Große Kabarett-Kunst in der Fürther Stadthalle
2. Dezember 2010 | von Manuela Helfrich | Kategorie: KulturIn wenigen Tagen wird in Nürnberg der Deutsche Kabarettpreis 2010 verliehen – und zwar an Hagen Rether, der auch in »Neues aus der Anstalt« schon großartige Auftritte hatte. Mit eben jenem Hagen Rether war also ein echter Kabarett-Hochkaräter am Samstag in der vollbesetzten Fürther Stadthalle zu Gast.
Doch was passiert in Fürth? Montag nichts. Dienstag nichts. Mittwoch auch wieder nichts...
Seit drei Tagen suche ich in den Fürther Nachrichten leider vergeblich nach einer (wenigstens klitzekleinen) Berichterstattung über dieses Ereignis. Aber wie gesagt – nichts. Am Montag mussten auf der Kulturseite der FN ja unbedingt zwei großformatige Farbdruckbilder unserer beiden Lokalkomödianten (als ob wir nicht längst wüssten, wie die aussehen) und einer offenbar gerade aktuellen Gothic-Pop-Ikone abgedruckt werden. Da bleibt natürlich kein Platz für einen weiteren Bericht. Das muss man schon verstehen... Und eine zweite Kulturseite in der Montagszeitung nach einem Wochenende, an dem die Stadthalle zweimal ausverkauft war, geht natürlich gar nicht. Das muss man schon verstehen... Am Dienstag wiederum ist auf der Kulturseite Platz für Werbung und Familienanzeigen. Das muss man schon verstehen...
Vielleicht sollte ich mir Rethers Motto zu Eigen machen: »Was reg’ ich mich auf...«
Wir konnten am Samstag einen lockeren, gut aufgelegten Künstler erleben, der auch in der 30-minütigen Anfangsphase die Dauerunterbrechungen durch viele »Zuspätkommer« (Was ist das eigentlich für eine Unsitte – am Samstag war auch noch kein entschuldigendes Schnee-Chaos?) witzig und pointenreich überbrückte.
Hagen Rether brilliert mit tiefgründigen Gedanken, ist herrlich »politisch inkorrekt« und wagt es, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen bzw. durch zwingende Logik zu entwickeln (Hier spielt er in einer Liga mit den – in meinen Augen – zwei ganz Großen der Kabarett-Szene: Schramm und Pispers).
Manchmal wird er zynisch und bitterböse, so dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt, dann wieder holt er die Zuschauer mit feiner Ironie und schlagfertigem Humor aus aufkeimender Bedrücktheit heraus. Seine Art der ruhigen, charmanten Plauderei, untermalt mit leiser Musik, macht die harten Wahrheiten um einiges erträglicher und gleichzeitig um so nachdrücklicher. Nein, der Typ für Schenkelklopfer-Witze ist er wahrlich nicht (vielleicht bekommt er deshalb kein Foto in unserer Zeitung?). Man geht eher nach Hause mit dem Gefühl der Erkenntnisgewinnung und dass man einen besonderen Abend erlebt hat.
Ich bin auch ein großer Hagen Rether-Fan und ich bin froh, dass hier über das Konzert berichtet wird. Auch ich vermisse natürlich das ein oder andere in den Fürther Nachrichten und halte manches für überflüssig, dennoch verstehe ich die »Fuerther Freiheit« nicht als »Presse-Kritik-Organ«, sondern als wichtige Ergänzung zu den Fürther Nachrichten. Gerade dass hier engagierte Bürger frei und unzensiert über Themen berichten und diskutieren können, schafft eine Art Gegenöffentlichkeit zum Zeitungsmonopol und unterscheidet die »Fuerther-Freiheit« vom Printmedium, in dem z.B. Leserbriefe oft nur radikal und sinnentstellend gekürzt werden (müssen?). Daher kann ich nur alle, die etwas zu berichten haben, auffordern, einfach hier mitzumachen!
Pressespiegel: »Deutscher Kabarettpreis für Hagen Rether« (nordbayern.de)
Sehr schön. Nur schade, dass es in Fürth überall Rauchverbote gibt.
Richtig so! Übrigens ist der kommentierte Beitrag gut acht Jahre alt. Da sieht man, was das Rauchen im Hirn anrichten kann... ;-)