Irritierende Entwicklungen rund um den Architektenworkshop »Neue Mitte Fürth«
15. Mai 2012 | von Ralph Stenzel | Kategorie: HäuserkampfDem Bau- und Werkausschuß des Stadtrates wurde am 9. Mai 2012 als Tischvorlage der Vorschlag des ausgewählten Investors MIB zur Preisgerichtsbesetzung und zu den teilnehmenden Büros für den »Architektenworkshop Neue Mitte Fürth« vorgelegt und so zur Kenntnis gebracht.
Vermutlich ist es von den Stadträtinnen und Stadträten ein bißchen viel verlangt, auf die Schnelle und unter Zeitdruck anhand einer Tischvorlage beurteilen zu müssen, ob die Teilnehmer und die Jury glücklich ausgewählt worden sind, um das Konzept des »Masterplaners« Craven erfolgversprechend weiterzuentwickeln. Hätten die Stadträtinnen und Stadträte die Zeit für eigene Recherchen dazu gehabt, so wären sie vermutlich ob der Vorschläge doch recht überrascht gewesen...
Die Bürgerinitiative »Bessere Mitte Fürth« traf sich aufgrund der unerfreulichen und alarmierenden Neuigkeiten am Montag zu einer Sondersitzung zum Thema MIB-Vorschlag. Die BI sieht in der jetzt vorgeschlagenen Workshop-Konstellation ein erhebliches Gefahrenpotential und befürchtet, daß gegen Ende des Verfahrens das Grundkonzept von MIB (welches große und breite Zustimmung in der Stadtöffentlichkeit erfahren hat) verloren geht und der sehr stadtbildverträgliche Ansatz von Herrn Craven in den Hintergrund gedrängt wird. Enttäuscht zeigt sich die BI auch darüber, daß kein einziger ihrer Vorschläge für Wettbewerbsteilnehmer (Architekturbüros) und Jurybesetzung von MIB aufgenommen wurde. So wird nach Meinung der BI ohne Not die Chance erheblich reduziert, ergänzend zum Craven-Konzept im Rahmen des Wettbewerbs neue, positive Gestaltungsansätze zu finden. Hier hätte es bessere und erfolgversprechendere Konstellationen gegeben, gegen die auch die Architekten-Lobby nichts Substantielles hätte einwenden können.
Daß im jetzigen MIB-Vorschlag dem Vertreter der BI, die sich fast vier Jahre lang ausgiebig und intensiv mit dem Thema Einkaufsschwerpunkt Rudolf-Breitscheid-Straße beschäftigt hat, nun zwischen März und Mai still und heimlich das Stimmrecht im Verfahren entzogen worden ist, empfindet die BI als Affront, auch wenn der BI bewußt ist, daß ein Wettbewerbsergebnis nicht unbedingt von formal vergebeben Stimmrechten abhängt.
Als äußerst ungenau und nicht eben transparenzfördernd wird auch die dreiteilige Betitelung des MIB-Vorschlags empfunden: So bleibt im Diffusen, was die Veranstaltung nun sein bzw. werden soll: ein »Architektenworkshop«, ein »kooperatives, wettbewerbliches Dialogverfahren« oder ein »eingeladener Realisierungswettbewerb«. Diese (bewußte erzeugte?) Unklarheit kann durchaus wettbewerbsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen!
Schließlich bekommt auch die jetzt vorgeschlagene personelle Auswahl ein gewisses »Geschmäckle«, wenn man erfährt, dass der einzige Fachpreisrichter neben Stadtbaurat Krauße ein FH-Professoren-Kollege eines der Wettbewerbsteilnehmer ist! § 6(1) der Richtlinien für Planungwettbewerbe (RPW) legt eigentlich ganz klar fest: »Das Preisgericht darf nur aus natürlichen Personen bestehen, die von den Teilnehmern des Wettbewerbs unabhängig sind.« So handelt die Architektenkammer, die von MIB beratend hinzugezogen worden ist, ganz offensichtlich gegen ihre eigenen Regularien. Angesichts der Professionalität aller Verfahrensbeteiligten erscheint es nicht abwegig, dahinter Kalkül und System zu vermuten, zu wessen Gunsten auch immer. Es bleibt zu hoffen, daß das Ergebnis primär der Bereicherung von Stadt und Bevölkerung dient...
Pressespiegel: »Fünf Büros tüfteln am Einkaufskomplex« (FN)
Pressespiegel: »‘Der Festsaal muss bleiben’« (FN)
Pressespiegel: »City-Center: Der Chef ist zurück« (FN)
Zum Thema »Transparenz« im Verhältnis Verwaltung/Öffentlichkeit verweise ich auf dieses Interview mit dem unabhängigen Lokal-Journalisten und Blog-Betreiber Peter Posztos. Ich zitiere eine wesentliche Schlüsselstelle:
»Das eigentliche Problem ist aber auch überhaupt nicht, dass die Gemeinden sich mit Beschlüssen gegen eine neue Form der Transparenz sperren. Das Problem ist, dass die Rathäuser seit Jahrzehnten exakt so arbeiten: Solange wir fragen, bekommen wir im Normalfall auch Antworten. Viel kritischer ist, dass die echten Diskussionen und die schwierigen Themen immer in nichtöffentlichen Sitzungen, also hinter verschlossenen Türen, stattfinden. Danach wird überlegt, was man davon öffentlich in der nächsten Sitzung erzählt und wie man es für die Presse zusammenfasst. Das war schon immer so und das kann man den Bürgermeistern auch nicht erklären, dass das darum trotzdem noch nie OK war.«
Das gilt für Tegernsee, für Fürth und vermutlich auch für den Rest der ganzen Milchstraße...
Pressespiegel: »Marktführer ECE zeigt Interesse am Fürther City-Center« (FN)
Pressespiegel: »City-Center: Kaufvertrag gültig oder nicht?« (NZ)
Pressespiegel: »Streitfall City-Center: Die Fronten bleiben verhärtet« (FN)
Pressespiegel: »Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 72« (Dr. Alexander Mayer)
Pressespiegel: »MIB meldet die ersten Erfolge« (FN)
Pressespiegel: »Center gegen Zentrum« (taz.de)
Pressespiegel: »Der neue Mieter ist ein alter Bekannter« (FN)
Pressemitteilung – Änderungsantrag zu TOP N 34 der Stadtratssitzung am 25. Juli 201 2 – Errichtung und Finanzierung eines öffentlichen Parkhauses
Sehr geehrter Herr Händel,
sehr geehrte Damen und Herren,
unter TOP 34 soll in nichtöffentlicher Sitzung über die weitere Nutzung der Fürther Freiheit und die Gewährung von beachtlichen Mitteln aus der Stellplatzablöse entschieden werden, siehe hierzu auch ihre Berichterstattung in der FN vom 17. Juli 2012. Im Kern sind alle Grundaussagen der nichtöffentlichen Sitzungsunterlagen somit bereits öffentlich, es kann und muss daher eine öffentliche Diskussion über die weitere Nutzung des größten innerstädtischen Platzes – der Fürther Freiheit – stattfinden.
Für die Stadtratsfraktion gibt es keinen zwingenden und fachlich begründbaren Zusammenhang zwischen der rein privatwirtschaftlichen Errichtung eines Parkhauses durch MIB und der »Privatisierung«, sprich Verpachtung der Fürther Freiheit als zentralem Veranstaltungsort.
Es ist zudem zu befürchten, dass die Stadt Fürth keinen Einfluß auf die Preisgestaltung der Parkgebühren auf der Fürther Freiheit mehr hat, es wäre geradezu absurd, unter TOP 15 der Stadtratssitzung eine Reduzierung der Parkgebühren während der Bauzeit mit Einnahmeausfällen für die Stadt Fürth in Höhe von fast 300.000 Euro zu beschließen, um anschließend unter TOP 34 nichtöffentlich eine Anhebung der Gebühren und somit eine Verschlechterung der Situation zu Gunsten eines privaten Investors zu beschliessen.
Daher haben wir folgende Punkte für die Stadtratssitzung beantragt:
Wir beantragen eine Vertagung der Beschlussfassung und intensive Vorberatung im Wirtschafts- und Grundstücksausschuss, um die Widersprüche in dem vorliegenden Vertrag ausführlich beraten zu können. Im letzten WGA fand lediglich eine mündliche Information ohne Vertragstext statt. In der aktuellen Vorlage zur Stadtratssitzung finden sich seitenweise ungeklärte Sachverhalte, die unmöglich im Rahmen einer Stadtratssitzung geklärt werden können. Es besteht u.E. auch kein Zeitdruck, da noch keine Baugenehmigung vorliegt und somit die genaue Anzahl der Stellplätze und somit über die Details einer Förderung noch gar nicht abschließend beraten werden kann. (Wir haben hierzu eine Reihe von Fragen gestellt, können Ihnen diese jedoch wegen der nichtöffentlichen Behandlung leider nicht mitteilen.)
Wir beantragen, über die Grundsatzentscheidung bzgl. Verpachtung der Stellplätze auf der Fürther Freiheit in öffentlicher Sitzung zu beraten. Es geht hier um keinerlei schützenswerte privatrechtliche Belange, sondern vielmehr um eine zentrale öffentliche Fläche im Besitz der Stadt Fürth.
Vorsorglich wird der Grundsatzbeschluss gefasst, dass die Parkgebühren auf der Fürther Freiheit bei einer Verpachtung nicht höher sein dürfen als auf den öffentlichen Parkplätzen im Bereich der Innenstadt.
Mit freundlichen Grüßen
Harald Riedel
Stadtrat
Fraktionsgeschäftsführer
Bündnis 90 / Die Grünen Fürth
Pressespiegel: »Warnung vor Privatisierung« (FN)
Pressespiegel: »Abschied von der Breitscheidstraße« (FN)
Offener Brief an den Herrn Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Jung,
durch Berichte in der Presse entstanden dieser Tage einige Irritationen darüber, ob die mit dem Investor MIB verbundenen Erwartungen nunmehr auch wirklich erfüllt werden. Auch die Bürgerinitiative hat sich damals für MIB ausgesprochen und bleibt bei dieser Haltung. Wir bitten jedoch Sie und damit die Stadt Fürth, darauf hinzuwirken, dass die Grundpfeiler des Konzeptes, mit dem MIB das Investorenauswahlverfahren gewonnen hat, bestehen bleiben und nicht sukzessive wieder zur Disposition gestellt werden. Im Einzelnen bitten wir dies insbesondere bei den folgenden Punkten zu tun:
1. Komplette Erhaltung der Einzeldenkmäler entlang der südlichen Rudolf-Breitscheid-Straße. Begründung: Stadtratsbeschluss vom 16.03.2011 (»zwingende Vorgabe ist die Beachtung des Denkmalschutzes«).
2. Erhalt der Fassade des Festsaales in der Moststraße. Begründung: wie bei 1. sowie eigene Aussage von MIB in der Projekt-Präsentation vom 07.07.2011.
3. Orientierung der Architektur und der städtebaulichen Gestaltung am Masterplan des Architekturbüros Dunett/Craven. Begründung: aktuell bekannt gewordene Konzeptänderung von hochwertigem Lebensmittelhandel zu Tiefgarage mit neuer Einfahrt über die Moststraße.
4. Hochwertiger Einzelhandel mit Schwerpunkt auf Textilprodukten. Begründung: Die Wahl von C&A als Ankermieter lässt befürchten, daß es nur zu einer räumlichen Umsiedlung bereits in Fürth vorhandener Anbieter kommen wird, nicht jedoch zu der erhofften qualitativen und quantitativen Ausweitung des Angebots.
Der geplante Abbruch des denkmalgeschützten Festsaals steht im Widerspruch zum unter Punkt 1. bereits zitierten Stadtratsbeschluss. Die BI bedauert, dass MIB den Saal für baulich schwierig sanierbar und zudem für schlecht vermietbar hält. Wir sind indes nach wie vor von der Attraktivät eines sanierten Festsaales überzeugt und regen an, im Rahmen des laufenden Wettbewerbes noch einmal darüber nachzudenken, ob mit dem Erhalt des Saales für ein »Haus-in-Haus-Konzept« nicht ein einzigartiges »Leuchtturm-Projekt« von langfristig hoher Anziehungskraft – auch überregional – realisiert werden könnte.
Die BI unterstützt alle Aktivitäten, die dazu geeignet sind, den Wandel hin zu einer attraktiven Einkaufsstadt voranzubringen. Dass dieser Wandel nicht nur die ökonomischen Interessen von Investoren berücksichtigt, sondern auch die Bewahrung des Stadtbildes, die Lebensqualität der Anwohner und die vielzitierte Aufenthaltsqualität in Fürths »guter Stube« im Auge behält, ist nach unserer Auffassung nichts weniger als selbstverständlich. Wir vertrauen in dieser Hinsicht auf eine klare und selbstbewusste Haltung der Stadt Fürth und ihrer Repräsentanten.
gez. Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth«
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob hier der richtige Platz für diesen Link ist. Finde jedoch keinen besseren.
Also: Die Sicht der Anderen!
Pressespiegel: »‘Bessere Mitte’ zu Gast in Venedig« (FN)
Pressespiegel: »Ein Architekten-Workshop mit zwei Siegern« (FN)
Pressespiegel: »Ins City-Center ist neues Leben eingezogen« (FN)
Pressespiegel: »Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 73« (Dr. Alexander Mayer)
Pressespiegel: »Sorge ums Stadtbild«, »Architekten müssen in die Verlängerung gehen« (beide FN)
So jedenfalls nicht!
Diese Art von »Architektur« kann überall stehen.
Wir wollen einen Bürgerentscheid, damit die Fassade des Parkhotels – mit Saal – erhalten bleibt!
Park-Hotel und Freiheit
Die Architektur, speziell die Fassade des Park-Hotels in Fürth ist sicher nicht besonders »schön«, aber sie erinnert an die Nachkriegsbauweise der 50er und 60er Jahre. Sie ist schon deshalb erhaltungswürdig, damit nachkommende Generationen an Krieg, Kriegsschäden und Aufbauwille erinnert werden.
Ebenso könnte man auf der Fürther Freiheit – alias »Schlageter-Platz« der Faschisten – wieder einen Ludwigsbahnhof als Markthalle entstehen lassen, um die unrühmliche Geschichte dieses Platzes zu tilgen. Parkplätze könnten wie in anderen Nachbarstädten als Tiefgarage unter dem Platz entstehen.
Wir wollen einen Bürgerentscheid zur Erhaltung der Fassade und des Festsaals des Park-Hotels Fürth.
Das Parkhotel mitdem gegegüber liegenden Gebäude verleiht dem Platz einen südländischen Charme. Das Siegergebäude finde ich an dieser Stelle vollkommen deplaziert!
An dieser Stelle wird die Diskussion nunmehr geschlossen und unter einem neuen Artikel zum gleichen Thema weitergeführt.