabelhaft und wunderbar!
Herrlich!
Lieber Ralph, ich darf? Auch »inniglich« ist ein bezauberndes Wort und entspricht selbstverständlich dem Reimschema ein wenig besser – aber gerade die winizige Dissonanz gibt dem »inständig« doch seine fast ein wenig verzweifelte Kraft ... ;-)
Ich fürchte, damit hast Du unseren Meister im Kern erkannt und sein Werk bestens interpretiert! ;-)
Wirklich, Armin, wunderbar geschrieben, ein kleines Kunstwerk, welches mir den Feierabend versüßt. Vielen Dank dafür. Wie sieht’s aus mit einem Wort- Kalender für kommendes Jahr? Die Buchstaben- Ameisen waren einfach genial. Ich ruf jetzt einfach mal: ZUGABE!
Dem Wunsch nach einer baldigen Zugabe schließe ich mich an. Die »Buchstaben- Ameisen« indes sind freilich nicht nur genial, sondern in realiter recht eigentlich gemeine Feuerwanzen!
Danke, Ralph, für deinen konstruktiven Einwand. Ich hatte dich ja – wie eigentlich immer – um Kritik gebeten. Auf »inniglich« bin ich zugegeben gar nicht gekommen – vielleicht wegen der religiösen Konnotation. Du hast Recht, das flutscht besser – was daran liegt, daß man es auf der ersten UND letzten Silbe betonen kann (oder sogar auf allen dreien); das geht bei dem eindeutig daktylischen »inständig« nicht. Allerdings ist man lautmalerisch mit sechs »i«s in einem Vers dann schon fast bei Ottos Mops. Oder den »Dri Chinis’n mit die Kintribiss«. Hat auch was.
Eigentlich wollte ich ja einen Text im Gernhardt-Sound hinkriegen. Der hätte sich vielleicht eher für das holpernde »inständig« entschieden. Das »ä« bremst die i‑Lawine aus; und der unvermittelte Daktylus würgt dem Jambus eine rein.
Ich überlasse es dem Temperament des Lesers: Wer den beiden Protagonisten noch eine Chance geben will, sollte das intimere »inniglich« wählen. »Inständig« klingt schon ziemlich abgekühlt. Ob das wieder wird?
Wer übrigens etwas für die Terzine übrig hat, wird bei Dante bestens bedient. Beim Enzensberger gibt’s überraschenderweise auch eine: »Allerhand Ärger« in »Die Geschichte der Wolken«.
@Ralph, ich habe nicht oben die Feuerwanzen gemeint, sondern die Buchstaben- Ameisen in Armins letztem Kalender. Er weiß schon, welche ich meine. Wäre ja echt schwach, wenn ich Feuerwanzen nicht von Ameisen unterscheiden könnte...
Ah, verstehe. Alles andere hätte mich auch gewundert! Da habe ich Dich leider mißverstanden, denn ich dachte nicht an den Kalender, sondern an das Titelbild des Beitrags, an dessen Zurechtpfriemelung für das Blog hier ich so lange getüftelt habe, bis mir die Feuerwanzen bei geschlossenen Augen über die Netzhaut tanzten... ;-)