Er­staun­li­che (?) Er­geb­nis­se des Ar­chi­tek­tur­wett­be­wer­bes zur Neu­en Mit­te Fürth

21. September 2012 | von | Kategorie: Häuserkampf

Geht es endlich aufwärts mit der R-B-S? (Foto: Ralph Stenzel)

Nun lie­gen Sie al­so vor, die Er­geb­nis­se des mit ho­hen Er­war­tun­gen aus­ge­lob­ten Ar­chi­tek­tur­wett­be­wer­bes »Neue Mit­te«. Sieht man sich die Ar­bei­ten ge­nau­er an, so fällt auch dem Lai­en so­fort auf, daß kein Ent­wurf auch nur an­satz­wei­se ei­nem der an­de­ren äh­nelt. Mit ei­ner Aus­nah­me wer­den da völ­lig un­ter­schied­li­che neue Kon­zep­te vor­ge­tra­gen zu ei­ner doch ei­gent­lich klar und re­la­tiv eng be­schrie­be­nen Ent­wurfs­auf­ga­be: Die Wei­ter­ent­wick­lung des Ma­ster­plans des Lon­do­ner Bü­ros Dunett/Craven. Man mag die­se Un­ter­schied­lich­keit der Ent­wurfs­an­sät­ze für span­nend hal­ten und als po­si­tiv be­wer­ten, wenn man an ei­ner in­ten­si­ven Ar­chi­tek­tur­dis­kus­si­on in­ter­es­siert ist.

Aber nur dann.

Wenn man hin­ge­gen ge­hofft hat­te, über ei­nen Wett­be­werb fei­ne Aus­dif­fe­ren­zie­run­gen des als Grund­la­ge die­nen­den Ma­ster­plans von Dunett/Craven zu er­hal­ten, dann kann man das Ge­samt­ergeb­nis des Wett­be­werbs nur mit gro­ßer Ent­täu­schung zur Kennt­nis neh­men: Ein­zig das Bü­ro Weis & Volk­mann hat den Ma­ster­plan nicht völ­lig frei in­ter­pre­tiert (oder gar ein­fach igno­riert) und Cra­vens Grund­ge­dan­ken, sich eng an »der Spra­che der Stadt« zu ori­en­tie­ren, nach­voll­zieh­bar auf­ge­nom­men. Von den üb­ri­gen vier Ar­bei­ten set­zen sich drei ent­we­der über die Ma­te­ria­li­tät (Stahl/Glas bei Nie­der­wöhr­mei­er + Kief), ei­ne wil­de und ziem­lich be­lie­bi­ge For­men­spra­che (bei Ge­wers & Pu­de­will) oder über ei­ne völ­lig neu ein­ge­brach­te Ent­wurfs­idee (»Ur­ba­ne Re­nais­sance« bei Dür­schin­ger) vom Ma­ster­plan deut­lich ab. Die Ar­beit des Bü­ros Be­het Bond­zio Lin läßt sich wohl nur als Ar­beits­ver­wei­ge­rung in­ter­pre­tie­ren und nicht als ernst­haf­ten Wett­be­werbs­bei­trag. Man muß lei­der klar kon­sta­tie­ren: Die ei­gent­li­che Chan­ce ei­nes Wett­be­werbs wur­de ver­tan!

Wie konn­te es da­zu kom­men?

Si­cher­lich wä­re es zu ein­fach, die Schuld den Ar­chi­tek­ten zu­zu­schie­ben. Der Kar­di­nal­feh­ler lag eher in ei­ner über­eilt ge­trof­fe­nen Aus­wahl der teil­neh­men­den Bü­ros: Wenn ein re­nom­mier­tes Bü­ro mit ei­ner deut­lich von Dunett/Craven ab­wei­chen­den Ar­chi­tek­tur­spra­che zu ei­nem Wett­be­werb ein­ge­la­den wird, dann muß es doch da­von aus­ge­hen, daß es ja ge­ra­de we­gen sei­ner in den bis­he­ri­gen Ar­bei­ten er­kenn­ba­ren Hal­tung aus­ge­sucht wor­den ist, und daß die­se ei­ge­ne Auf­fas­sung für die Wett­be­werbs­auf­ga­be auch ex­pli­zit ge­wünscht ist! Die ent­spre­chen­de Ar­chi­tek­tur­spra­che und Hal­tung wird sich dann auch zwangs­läu­fig in der ein­ge­reich­ten Wett­be­werbs­ar­beit aus­drücken. Von je­nem Bü­ro dann zu er­war­ten, den »Ma­ster­plan vom Bü­ro Dunett/Craven als Grund­la­ge des Wett­be­werbs« wei­ter­zu­ent­wickeln, ist vor­her­seh­bar zum Schei­tern ver­ur­teilt: Beim Thai­län­der oder Ita­lie­ner darf man ja auch kei­ne frän­ki­schen Brat­wür­ste auf der Spei­se­kar­te er­war­ten! Je­den­falls kei­ne rich­ti­gen...

Will man da­ge­gen den Ma­ster­plan von Dunett/Craven, des­sen Grund­hal­tung von ei­ner gro­ßen Mehr­heit der Stadt­ge­sell­schaft ge­tra­gen wur­de, wei­ter­ent­wickeln und via Ar­chi­tek­tur­wett­be­werb nä­her aus­dif­fe­ren­zie­ren, so muß man sich die sich spä­ter im­mer loh­nen­de Mü­he ma­chen, sorg­fäl­tig und in aus­rei­chen­der Zahl sol­che Bü­ros als Teil­neh­mer aus­zu­wäh­len, die in ih­ren bis­he­ri­gen Ar­bei­ten ei­ne ähn­li­che Grund­hal­tung zei­gen, wie sie im Ma­ster­plan zu er­ken­nen war.

Man kann al­so nicht wirk­lich über­rascht sein ob der ma­ge­ren Aus­beu­te des Wett­be­werbs. Noch ist frei­lich nichts ver­lo­ren, noch kann der In­ve­stor das Pro­jekt »auf die Über­hol­spur« zu­rück­brin­gen, auf der wir al­le die Ent­wick­lung des Ein­kaufs­schwer­punk­tes in Fürth ger­ne wie­der se­hen wür­den. Die von der Ju­ry ge­for­der­te Nach­bes­se­rung ist schon mal der er­ste Schritt auf dem rich­ti­gen Weg dort­hin.

Fürth darf al­so wei­ter hof­fen und wir al­le ge­spannt sein…

 
An­mer­kung: Bis zum Zeit­punkt der Ver­öf­fent­li­chung die­ses Ar­ti­kels lag die Ge­neh­mi­gung von MIB zur Ver­öf­fent­li­chung von Bil­dern der be­spro­che­nen Ent­wür­fe nicht vor, wes­halb ich auf die­sen und je­nen FN-Ar­ti­kel ver­wei­se, in de­nen die ge­nann­ten Ent­wür­fe zu se­hen sind...

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35 Kommentare zu »Er­staun­li­che (?) Er­geb­nis­se des Ar­chi­tek­tur­wett­be­wer­bes zur Neu­en Mit­te Fürth«:

  1. Bloß kein Glas und Stahl? Ge­schmack­sa­che. Ich bin zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen Ar­chi­tek­tur­laie, fin­de aber ein zwang­haf­tes Fest­hal­ten an Schräg­dä­chern und Sand­stein­fas­sa­den nicht un­be­dingt zeit­ge­mäß. Heut­zu­ta­ge baut man eben gern mit Stahl und Glas und das ist nicht un­be­dingt häss­lich. Es passt ei­ner­seits in un­se­re Zeit, die vom Wil­len zur Trans­pa­renz und Schlicht­heit ge­prägt ist und in der am be­sten »al­les glänzt, so schön neu«. Au­ßer­dem sind doch be­son­ders der Glanz und die Re­fle­xio­nen im Glas ein sehr fas­zi­nie­ren­der An­blick für den Men­schen, seit je­her.

    Glas/Stahl im Dia­log mit hi­sto­ri­scher Bau­sub­stanz sieht in vie­len Städ­ten sehr reiz­voll aus, zu­letzt ge­se­hen ha­be ich es in Bu­ka­rest, wo ei­ne Bank ne­ben ih­rem Jahr­hun­der­te al­ten, mit Or­na­men­ten ver­zier­ten Pracht­bau ei­nen neu­en Bü­ro­turm er­rich­tet hat. Dort fo­to­gra­fie­ren das die Tou­ri­sten.

    Wenn man sich jetzt in Fürth wie­der an frü­he­re Epo­chen an­bie­dern will, sich aber na­tür­lich nicht rich­tig traut – die ei­ge­ne Hand­schrift soll­te ja schon les­bar sein -, kommt am En­de viel­leicht wie­der ein Ge­bäu­de wie das Ci­ty­Cen­ter oder das ehe­ma­li­ge Quel­le­kauf­haus her­aus, mit Pseu­do-Schräg­dach, vol­ler 45-Grad-Win­kel und mit stei­ner­ner Fas­sa­de, eben ein Klotz, der nicht glänzt und auch sonst nichts In­ter­es­san­tes fürs Au­ge zu bie­ten hat.

    Den Dun­net­t/­Cra­ven-Ent­wurf fand ich gut, was den sorg­sa­men und zu­gleich krea­ti­ven Um­gang mit Denk­mal­schutz auf der an­de­ren Stra­ßen­sei­te an­ging. Bei den Ideen zum Park­ho­tel-Ge­län­de war ich schon da­mals eher skep­tisch.

    Da­her fin­de ich es gut, dass jetzt noch­mal über Al­ter­na­ti­ven nach­ge­dacht wird, die hier et­was völ­lig an­de­res vor­se­hen. Und dass die Bü­ros die Vor­ga­ben nicht all­zu ernst ge­nom­men ha­ben.

  2. Petze Flynn sagt:

    Ich glau­be, dass der Wett­be­werb doch so­wie­so nur ei­ne Spie­gel­fech­te­rei war. Man la­de ein: den vom In­ve­stor oh­ne­hin fa­vo­ri­sier­ten Ar­chi­tek­ten, ein bis zwei Lo­kal­grö­ßen (der Op­tik hal­ber) und ei­nen Aus­wär­ti­gen von in­ter­na­tio­na­lem Re­nom­mee (auch der Op­tik hal­ber). Ge­win­nen tut – was Wun­der – der Haus- und Hof­ar­chi­tekt des Aus­lo­bers! Ein biss­chen Lob und ein paar Trost­prei­se für die von vor­ne­her­ein chan­cen­lo­sen Kon­kur­ren­ten wah­ren den schö­nen Schein und al­le sind zu­frie­den. Ver­arscht wird nur der Bür­ger, der da denkt, es gin­ge schon al­les mit rech­ten Din­gen zu...

  3. Martin Peetz sagt:

    Hier die Stel­lung­nah­me der Bür­ger­initia­ti­ve »Ei­ne bes­se­re Mit­te für Fürth« zu den bis­he­ri­gen Er­geb­nis­sen des Ar­chi­tek­ten-Wett­be­werbs zur »Neu­en Mit­te«:

    Die BI hat nach der Ver­öf­fent­li­chung der Wett­be­werbs­er­geb­nis­se zum Ar­chi­tek­ten-Wett­be­werb über die Re­sul­ta­te am 19. Sep­tem­ber aus­führ­lich dis­ku­tiert.

    Da­bei lohnt es sich, die Ent­wick­lung bis zum jet­zi­gen Wett­be­werbs­er­geb­nis und die Hal­tung der BI da­zu noch ein­mal re­vue pas­sie­ren zu las­sen. Von An­fang an hat sich die BI so­wohl bei der In­ve­sto­ren­aus­wahl als auch bei städ­te­bau­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen für wett­be­werb­li­che Ver­fah­ren aus­ge­spro­chen. Der in ei­nem sol­chen Ver­fah­ren ge­fun­de­ne In­ve­stor MIB über­zeug­te mit ei­nem vom Lon­do­ner Ar­chi­tek­tur­bü­ro Dunett/Craven aus­ge­ar­bei­te­ten Kon­zept, das von ei­ner gro­ßen Mehr­heit in der Stadt­ge­sell­schaft an­ge­nom­men wur­de.

    Die po­si­ti­ve Re­so­nanz auf das Kon­zept, das be­reits ei­ne ein­deu­ti­ge Hal­tung zur Stadt­ge­stal­tung er­ken­nen ließ, hat den In­ve­stor da­zu be­wo­gen, statt im vor­ge­se­he­nen klas­si­schen Ar­chi­tek­ten­wett­be­werb ein in­no­va­ti­ves Work­shop-Ver­fah­ren un­ter Lei­tung des Ma­ster­pla­ners Cra­ven zu ver­an­stal­ten. Im Stadt­rat gab es da­für ei­ne knap­pe Mehr­heit. Aus öf­fent­lich nie klar kom­mu­ni­zier­ten Grün­den hat sich MIB dann doch für ei­nen klas­si­schen be­schränk­ten Ar­chi­tek­tur­wett­be­werb ent­schie­den. Die BI po­si­tio­nier­te sich we­der ge­gen ein Work­shop-Ver­fah­ren, noch ge­gen ei­nen klas­si­schen Wett­be­werb. In der Stel­lung­nah­me vom 27. Ok­to­ber 2011 reg­te die BI al­ler­dings an, dass im Fal­le des be­schränk­ten Wett­be­werbs die Be­ach­tung fol­gen­der Punk­te hilf­reich wä­re:

    1. Der In­ve­stor, die Stadt­ver­wal­tung und ein von der Stadt Fürth be­stimm­ter Pro­jekt­bei­rat er­ar­bei­ten ei­ne Aus­lo­bung, die sich streng am Grund­kon­zept des Ar­chi­tek­ten Ja­mes Cra­ven ori­en­tiert und zu­sätz­lich die Mög­lich­keit lässt, auch den un­ter Denk­mal­schutz ste­hen­den ehe­ma­li­gen Fest­saal des Park­ho­tels in ei­nen Ent­wurf mit zu in­te­grie­ren.

    2. Wett­be­werb als be­schränk­ter Wett­be­werb mit min­de­stens 8 Teil­neh­mern, die po­si­ti­ve Re­fe­ren­zen in der Rea­li­sie­rung von Neu­bau­ten in hi­sto­ri­schen In­nen­städ­ten ha­ben. Die BI hat der Stadt Fürth und dem In­ve­stor ei­ni­ge Vor­schlä­ge zu ent­spre­chen­den Bü­ros ge­macht.

    3. Ja­mes Cra­ven als Vor­sitz ei­ner Ju­ry, de­ren Fach­preis­rich­ter eben­falls po­si­ti­ve Re­fe­ren­zen auf­wei­sen soll­ten.

    4. Even­tu­ell könn­te ei­ne Zwi­schen­prä­sen­ta­ti­on hilf­reich sein.

    Teil­wei­se wur­den die­se An­re­gun­gen vom In­ve­stor auf­ge­nom­men, teil­wei­se nicht.

    Die BI ist nun mit dem Er­geb­nis des Ar­chi­tek­tur­wett­be­werbs kon­fron­tiert und stellt ein­hel­lig fest, dass die bis­he­ri­gen Re­sul­ta­te des Wett­be­werbs den Ma­ster­plan des Ar­chi­tek­tur­bü­ros nicht be­frie­di­gend ver­bes­sern und aus­dif­fe­ren­zie­ren konn­ten. Kei­ner der Ent­wür­fe kann wirk­lich über­zeu­gen, wo­bei in­ner­halb der BI ei­ne ein­deu­ti­ge Ten­denz in Rich­tung des er­sten Prei­ses zu er­ken­nen ist.

    Die BI möch­te vor ei­ner ab­schlie­ßen­den Be­wer­tung des ge­sam­ten Pro­zes­ses die von der Ju­ry an­ge­reg­ten Nach­be­ar­bei­tung der Ent­wür­fe ab­war­ten, wünscht sich aber, dass die wei­te­re Ent­wick­lung der »Neu­en Mit­te Fürth« auf die Er­folgs­stra­ße zu­rück­fin­det.

    Die BI wür­de es au­ßer­dem sehr schät­zen, wenn der In­ve­stor MIB viel Mut be­wei­sen wür­de und den hi­sto­ri­schen Fest­saal des ehe­ma­li­gen Park­ho­tels in das Ge­samt­kon­zept nun doch in­te­grie­ren wür­de. Der zur hoch­wer­ti­gen Ge­schäfts­im­mo­bi­lie um­ge­bau­te Fest­saal wä­re das ab­so­lu­te High­light des Ein­kaufs­schwer­punk­tes!

  4. Da die Ver­lin­kung un­ter dem Vor­gän­ger­ar­ti­kel of­fen­bar nicht von al­len Le­se­rIn­nen ge­se­hen wur­de, ver­wei­sen wir hier er­neut und ex­pli­zit auf den »Rund­brief des Stadt­hei­mat­pfle­gers Nr. 73«, zu fin­den auch auf der Home­page von Dr. Alex­an­der May­er.

  5. Oststadtwolfi sagt:

    Ar­chi­tek­to­nisch sind wir in der Stadt tat­säch­lich noch »un­auf­steig­bar«.

    Ein klei­ner Turm wür­de dem Stadt­bild ga­ran­tiert nicht scha­den, und et­was Mut scha­det auch den re­le­van­ten »Ent­schei­dern« und Pla­nern nicht.

    Was sag­ten denn die Bür­ger dort­mals zum Neu­bau des Rat­hau­ses? Ganz si­cher wa­ren die­se der Mei­nung, daß dies nicht Für­ther Stil sei und auch nicht ins Um­feld pas­se.

  6. @Oststadtwolfi: Der Ver­gleich hinkt aber ganz ge­wal­tig! Ein re­prä­sen­ta­ti­ves Rat­haus als Sym­bol ei­ner selbst­be­wuß­ten Bür­ger­schaft ist was völ­lig an­de­res als ein Kom­merz­tem­pel in Pri­vat­be­sitz, der noch da­zu flä­chen­deckend mit Mar­ken­wer­bung zu­ge­klei­stert wer­den wird.

  7. Oststadtwolfi sagt:

    ...gu­te Ar­chi­tek­tur stellt kei­ne Fra­gen nach dem In­ve­stor. Des wei­te­ren ist es ja in je­der Ein­kaufs­mei­le le­gi­tim, Wer­bung für das ent­spre­chen­de Un­ter­neh­men zu be­trei­ben ( da war wohl am Ci­ty-Cen­ter zu we­nig Wer­bung dran um er­folg­reich zu sein ??? )

    Die selbst­be­wuß­te Bür­ger­schaft der Stadt Fürth möch­te doch nicht zum Ein­kauf nach Nürn­berg rei­sen son­dern in der Stadt­mit­te ei­nen Kom­merz­tem­pel.... was ist denn ge­gen ei­nen sol­chen »Tem­pel« ein­zu­wen­den ? Hö­re ich da Vor­ur­tei­le trap­sen?

  8. Vor­ur­tei­le kul­ti­vie­re ich nur ge­gen die Über­do­sie­rung von Satz­zei­chen und die Un­sit­te des Ple­nkens.

    Na­tür­lich ist es le­gi­tim, an Ge­schäfts­ge­bäu­den Wer­bung für den In­halt zu be­trei­ben. Eben des­halb ha­ben der­lei Im­mo­bi­li­en in hi­sto­ri­schen In­nen­stadt­la­gen den ge­ni­us lo­ci zu ak­zep­tie­ren und sich in die Ge­ge­ben­hei­ten ein­zu­fü­gen.

    In Sa­chen Sinn­haf­tig­keit von Ein­kaufs­tem­peln bin ich in­des der fal­sche Dis­kus­si­ons­part­ner, der ich dem Kon­sum­wahn oh­ne­hin sehr skep­tisch ge­gen­über­ste­he und aus al­ler­lei grund­sätz­li­chen Er­wä­gun­gen mei­ne vor­han­de­nen Hab­se­lig­kei­ten lie­ber gut be­hand­le als sie stän­dig durch neue zu er­set­zen. Von da­her könn­te ich per­sön­lich mit ei­ner In­nen­stadt le­ben, in der man in klei­nen, in­ha­ber­ge­führ­ten Lä­den in fuß­läu­fi­ger Nä­he sei­nen täg­li­chen Be­darf decken kann, wäh­rend man die gro­ßen Fi­lia­li­sten und Ket­ten­lä­den (wenn’s denn mal sein muß) in den na­hen Nach­bar­städ­ten sucht und fin­det.

    Kei­ne Fra­ge, daß ich mit die­ser so­zi­al­ro­man­ti­schen Hal­tung weit­ge­hend iso­liert da­ste­he, aber die Fra­ge muß schon er­laubt sein, war­um es in je­der Stadt al­les ge­ben muß, was es in den Or­ten ne­ben­an auch schon im Über­maß gibt. Was im­mer Fürth auch den smar­ten Schlip­sen mit den Ak­ten­kof­fern an städ­te­bau­li­chen Op­fern bringt, es wird im­mer ein paar Num­mern klei­ner aus­fal­len als das, was es in Er­lan­gen oder Nürn­berg gibt. Aber ist das so schlimm? Wohl nur für je­ne, die Le­bens­qua­li­tät in er­ster Li­nie mit Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten gleich­set­zen. Mit de­nen mag ich aber – aus Er­fah­rung klug ge­wor­den – auch nicht mehr über Sinn­fra­gen dis­ku­tie­ren...

    Dies ist no­ta be­ne mei­ne per­sön­li­che Mei­nung, die ich auch in mei­nem pri­va­ten Blog ver­tre­te. Als Her­aus­ge­ber der »Für­ther Frei­heit« be­grü­ße ich die hier zum Aus­druck kom­men­de Mei­nungs­viel­falt eben­so, wie ich als Mit­glied der der Bür­ger­initia­ti­ve »Ei­ne bes­se­re Mit­te für Fürth« für ein in je­der Hin­sicht stadt­ver­träg­li­ches Ein­kaufs­zen­trum plä­die­re.

  9. Herbert Klaus sagt:

    Hier bie­tet sich die ein­ma­li­ge Chan­ce, die In­nen­stadt wei­ter zu ver­un­zie­ren. Vor­aus­schicken will ich ei­nen frü­he­ren Wer­be­slo­gan der Be­ton­in­du­strie »es kommt drauf an, was man draus macht«. Be­dau­er­lich, dass man das hier nicht ver­steht.

    Die­sen Ver­un­zie­rungs­rei­gen er­öff­ne­te sei­ner­zeit das sog. So­zi­al­rat­haus. Schließ­lich folg­te die Blech­büch­se die sich dann techn. Rat­haus ge­nannt hat, an Häß­lich­keit kaum zu über­bie­ten. Eben­so wie das Le­bens­hil­fe­ge­bäu­de – eben­falls mit Blech­fas­sa­de. Bei­de strei­ten sich um den Ti­tel »häss­lich­stes Ge­bäu­de in Fürth«. Glück­li­cher Wei­se sind die mit die­sem »An­blicken« ge­pei­nig­ten Stra­ßen schön schmal, so dass die­se ar­chi­tek­to­ni­schen Ab­trit­te nicht ganz so krass auf­fal­len. An­ders wird das na­tür­lich bei frei­em Blick auf die »neue Mit­te«. da bie­tet sich – wie es scheint – ein ent­setz­lich frei­er Blick von der Frei­heit auf das ehem. Park­ho­tel. Da wird dann die ge­zeig­te grau­en­haf­te Be­baue­rei zum Alp­traum. Im Üb­ri­gen er­zeugt al­lein schon die Be­zeich­nung »neue Mit­te« ei­ne Gän­se­haut. Der ge­neig­te Le­ser soll­te sich mit den eben­so häß­li­chen wie gleich­för­mi­gen »neue Mitte«-Anlagen z. B. in Pas­sau oder in Ans­bach, oder auch an­dern­orts aus­ein­an­der­set­zen. Da spielt es kei­ne Rol­le, ob Du in Pas­sau oder in Ans­bach bist. Das »Am­bi­en­te« und das An­ge­bot ist iden­tisch. So wie bei Lidl oder Al­di. Da fin­dest Du Dich in Ham­burg ge­nau­so wie in Gar­misch auf An­hieb zu­recht. Ein­zig Strau­bing macht da ei­ne, ja rühm­li­che Aus­nah­me. Wen wun­derts, da wur­de von Ar­chi­tek­ten ge­plant und ge­baut, die auch ih­re Wur­zeln in die­ser Stadt hat­ten bzw. ha­ben.

    Seit 2002 gibt es ei­ne wach­sen­de »Für­ther Groß­manns­sucht«, die we­ni­ger mit Selbst­be­wusst­sein als mit Hoch­mut und Ar­ro­ganz zu tun hat (Dumm­heit und Stolz ist aus glei­chem Holz). Ehr­geiz, für sich al­lein be­trach­tet, ist ja nichts ver­werf­li­ches. Aber die Kir­che soll­te im Dorf blei­ben. Mit der »Wie­der­be­le­bung« des Ci­ty­cen­ters zeigt sich ja auch die Kom­pe­tenz der hier Han­deln­den. Erst wur­den die Lä­den raus­ge­jagt – oh­ne sinn­haf­tes Kon­zept – jetzt zie­hen Lä­den wie­der hin­ein?? Ver­mut­lich mit Säcken vol­ler Licht. Schil­da lässt grü­ßen.

    Ei­gent­lich Scha­de um Fürth, ei­ne auf den zwei­ten Blick schon im­mer lie­bens­wer­te Stadt, die in den letz­ten zehn Jah­ren viel ver­lo­ren hat.

  10. Zum The­ma Le­bens­hil­fe-Ge­bäu­de möch­te ich auf die­se Dis­kus­si­on ver­wei­sen und die dort (recht weit un­ten) zu se­hen­den Fo­tos mit ei­ner al­ter­na­ti­ven, Fürth-spe­zi­fi­schen Farb­ge­bung, die man­ches her­aus­ge­ris­sen hät­te...

  11. Herbert Klaus sagt:

    Dan­ke für den Link. Da wird die ex­tre­me Häß­lich­eit wie­der schau­dernd in Er­in­ne­rung ge­ru­fen. Hof­fent­lich hält Fürth bis zur Kom­mu­nal­wahl durch.

  12. Manu sagt:

    Das muss man sich ein­mal vor­stel­len:
    Da gibt es ei­nen Ar­chi­tek­ten­wett­be­wer­b/-work­shop, aus dem als Sie­ger der Ent­wurf her­vor­geht, der (und das ist ein of­fe­nens Ge­heim­nis) als das ge­ring­ste Übel an­ge­se­hen wird. Die Prä­mie­rung ist mit der Auf­for­de­rung zur Nach­bes­se­rung ver­bun­den. Die Sieg­prä­mie wird na­tür­lich trotz­dem ein­ge­stri­chen. Und dann legt die­ses Ar­chi­tek­tur­bü­ro ei­nen »ver­bes­ser­ten« Ent­wurf vor, mit dem sich der In­ve­stor nicht ein­mal mehr in die Öf­fent­lich­keit ge­hen traut.

    Ist das Un­wil­len oder Un­fä­hig­keit die­ser Ar­chi­tek­ten? Be­kom­men die da­für Geld?

    Und was hat MIB da­mals über­haupt da­zu be­wo­gen, sol­che Ar­chi­tek­tur­bü­ros, die ent­we­der nicht wol­len oder nicht kön­nen, zu ih­rem Work­shop ein­zu­la­den?

    Ar­me Stadt. Die letz­te Hoff­nung ist jetzt noch Ja­mes Cra­ven, der da­mals ei­nen all­seits ge­lob­ten Ma­ster­plan vor­ge­legt hat, und mit dem jetzt wei­ter »ge­tüf­telt« wird.

    Und ar­me Be­völ­ke­rung, die, wenn es nach Bau­re­fe­rent Krau­ße gin­ge, wie­der ein­mal von al­len Plä­nen aus­ge­schlos­sen wer­den soll. Im­mer schön hin­ter ver­schlos­se­nen Tü­ren ge­gen die Be­dürf­nis­se der Be­völ­ke­rung pla­nen und dann schnellst­mög­lich »Nä­gel mit Köp­fen« ma­chen, da­mit man sich mit der hei­mat­ver­bun­de­nen und iden­ti­täts­ver­lan­gen­den, vul­go quen­geln­den Be­völ­ke­rung nicht mehr aus­ein­an­der set­zen braucht...

  13. Elisabeth Heyn sagt:

    Wir müs­sen uns weh­ren. Die Für­ther ha­ben ei­ne ei­gen­sin­ni­ge Ten­denz, ihr Stadt­bild zu rui­ni­ern. Das ging am Gän­se­markt vor et­li­chen Jah­ren so, das war bei dem Ge­bäu­de der Le­bens­hil­fe und beim Neu­bau des tech­ni­schen Rat­hau­ses so, und auch im Süd­stadt­park gibt es ein pri­ma Bei­spiel für städ­te­bau­li­ches De­sa­ster: War­um wur­de ei­ne wun­der­schö­ne Häu­ser­front mit Rund­bo­gen­fen­stern (zum Süd­stadt­park hin) mit äu­ßerst häß­li­cher Bal­kon­fas­sa­de um­mau­ert? War­um wird die­ser Ra­sen »Park« ge­nannt? Und nun der näch­ste »Coup«:

    War­um muß nun der doch ei­gent­lich sehr an­sehn­li­che und der Stadt ein ge­wis­ses Bild ge­ben­de Bau des Park­ho­tels ei­nem tri­sten Ko­loß wei­chen? Nur weil die Be­hör­den kei­nen Denk­mal­schutz fest­ge­stellt ha­ben? So, Ihr lie­ben Für­ther Stadt­vä­ter, holt ihr kei­ne Ein­käu­fer nach Fürth, die ge­hen lie­ber ins hübsch re­no­vier­te Nürn­berg, da se­hen sie kei­ne Pla­stik­fas­sa­den. Und bei der näch­sten Wahl be­kommt Ihr, wenn Ihr die­sen Ent­wurf durch­ge­hen laßt, kei­ne Stim­me uns, denn auch vie­len an­de­ren wird es ähn­lich ge­hen und sie wer­den Euch ab­stra­fen.

    Es braucht in Fürth kein neu­es, teue­res, ge­sichts­lo­ses Ein­kaufs­zen­trum, son­dern die vor­han­de­nen Res­sour­cen müs­sen bes­ser ge­nutzt wer­den. Und wenn schon neu ge­stal­ten, dann we­nig­tens – so wie in an­de­ren Städ­ten auch mög­lich – zu­min­dest die Fas­sa­den er­hal­ten!!! Noch habt Ihr die Chan­ce.

  14. Herbert Klaus sagt:

    Der Bahn­hofs­er­bau­er des Lud­wigs­bahn­hofs wür­de sich im Gra­be her­um­dre­hen, wenn die­ses pott­häß­li­che Glas-kon­strukt in ir­gend­ei­ner Form an den Bahn­hof er­in­nern wür­de. Nun ist das vor­ge­stell­te Bild von dem Ge­bäu­de für sich al­lein be­trach­tet stink­lang­wei­lig, dass es kei­ne Stei­ge­rung mehr ge­ben kann. Mit dem Glas­hut oben­drauf wird es auch noch gna­den­los häß­lich. Nun ja, es soll was hin­ge­baut wer­den, weil es nun Zeit wird. Klar dass dann das Kon­strukt dem OB ge­fällt. Und da­mit auch den nach­ge­ord­ne­ten Ja-Sa­gern.

    Pflanzt gleich Efeu und wil­den Wein an die Fas­sa­den. So­lan­ge die die­se noch wach­sen, nehmt Knö­de­rich, der wächst gnä­dig schnell.

  15. Me­di­en PRAXIS e.V. hat ei­ne Rei­he von State­ments und In­ter­views von den an der Dis­kus­si­on be­tei­lig­ten Par­teien so­wie die Pro­jekt­vor­stel­lun­gen des In­ve­stors MIB ins Netz ge­stellt, so daß sich in­ter­es­sier­te Bür­ge­rIn­nen ih­re ei­ge­ne Mei­nung bil­den kön­nen.

  16. Gerd`l sagt:

    Hal­lo,

    ge­stern zeig­te plus­mi­nus (ARD) ei­ne Do­ku über ein ece-Ein­kaufs­cen­ter in Wetz­lar.

    Durch die Cen­ter blu­ten die In­nes­täd­te gna­den­los aus, auch wenn Wetz­lars OB das nicht glau­ben will. Hoch­in­ter­es­sant, könn­te (od. kann) uns mit MIB evtl. auch so er­ge­hen.

    Schaut euch mal das Vi­deo an.
    G.

  17. Herbert Klaus sagt:

    Die­se »neu­en Mit­ten« sind über­all gleich. Sie sind be­lie­big aus­tausch­bar. Sie­he Ans­bach, Pas­sau etc. Was von den In­nen­städ­ten bleibt sind ein paar Dö­ner­bu­den (oder Fen­ster) und 1 € Shops. Wie ei­gent­lich jetzt schon in Fürth.Aber das Ver­häß­li­chen nimmt kein En­de. Das (ent­ste­hen­de) Park­haus in der Nbg. Str. (P & P) greift gna­den­los in den Häß­lich­keits­wett­be­werb mit ein. Haus­mei­ster Krau­ße meint, da­ge­gen kön­ne man als Ge­mein­de kaum et­was un­ter­neh­men (sie­he Sa­turn, da a das sehr gut­ge­klappt.). Wie heißt doch gleich die Krank­heit, die das Kurz­zeit­ge­dächt­nis in Be­dräng­nis bringt? Mög­li­cher Wei­se ver­ur­sa­chen die »Wohl­ta­ten« von P&P und Co. – für wen auch im­mer – auch ein biss­chen Kurz­zeit­ge­dächt­nis­ver­lust. Wer in Fürth baut kann sich al­les er­lau­ben (sie­he Sch­erbs­gra­ben). Ei­ne »Ba­na­nen-gmah« eben. Be­freit uns von die­sen Di­let­tan­ten.

  18. Klaus Meier sagt:

    Ei­gent­lich braucht Fürth kei­ne neue Mit­te und schon gark­ei­nen wei­te­ren öden Shop­ping­tem­pel. Muss es denn in ei­nem Stadt­zen­trum im­mer nur ums Shop­pen ge­hen? – Um im­mer die glei­chen Ket­ten – Marken­lä­den, die so lang­wei­lig sind, daß es kaum zu er­tra­gen ist. Ei­gent­lich sind mitt­ler­wei­le fast al­le In­nen­städ­te gleich öde – über­all die glei­chen Ge­schäf­te über­all der glei­che Ramsch – wo­zu al­so noch in die Stadt ge­hen – das be­kommt man doch auch al­les im In­ter­net. Das ist auch der Grund war­um die In­nen­städ­te im­mer mehr aus­ster­ben.

    Es hat sich aus­ge­shop­pt – nur der Für­ther Stadt­rat hat das nicht ka­piert und hinkt dem Zeit­geist hin­ter­her – haut noch­mal ei­ne brat­zi­ge Bau­sün­de in die Ge­gend, die nach 10 Jah­ren ge­nau­so brach und lang­wei­lig da­steht wie das Ci­ty Cen­ter, der Mark­kauf usw... Ha­ben die­se Stadt­rä­te denn nichts da­zu ge­lernt? Scha­de um die schö­ne Stadt – scha­de um die ver­ta­ne Chan­ce. Fürth braucht kei­ne Ar­chi­tek­tur­plä­ne son­dern Ideen.

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