Die Grünen beziehen Stellung zum neuen Einkaufsschwerpunkt Rudolph-Breitscheid-Strasse
6. Februar 2011 | von Christofer Hornstein | Kategorie: HäuserkampfDie Fürther Grünen haben als erste politische Partei eine Erklärung zum neuen Einkaufsschwerpunkt Rudolph-Breitscheid-Straße auf Ihrer Homepage veröffentlicht. Hier der volle Wortlaut:
Erklärung zur Innenstadtentwicklung
Bündnis 90/Die Grünen formulieren ihre Forderungen für ein neues innerstädtisches Einkaufszentrum in Fürth:
1. Kein »Fürth 21« – BürgerInnen beteiligen!Bündnis 90/Die Grünen rufen die Stadt Fürth dazu auf, bei den Verhandlungen für ein innerstädtisches Einkaufszentrum eine selbstbewusstere Position als bisher zu vertreten. Wir weisen darauf hin, dass es sich bei den zu Verkauf stehenden Arealen um städtisches Eigentum handelt – dies ermöglicht es, genaue Bedingungen an die Käufer zu stellen und Einfluss auf Gestaltung und Angebot des neuen Einkaufszentrums zu nehmen.
Die Planung eines solchen Projekts im Herzen unserer Stadt darf nicht nur hinter verschlossenen Türen in einer Firmenzentrale stattfinden – sie muss in der Stadtöffentlichkeit ausgiebig diskutiert werden. Die Stadt soll während der Planungsphase des Verfahrens eine monatliche, für Alle offene Informationsveranstaltung organisieren, bei der umfassend über den Stand der Dinge berichtet wird. Darüber hinaus müssen besonders Betroffene und Interessierte eingebunden werden, wie z.B. die Bürgerinitiative »Bessere Mitte«, der Einzelhandelsverband, die Kreativen Einzelhändlerinnen.
Die im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats vorgelegten Planungen für den weiteren Ablauf des Verfahrens lassen vermuten, dass die Auswahl schon im Voraus getroffen wurde. Wir fordern, dass das Auswahlverfahren verlängert wird. Der Auswahlprozess muss nach unserer Ansicht neben der Erfahrung der Bewerberfirmen und deren Finanzkraft auch eine konzeptionelle Vielfalt der Entwürfe gewährleisten – dies ist derzeit nicht vorgesehen. Die Vielzahl der Bewerbungen wird unter einem enormen Zeitdruck durchgezogen, bei dem es unmöglich scheint, die erforderliche Beteiligung der BürgerInnen durchzuführen. Nach unserem demokratischen Grundverständnis gehört darüber hinaus der Wertungskatalog für die Vorauswahl – logischerweise vor seiner Anwendung – offengelegt und ausgiebig diskutiert.
Wir appellieren an die Verantwortung des Oberbürgermeisters und der SPD-Mehrheitsfraktion: Nehmen Sie die Bedürfnisse der Bevölkerung ernst! Beschließen Sie nicht vorschnell und von oben herab, sondern schaffen Sie Voraussetzungen für eine breite und vielfältige Diskussion!
2. Bauweise und InfrastrukturKern aller Planungen muss eine offene Struktur sein – das Center sollte also die Rudolf-Breitscheid-Straße in voller Breite als öffentlichen Raum belassen. Die unterschiedlichen Komplexe (Fiedler- und Wölfelareal) dürfen nicht in der derzeitigen Straßenebene verbunden werden, um eine Durchfahrt für den öffentlichen Nahverkehr zu ermöglichen. Mehrere Zugänge, etwa in der Friedrichstraße und in der Schwabacher Straße, sorgen dafür, dass der umliegende Einzelhandel nicht unter dem Center leidet, sondern beide Seiten profitieren. Die einzelnen Teile müssen sich in die bisherigen Geschäfte und Einrichtungen einfügen. In dem Einkaufscenter sind Ruhezonen einzurichten, in denen kein Konsumzwang besteht.
Behindertengerechte Gestaltung – konkret die Umsetzung des »universal design« nach der UN-Behindertenrechtskonvention – sollte selbstverständlich sein. Auch der demografische Wandel muss Grundlage der Planungen werden!
Wir fordern einen Architektenwettbewerb, um eine vielfältige Auswahl von Entwürfen zu gewährleisten. Es handelt sich um ein Grundstück im Herzen der Stadt – daher sollten die BürgerInnen an der Entscheidung beteiligt werden.
Zu den Kriterien eines solchen Wettbewerbs gehört unbedingt auch ökologische Nachhaltigkeit: Die neu zu errichtenden Gebäude sind in Bezug auf Strom, Heizung, Wärmedämmung, Ver- und Entsorgung möglichst effizient und klimaneutral zu betreiben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf erneuerbaren Energien: Neuere Forschungen haben etwa ergeben, dass Geothermie in städtischen Räumen viel effizienter arbeiten kann als auf dem Land. Solche Möglichkeiten dürfen nicht ungenutzt bleiben.
Denkmalgeschützte Gebäude sind zu erhalten. An Ausnahmen müssen strengste Maßstäbe angelegt werden. Fürth besitzt eine in Bayern einzigartige Denkmaldichte und es wäre leichtfertig, wertvolle Gebäude kurzfristigen Interessen preiszugeben. Hier liegt im Übrigen ein Alleinstellungsmerkmal unserer Stadt.
Das Parkhotel ist in seinem derzeitigen Zustand kein besonders schöner Bau, aber der ursprüngliche Bauzustand von 1888 könnte wieder hergestellt werden und wäre eine ansprechende Eckgestaltung. Deshalb ist der Erhalt des Parkhotels mit seinem Festsaal wünschenswert.
Das neue Center ist sorgfältig in den Verkehr einzubinden – dies betrifft v.a. den öffentlichen Nahverkehr. Die Buslinien müssen die bisherige Linienführung beibehalten und an der Haltestelle Hallstraße halten. Für den Fahrradverkehr sind ausreichend Stellplätze in bequemer Lage zur Verfügung zu stellen. Bei der Anzahl der PKW-Stellplätze sollte vorsichtig vorgegangen werden, denn das Zentrum ist sehr gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen und es gibt bereits zahlreiche Parkhäuser und Tiefgaragen in der Innenstadt. Ein intelligentes Parkleitsystem könnte viele Parkprobleme lösen, ebenso wie verstärkte Investitionen in öffentlichen Nahverkehr sowie in den Fahrrad- und Fußverkehr. Daher sollten zunächst deutlich weniger Stellplätze ausreichen, als in der Stellplatzsatzung der Stadt vorgesehen sind. Zusätzliche Parkplätze dürfen nicht oberirdisch entstehen, denn die Fürther Freiheit sollte nicht vollkommen zum Großparkplatz degradiert werden. Eine Tiefgarage unter der Freiheit würden wir bevorzugen.
3. Verkaufsfläche und AngebotDer runderneuerte CityCenter und das neue Einkaufszentrum zusammen werden eine Verkaufsfläche von ca. 40.000 qm haben. Bei dieser Fläche sollte es auch bleiben. Angesichts dieses enormen Sprungs in der Quantität ist v.a. darauf zu achten, dass gleichzeitig auch die Qualität des Einkaufsangebots steigt. Die FürtherInnen wollen nicht »mehr vom Gleichen«, sondern ein vielfältiges, hochwertiges Angebot. Wir appellieren an die Verantwortlichen, dies zu berücksichtigen und sich im Zweifelsfall für höhere Qualität bei geringerer Fläche zu entscheiden.
Die bereits vorhandenen Nahversorgungszentren (z.B. Phoenix-Center) und erst recht die geplanten Verkaufsflächen auf der Grünen Wiese (Möbel Höffner, Teppich Kiebeck, Nachfolgenutzung ehemaliges Franken Wohnland/Möbel Höffner) graben der Innenstadt das Wasser ab. Um den Niedergang des innerstädtischen Einzelhandels zu verhindern, dürfen nicht weiter riesige Verkaufsflächen mit innenstadtrelevantem Sortiment in den Vororten entstehen.
Die Stadt soll ihren Einfluss als Eigentümer und ihre Planungshoheit einsetzen, um ein hochwertiges und vielfältiges Angebot zu schaffen. Dem wachsenden Bedürfnis nach regionalen und ökologischen Produkten soll im Rahmen einer bedarfsgerechten Branchenmischung Rechnung getragen werden. Zu berücksichtigen ist außerdem die Ansiedlung inhabergeführter Geschäfte als Gegengewicht zu den Filialen der großer Einzelhandelsketten.
Die Fußgängerzone muss das Herz des Einzelhandels in Fürth bleiben, denn nur im öffentlichen Raum kann die Vielfalt unserer Stadt lebendig bleiben. Das vorhandene Angebot in der Fußgängerzone darf also nicht ersetzt, sondern muss ergänzt werden.
Wichtig ist uns, dass Fürth (neben dem existierenden Programmkino Babylon und dem Uferpalast-Kino) ein modernes Kino in zentraler Lage als Besuchermagnet in der Innenstadt bekommt. Dies bereichert nicht nur die kulturelle Landschaft unserer Stadt, sondern verbessert auch die Möglichkeiten für umliegende Gastronomen und Einzelhändler, da der Kinobesuch häufig mit anderen Aktivitäten wie Einkaufen oder Essengehen verbunden wird. Zudem bietet sich hier mangels anderer Alternativflächen in der Innenstadt die einzige Chance nach dem Abbruch des bisherigen City-Kinocenter ein Kino zu realisieren. Ansonsten wäre die Großstadt Fürth ab dem Jahr 2012 ohne Kino für die breite Masse.
Bei der Gastronomie halten wir es für unbedingt erstrebenswert, dass nicht nur billige Fast-Food-Ketten Einzug halten, sondern auch unverwechselbare regionale Anbieter mit originellen Konzepten – im Zweifel sind solche Anbieter vorzuziehen, die ökologische, fair gehandelte oder regionale Zutaten verwenden.
Das neue Center darf nicht zu einem reinen Konsumtempel verkommen – Öffentlichkeit, städtisches Leben, Kunst und Kultur sollen dort stattfinden können. Der künftige Investor sollte etwa zur Zusammenarbeit mit verschiedensten Akteuren bereit sein, um das Gelände für Ausstellungen, Diskussionsveranstaltungen und kulturelle Events zu öffnen.
4. FinanzierungAngesichts der dramatischen Finanzlage der Stadt Fürth kann es nicht sein, dass der Investor nur für den Netto-Kaufpreis der Grundstücke aufkommt, nicht aber für Nebenkosten, die der Stadt entstanden sind, wie z.B. Notarkosten, Grunderwerbssteuer, Zinsen, Unterhaltskosten usw. Diese Nebenkosten sind in den Kaufpreis mit einzurechnen! Auch künftige Erschließungskosten müssen voll vom Investor übernommen werden und nicht von der Stadt, wie dies bei Saturn passiert ist. Für die drei städtischen Grundstücke ist die Erzielung eines Marktpreises anzustreben: Das Filetstück der Innenstadt darf nicht unter Wert verkauft werden, während man an vielen anderen Stellen kürzt.
Dieser Artikel steht in der Nachfolge des Beitrags »‘Einkaufsstadt Fürth’: Die Weichen werden jetzt gestellt«. Wir verlinkten dort auch bereits auf den FN-Artikel »Grüne verärgern Wirtschaftsreferenten«. Die Diskussion zu diesem thematischen Dauerbrenner kann nachfolgend weitergeführt werden.
Pressespiegel: »Streit um den Einkaufsschwerpunkt schwelt« (FN)
Pressespiegel: »Grüne Attacke und die Flucht ins Internet« (FN)
Zum Kommentar #2: Die Grünen haben nicht ganz unrecht mit Ihrer harschen Kritik. Von der vom FN-Redakteur herbeizitierten »Gesprächsbereitschaft« der Verantwortlichen im Rathaus habe ich als Mitglied der Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« in der Praxis nicht wirklich etwas gemerkt. Im Gegenteil: Mit derlei Floskeln soll die kritischen Bürgerschaft offenbar ruhiggestellt werden, bis die relevanten Entscheidungen hinter den Kulissen längst gefallen sind. Natürlich kann man endlos darüber streiten, wo hier Bring- und Holschuld zu verorten sind. Dennoch: Eine echte Einbeziehung der interessierten Bürger sieht meines Erachtens anders aus!
Ich hege ehrlich gesagt dieselben Befürchtungen. Es werden seit Wochen/Monaten (zu) wenige substantielle Neuigkeiten bekannt gegeben. Die momentane Bringschuld hat die BI jedenfalls erfüllt mit ihrer sehr ausführlichen Stellungnahme zum Kriterienkatalog des »Interessenbekundungsverfahrens«. Aber werden unsere Vorschläge berücksichtigt? Wenn ja, welche?
Wie geht es jetzt weiter?
In den FN steht u.a.: »Aus den acht Bewerbern wählt die Stadt fünf aus. Diese werden am 21. Februar im Wirtschafts- und Bauausschuss, zwei Tage danach im Stadtrat vorgestellt.« Wer ist »die Stadt«? Offenbar weder der Stadtrat noch der Wirtschafts- noch der Bauausschuss. Denn diesen werden die verbleibenden 5 Bewerber ja nur »vorgestellt«.
Weiter steht in den FN: »Gleichzeitig diskutieren die Politiker in diesen Gremien eine Aufgabenbeschreibung, anhand derer die Bewerber ihre Vorschläge ausarbeiten müssen.« Dürfen diese Gremien nur diskutieren? Oder wird am 21./23. Februar diskutiert und sofort entschieden? Bleibt Zeit zum Überdenken der Argumente? Wer entscheidet letztendlich über die Aufnahme besitmmter Punkte in die Aufgabenbeschreibung? Warum wird die Aufgabenbeschreibung eigentlich nur von Politikern in diesen Gremien diskutiert und nicht mit der interessierten Öffentlichkeit? Der werden dann wohl bloß wieder die Ergebnisse »vorgestellt«...
Man kann jedenfalls auf den 23. Februar sehr gespannt sein und nur hoffen, dass dann nicht schon alle wichtigen Vorentscheidungen getroffen sind.
In einem Punkt irren die Grünen: Das städtebauliche Alleinstellungsmerkmal von Fürth ist nicht die hohe Denkmaldichte, sondern die geschlossenen Ensemble der klassizistischer Sandsteinfassaden in der westlichen Innenstadt, zu der eben auch der neue Einkaufsschwerpunkt Rudolph-Breitscheid-Straße gehört. Ich werde nicht müde, immer wieder auf genau dieses Alleinstellungsmerkmal hinzuweisen, denn gerade die Fassaden möglicher Neubauten müssen in Materialität und Proportion auf das Vorhandene antworten und mit diesem im gestalterischen Dialog stehen.
Was entsteht, wenn der städtebauliche Kontext eben nicht beachtet wird, kann man abschreckend in unmittelbarer Nähe des neuen Einkaufsschwerpunktes Rudolph-Breitscheid-Strasse wunderbar sehen: Die Ende der 60er Jahre als hochmoderner »Architekturalarm« gebaute Commerzbank hat in seiner Zeit Begeisterung bei der Avantgarde hervorgerufen und wurde schon 20 Jahre später als Abrißkandidat gehandelt. Die ästhetische Halbwertszeit von moderner Architektur – und hier gerade von Kaufhaus- bzw. Commerzarchitektur – ist erschreckend kurz. Daher warne ich auch davor, in einem Architekturwettbewerb eine automatische Garantie für ein nachhaltiges und gutes städtebauliches Konzept zu sehen. Von größter Wichtigkeit ist bei einem Wettbewerb, dass Teilnehmer, aber v.a. die Jury und der Jury-Vorsitzende vorbildliche Referenzen im Umgang mit historischen Innenstädten vorweisen können. Hier sollten die Volksvertreter aller Parteien besonders kritisch nachfragen!
Im Blog der Grünen zur »Neuen Mitte II« sind weitere Infos und Stellungnahmen zu finden.
Interessant auch die Grafik zum möglichen Ablauf des weiteren Verfahrens (u.a. der Bürgerbeteiligung). Hier ist ersichtlich, dass die Bürgerbeteiligung von März bis Mai 2011 vorgesehen ist – ganze 3 Monate. Wirtschaftsreferent Horst Müller nent das Procedere zwar zügig, [ ... ] von zu starkem Zeitdruck aber könne »wirklich keine Rede sein«. Wenn er meint.
Pressespiegel: »Investorensuche: Die Grünen legen nach« (FN)
Gute Einwände was Parkhotel, Kino und Grundstückskosten angeht, ansonsten viel Text für eigentlich selbstverständliches (energiesparendes Bauen, behindertengerecht, usw.)
@Christofer Hornstein: Die »geschlossenen Ensemble der klassizistischer Sandsteinfassaden in der westlichen Innenstadt« tragen ganz wesentlich zur hohen Denkmaldichte bei.
@DocBendit: Dass »eigentlich Selbstverständliches« trotzdem in einer solchen Erklärung erwähnt werden muss, spricht doch Bände über den Rückstand, den die Politik auf diesen Gebieten hat.
Wir alle kennen den Kriterienkatalog zur »Neuen Mitte« nicht, leider. Ob er z.B. energiesparendes Bauen enthält und, wenn ja, in welchem Ausmaß, möchte ich bezweifeln. Ich würde mir wünschen, dass der Katalog ausgiebig in der Stadtöffentlichkeit diskutiert wird. Warum setzt sich denn die BI dafür bisher nicht offensiv ein?
In der momentanen Diskussion über ein neues Einkaufszentrum in Fürth wird so gut wie ausschließlich von der Bebauung der Breitscheidstraße gesprochen. Nennen wir dieses Projekt der Einfachheit halber einmal »Fürth 21«.
Wird Fürth 21 beplant, so kann dabei doch die existierende Einzelhandelslandschaft der Innenstadt und vor allem das City Center nicht einfach aussen vor gelassen bleiben. Dies gilt insbesondere, weil das City Center – ein vor rund 30 Jahren von der Stadt initiiertes und getriggertes Projekt – ja nicht verkauft und versiegelt werden soll, sondern nach einer grundlegenden Renovation als neue Einkaufsattraktion wiedererstehen soll.
D.h. für die städtebauliche Planung, wenn sie denn konzeptionell betrieben wird, gibt es folglich drei Baustellen, die hinsichtlich Architektur und Verkehr als Außensicht und Angebot, also Einzelhandelsstrukur und Dienstleistungsangebot als Innensicht, aufeinander abgestimmt werden müssen. (Was soll ein Kino in der Breitscheidstraße im Projekt Fürth 21, wenn im Citycenter eines entsteht?) Das aber lässt sich nur im Rahmen einer simultanen Planung bewerkstelligen. Und das wiederum bedeutet, dass Hausbesitzer mit ihren Einzelhändlern, so wie sie heute existieren, City Center-Renovator und ‑Betreiber sowie Planer und Betreiber von Fürth 21 an einen Tisch müssen.
Die Fürther Innenstadt ist ein Ensemble, ein mehrteiliges Ganzes, bei dem Einzelteile nicht losgelöst voneinander renoviert bzw. errichtet werden können und ein Wildwuchs im Einzelhandels- und Dienstleistungs-Angebot entstehen sollte. Dass die hierfür erforderlichen Abstimmungen eine große Aufgabe darstellen und Zeit kosten, ist unbestritten. Hier können sich die Planungsinstanzen der Stadt Fürth aber große Meriten verdienen. Und da eine Innenstadt – neben den Gästen von außen – von ihren Bürgern lebt, sollten diese intensiv in den Planungs- und Abstimmungsprozess einbezogen werden, ohne Zeitdruck.
Da die ersten Schritte für die Planung und Errichtung von Fürth 21 getan sind und der existierende Einzelhandel mit seinen Hausbesitzern in den Startlöchern steht, sollte so rasch wie möglich die offene Flanke »Citycenter« geschlossen werden, damit alle Bausteine auf dem Tisch liegen. Beim Citycenter steht der Wirtschaftsreferent unserer Stadt doch als Koordinator im Zentrum des Eigentümerwechsels, um klärend und beschleunigend eingreifen zu können, damit das Gesamtprojekt »Einkaufsstadt Fürth« nicht aus dem Takt kommt.
Paßt vielleicht nicht ganz auf die Fürther Verhältnisse, dient aber letztlich doch der qualifizierten Meinungsbildung zum Themenkomplex: »Outlet-Center als künstliche Shopping-Dörfer« (Telepolis)
Mich schüttelt es regelrecht, wenn ich »Fürth 21« lese, denn es geht mir tierisch gegen den Strich, dass die Grünen (und linke Parteien) inzwischen bundesweit versuchen, ihr Erfolgsrezept »Stuttgart 21« zu wiederholen.
Da liest man von »Nürnberg 21« (Eintunnelung des Frankenschnellweges), von »Fürth 21« und vor kurzem habe ich sogar entlang der B14 Richtung Ansbach ein einem verschlafenen Dorf die »... 21« Anspielung auf einem Plakat gesehen, das anscheinend gegen einen Supermarktneubau gerichtet war.
Wenn man aber nach Stuttgart und Baden Württemberg blickt, so merkt man, dass inzwischen eine Pattsituation herrscht, also kein Volkssturm sich gegen den Bahnhof richtet, der die Mehrheit repräsentiert. In Stuttgart hat man das Gefühl, dass JEDER Fußgänger einen Button und ein Großteil der Autofahrer einen Aufkleber Pro/Contra S 21 trägt. Die Stimmung ist dementsprechend aufgeheizt und eine ganze Region zerfleischt sich in einem fast schon lächerlichen Klein-Klein, während es dutzende andere Dinge gäbe, für die es sich mehr lohnen würde, zu engagieren (... naja, viele dieser Probleme gibt es im vollbeschäftigten Stuttgart nicht, also sucht man eben anscheinend Probleme).
Mein Fazit: Das »... 21«-Tamtam nutzt keinem – und vor allem nicht unserer Gesellschaft.
Den letzten Kommentar kann ich in mehrerlei Hinsicht nicht nachvollziehen
- Erstens hat in diesem Diskussionsforum den Begriff »Fürth 21« Herr Michael Müller eingeführt, und der ist bestimmt nicht der von Michael A. verschmähten Grünen-/Linken-Ecke zuzurechnen.
- Zweitens wurde der Begriff »nur der Einfachheit halber« gewählt. Ich denke der Begriff selbst ist nicht so wichtig. Dann nennen wir das Projekt halt »Neue Mitte 2« (Wobei der Name »Neue Mitte« für Einkaufszentren mittlerweile auch schon ganz schön abgedroschen wirkt. Und dann auch noch bloß Nr. 2). Also vielleicht fällt jemandem noch ein passender Name ein. Ich hoffe ja immer noch auf eine Bessere Mitte...
- Drittens wäre das »Tamtam« in Stuttgart nie notwendig gewesen, wenn nicht jahrelang über die Köpfe der Bevölkerung hinweg geplant worden wäre. Vielleicht dachten die Grünen ja an genau diese Umstände, als sie einmal erwähnten, sie hoffen, dass hier (eben) kein (!) Fürth 21 daraus erwächst. Und dieser Forderung kann man sich nur anschließen.
Ebenso kann man sich nur anschließen an die Forderung von Herrn Michael Müller, dass bei der Planung von »...« die Entwicklung des CityCenters unbedingt berücksichtigt werden muss.
Also der offizielle Arbeitstitel »Einkaufsschwerpunkt Rudolph-Breitscheid-Straße« mag sperrig sein, aber er hat insofern Charme, als er die Rudolph-Breitscheid- Straße betont (und genau um die ging es der BI und den meisten Skeptikern am Sonae Sierra-Projekt). Außerdem ist der Arbeitstitel Fürth-spezifisch. Sog. »Neue Mitten« und »Arcaden« gibt es mittlerweile in jeder Kleinstadt von Flensburg bis Passau und dann bliebe noch die Frage, wo denn die »Alte Mitte« von Fürth sein soll, wenn nicht zwischen Schwabacher Straße und Fürther Freiheit. Der Standpunkt war und bleibt immer das Herz der Stadt! Außerdem ist der Arbeitstitel »Einkaufsschwerpunkt Rudolph-Breitscheid-Straße« so sperrig, dass er sich nicht als griffiger Name durchsetzen wird und so – vermutlich unfreiwillig – sehr integrativ für den Rest der Einkaufsstadt wirkt. Nach Fertigstellung der Geschäfte geht man dann eben nach Fürth in die Innenstadt zum Einkaufen und nicht in ein Center.
»Fürth 21« polarisiert nur völlig unnötig und sollte meiner Meinung nach schnell wieder aus der Diskussion verschwinden...
@Manu: Das bemüht plakative und meiner Ansicht nach depperte Etikett »Fürth 21« hat nicht der Dr. Müller eingeführt, sondern die Bündnisgrünen in ihrer Erklärung zur Innenstadtentwicklung. Michael Müller hat zwar in seinem Kommentar #10 geschrieben: »Nennen wir dieses Projekt der Einfachheit halber einmal »Fürth 21«, aber persönlich ankreiden kann man ihm die dumme Phrase definitiv nicht.
Ich habe offensichtlich erreicht was ich wollte: Ein wenig Aufmerksamkeit für die »Einkaufsstadt Fürth« als größere Einheit. Aber bitte, liebe Mitstreiter, jetzt äussern Sie sich doch auch noch zum Inhalt meines Beitrages.
@Michael Müller: Nun geht es Ihnen wie uns Grünen ;-) Wir haben sagen wollen: »Lasst es nicht so weit kommen wie in Stuttgart.« Wir wurden verstanden: »Fürth ist wie Stuttgart«.
Nun ja, ich will es so formulieren: Zu Missverständnissen gehören immer zwei.
Pressespiegel: »Wirtschaftsbeirat kritisiert die Grünen« (FN)
Wenn ich so etwas nur lese: »Investoren werden verschreckt und Bürger verunsichert«, dann wachsen mir schon Krallen.
Ich denke, die Investoren stehen Schlange? Warum schon wieder vor Selbstbewusstsein warnen?
Warum die Bürger als kleine, dumme und ängstliche Hascherl darstellen?
Könnte es nicht auch sein, dass Investoren, wenn die Chance auf Geldverdienen besteht, durchaus robust sind?
Könnte es nicht auch sein, dass Bürger, die nicht diskutieren dürfen eher ärgerlich als verunsichert werden?
Sehr geehrter Herr Dr. Jung und sehr geehrter Herr Müller!
Seit das Projekt »Einkaufsschwerpunkt in der Rudolf-Breitscheid-Straße« aus der Taufe gehoben worden ist, haben Sie der Fürther Bürgerschaft immer wieder versichert, dass Transparenz und Bürgerbeteiligung bei diesem Vorhaben oberste Priorität haben. Die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« hat in einem Schreiben vom 28. November 2010 ausführlich zu dem von Ihnen vorgegebenen Kriterienkatalog, der Teil einer Ausschreibung werden soll, Stellung genommen. Eine offizielle Antwort oder nur eine Eingangsbestätigung ist nicht erfolgt. Und das liegt nun gut 70 Tage zurück.
Nun heißt es aber in diesen Tagen in den FN, dass am 23. Februar, also in 14 Tagen, fünf präferierte Anbieter vom Stadtrat »verabschiedet« werden sollen. Nach welchen Kriterien die Auswahl erfolgte, welche Aufgabenstellung übergeben wird usf., all das ist anscheinend »hinter verschlossenen Türen« verabschiedet worden. Dabei ist offensichtlich, insbesondere für Fachleute, dass mit der Auswahl der präferierten Anbieter bereits Grundzüge der Lösungsentwürfe vordefiniert sind. Und legitim ist doch die Frage, aufgrund welcher Informationen die Stadträte ihre Stimme abgeben werden.
Dieser Sachverhalt ist nun Auslöser von Verunsicherung und Irritation geworden. Es ist für mich unverständlich, warum Sie
o keinen Projektplan publiziert haben, der einzelne Arbeitsschritte und Termine definiert und aufzeigt, wie der Bürger eingebunden wird; auch Bürgerpartner müssen doch disponieren.
o nur über die Presse kommunizieren, wo doch Ansprechpartner vorhanden und bekannt sind.
o nicht das Internet nutzen, um Informationen für alle Bürger bereitzustellen bzw. für Interessierte bisher keine Infoveranstaltung angeboten haben.
o noch nicht kommuniziert haben, wie aus Ihrer Sicht City Center und existierender Einzelhandel in das neue Projekt eingebunden werden sollen.
Ich halte es für opportun und angezeigt, hier umgehend tätig zu werden, um Glaubwürdigkeit zu behalten und das Vorhaben »Einkaufsschwerpunkt in der Rudolf-Breitscheid-Straße« zu einem Erfolg werden zu lassen.
Mit besten Grüßen, Ihr
Michael Müller
Herr Müller, ich hoffe, sie haben diesen ausgezeichneten Brief auch an die FN weitergeleitet?
Lieber Herr Steffen,
den Transport zu den FN habe ich mir erspart, weil ich sicher bin, dass es dort jeden Tag einen »Rundlauf« gibt, um zu sehen, was die Amateure von der »Fürther Freiheit« sich schon wieder haben einfallen lassen. Dabei wäre es ein mutiger Schritt von den FN, wenn sie uns auch einmal »als wahrgenommen« zitieren würden, was wir in unseren Beiträgen mit den FN doch ständig tun. Aber so ist das immer, wenn eine mögliche Konkurrenz aufscheint: Erst einmal totschweigen, jede Aufmerksamkeit vermeiden, dabei aber ganz genau beobachten.
Bisher leben die FN als Monopolist im Lokaljournalismus ganz komfortabel. Da wir aber das Medium Internet als Dialogplattform nutzen, wird der Konkurrenzdruck zunehmen. Das wird um so rascher geschehen, je mehr Bürger dieser Stadt sich uns als Informations-/ Meinungsgeber und ‑nehmer anschließen.
Und noch eine Frage hierzu! Erwarten Sie, dass Herr Dr. Jung und/oder Herr Horst Müller den Weg zur Fürther Freiheit mit einer Stellungsnahme finden? Mich würde es wundern.
Die Analyse von Herrn Müller bringt es ganz unprätentiös auf den Punkt: Der Bürger-Journalismus beginnt sich vielerorts aus bescheidenen Anfängen zu einem ernstzunehmenden Faktor im Kampf um die Meinungshoheit zu entwickeln (seit heute ist die Fürther Freiheit übrigens Mitglied im Netzwerk von istlokal.de). Anfangs werden derlei modernistische Umtriebe von den etablierten Medien in der Tat gern belächelt und ignoriert (man gucke sich mal an, was der Lokalblogger-Pionier Hardy Prothmann darüber zu berichten weiß). Der strukturelle Wandel im Blätterwald ist indes nicht aufzuhalten, und das sage ich nicht mit Häme oder weil ich mich gar zu der Hybris verstiege, hier als David einen Goliath herausfordern zu wollen. Es ist halt so, die Zeiten ändern sich.
Wir verstanden und verstehen uns hier nicht als Konkurrenz zur Zeitung aus Papier, die hat auch ohne uns genug Sorgen: Wer sich im JakBlog die »Zehn Thesen zur Zukunft der Zeitung« anschaut, der kriegt eine Ahnung davon, wohin die Reise gehen könnte. Unstrittig ist wohl, daß sich die Medien und das Nutzerverhalten schneller ändern als je zuvor in der Geschichte. Es wird Gewinner und Verlierer geben, spannend bleibt es allemal. Mir und meinen MitstreiterInnen geht es jedenfalls zuförderst um eine transparente Informationspolitik, fundierte Meinungsäußerungen, eine gediegene Debattenkultur und eine erweiterte Öffentlichkeit zum Wohle unserer Stadt und ihrer Bürgerschaft. Das mag naiv anmuten, aber wer es nicht probiert, hat schon verloren...
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In dem Artikel wird Herr Staudt mit »Neue Verzögerungen könne der Fürther Einzelhandel nicht mehr verkraften« zitiert, es gibt dazu auch andere Erfahrungen.
Pressespiegel: »Einkaufsschwerpunkt: Jetzt geht es in die Vollen« (FN)
Dazu im Original die Vorlage für die Sondersitzung der o.g. Ausschüsse »Investorenauswahlverfahren für den ‘Einkaufsschwerpunkt an der Rudolf-Breitscheid-Straße’«, auf die sich der Artikel, der o.g. Änderungsantrag der Grünen und die Stellungnahme der Bügerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« beziehen.
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