Fürther Bogen – das sechste Jahr
17. Dezember 2013 | von Hucky Schermann | Kategorie: VerkehrDie Bahnbaustelle Fürther Bogen geht nun bald ins siebente Jahr. Während die S1 von Nürnberg Richtung Osten (Lauf links bzw. Hersbruck links) schon in einem für Pendler sehr angenehmen 20-Minutentakt fährt, tut sich Richtung Forchheim wenig.
Wegen teilweiser Überfüllung von RE-Zügen zwischen Nürnberg und Erlangen hat die DB es wenigstens geschafft, mit dem neuen Fahrplan zu gewissen Zeiten sogenannte »Express-S-Bahnen« bis Nürnberg fahren zu lassen, die aber einige Haltepunkte auslassen. Alle Züge Richtung Norden (S‑Bahn, Regionalexpress, ICE, Güterzüge) sind auf der zweigleisigen Bestands-Strecke unterwegs und die Ausbaumaßnahmen zur Viergleisigkeit schleppen sich hin.
Was hat sich nun bei der Baustelle Fürther Bogen im letzten Jahr getan? Ab Scherbsgraben ist der neue Gleiskörper nur fragmentarisch vorhanden. Das scheint auch daran zu liegen, dass die Baufirmen für Nachbesserungsarbeiten an der Pfahlwand Richtung Würzburger Straße viel Platz für Sanierungsarbeiten brauchen. Man erinnere sich: Mitte 2011 ist Pfusch am Bau entdeckt worden. Jetzt wurde zwei Jahre später ein aufwändiges Sicherungsverfahren in Angriff genommen: Ab Sommer 2013 wurden die einzelnen Pfähle per Bohrmeissel an verschiedenen Stellen bis zur Armierung »angenagt«. Wahrscheinlich soll hier irgendwie noch eine Absicherungsmaßnahme und zusätzliche Bewehrung erfolgen. Die Bahn hält sich mit Informationen zu diesem Verfahren weiterhin bedeckt. Jedenfalls ist das Ganze sehr arbeitsintensiv und zeitaufwändig. Doch Zeit hat man ja noch massig.
Die einspurige neue Bahnbrücke über die Regnitz ist im Rohbau fertig (Webcam). Sie wird aber wahrscheinlich die nächsten Jahre einfach so da stehen, da noch keine Planfeststellung im weiteren Verlauf bis Eltersdorf erfolgt ist. Der provisorische Bahnsteig des Haltepunkts Unterfarrnbach, der von Pendlern der Betriebe an der Würzburger Straße gut frequentiert wird, bleibt wahrscheinlich auch noch längere Zeit erhalten. Besonders unangenehm und auch gefährlich ist der Zustand dieser Station bei Regen und Schnee zu nennen. Außerdem ist die Treppenanlage an der Brücke Würzburger Straße für ein Industrieland wahrlich keine gute Visitenkarte. Wenn vielleicht nächstes Jahr sogar der neue Mittelbahnsteig errichtet wird, kann er nicht in Betrieb gehen (siehe oben). Der Bahn ist das egal, man hat ja Zeit. Und die Finanzierung der S1 kann weiterhin gestreckt werden.
(Alle Fotos: Alfred Schermann)
Ab Heuweg bis zur Vacher Straße sind nun auch die Bohrpfähle gesetzt und der einspurige Aushub im Gang. Doch mit der Aufschotterung und der Gleisverlegung kann man sich hier auch Zeit lassen. Außerdem wird die provisorische Überführung der S‑Bahn-Strecke ab Heuweg oder Stadeln in die alte zweigleisige Bestandsstrecke momentan nicht diskutiert. Müsste ja auch jemand bezahlen!
Und hier haben wir das Dilemma, auf das in der Fürther Freiheit schon vor dreieinhalb Jahren hingewiesen wurde. Die Bahn sitzt sowieso am längeren Hebel, besonders weil das Projekt Güterzugtunnel auch noch laufen soll. Statt eines Haltepunkts Stadeln-Süd an dem gut in die Busse umgestiegen werden kann, haben wir den Bahnhof Vach, der momentan als park-and-ride-Station für wenige dient. In der Zwischenzeit ist ein Möbel Höffner mit Autobahnanschluss aus dem Boden gestampft worden. Wenn ein Stadtrat A sagt, sollte er B nicht vergessen! Eine Bahnstation Steinach hätte dazu gepasst. Hier könnten auch Pendler aus Nürnberg Nord bei entsprechender Busverbindung und Parkmöglichkeit gut Anschluss zur Weiterfahrt finden. Steinach wäre dann zwar als Bauerndorf endgültig tot. Aber gerade im Falle des Baus von Möbel Höffner konnte man genau sehen, dass Proteste nur soweit erfolgten bis die Grundstückspreise gepasst haben. Das war auch ein »Verschwenk«.
Außerdem kann das Problem Ortsumgehung Herboldshof nicht in Angriff genommen werden, solange die endgültige Bahntrasse zwischen Stadeln und Eltersdorf nicht feststeht. Das Nein zum geplanten Verschwenk von Seiten der Stadt und der grünen Fraktion entpuppt sich jetzt immer mehr als Schuss, der nach hinten losgeht. Wenn man sich die Animation der Bahn zur Güterzugstrecke ansieht, kann man erkennen, dass sogar Möbel Höffner und Teppich Kibek schon vorhanden sind.
2017 soll die Schnellbahnstrecke Richtung Leipzig/Berlin mit vermehrten Verkehrsaufkommen in Betrieb gehen und nach Plan hätte der Gleiskörper für die S‑Bahn bis Bamberg dann parallel dazu fertig sein sollen... Prost Neujahr !
Für Unterfarrnbach ist doch schon die Sperrungsmeldung seitens der Bahn raus, wegen Bahnsteigarbeiten. Habe mir das Datum nicht gemerkt, aber jedenfalls demnächst.
Und die Express-Bahnen sind ein Kalter, halten in Fürth nicht, dazu fallen ja neue Züge bekanntlich nicht vom Himmel, somit sind andere Bahnen verkürzt worden auf eine Einheit BR 442. Wie 17:05 ab Forchheim, der war heute ab Erlangen überfüllt, weil nur noch einteilig statt Doppeltraktion, wie vor dem Fahrplanwechsel. Da wurde nur umgeschichtet, viel Wind um nix.
Davon ab, die DB hat gar nix damit zu tun, welche Züge wann fahren, und in welcher Stärke – da ist als Besteller die BEG zuständig.
Ist ja schön, daß jemand hier noch schreibt, aber bissl bessere Recherche wäre der Website schon angemessen, nix für ungut :)
Ralph.
»Das Nein zum geplanten Verschwenk von Seiten der Stadt und der grünen Fraktion entpuppt sich jetzt immer mehr als Schuss, der nach hinten losgeht. Wenn man sich die Animation der Bahn zur Güterzugstrecke ansieht, kann man erkennen, dass sogar Möbel Höffner und Teppich Kibek schon vorhanden sind.«
Also weil die Bahn in einem Trickfilm zwei Läden abbildet muss der Rest der Vision Realität werden, damit der Trickfilm zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird?!
Bei der Gelegenheit: Wenn der Güterzugtunnel und der Verschwenk zusammengehören, weil der Aushub des Tunnels für den extrem hohen Damm des Verschwenks benötigt wird, wieso fängt man den Tunnel nicht schon mal an?!
Hier noch ein kleiner Nachtrag:
Äußerung des Verkehrsexperten Hofreiter der Grünen anlässlich einer Baustellenbesichtigung bei Höffner (laut NZ vom 12.7.13): Dass der Fürther Stadtrat den Bebauungsplänen (für Höffner) im Dezember 2012 zugestimmt hat, versteht Hofreiter noch aus einem ganz anderen Grund nicht: Denn mit der Genehmigung des Großprojekts ändere sich die »genehmigungsrechtliche Lage« Fürths. Es liefere Argumente, den S‑Bahn-Verschwenk doch zu realisieren, den die Stadt eigentlich nicht will. Obwohl natürlich niemand die S‑Bahn nutze, um Möbel einkaufen zu gehen.
Und hier zur geplanten Klage der Stadt Fürth (wieder NZ – online vom 7.6.2013):
S‑Bahn-Ausbau könnte aus dem Takt kommen / Verschwenk wird zur Hürde – Fürther Politik kann Fertigstellung um acht Jahre verzögern