Wenn es den Reichen gut geht...
9. November 2017 | von Hucky Schermann | Kategorie: Spielplatz...geht es allen gut! Nach unbestätigten Berichten soll dieser weise Spruch am Eingangsbereich des neuen »Ludwig-Erhard-Bunkers« verewigt werden. Die Findungskommission aus Jung, Kurz und Söder konnte sich leider nicht auf eine Version der Ausführung einigen.
Jung wollte unbedingt eine LED-Laufschrift mit akustischer Untermalung (»Üb’ immer Treu und Redlichkeit«) haben, da dies mit dem Glockenspiel auf dem Rathausturm vereinbar wäre. Kurz hätte sich einen Betonguss vorstellen können, der kombiniert mit einem Notfallknopf in Schlangenform das Morsezeichen für S auslöst (kurz-kurz-kurz). Söder hätte eher eine Reichstagslösung bevorzugt: Über dem Türstock der Spruch, aber verhüllt. Seitlich auf Gehsteigebene ein Trog gefüllt mit Erde aus allen in den letzten Jahren von ihm eingeweihten Mittelpunktmesspunkten. Darauf ein lebensechtes Plastikgesteck in den Farben aller bayerischen Regierungsbezirke. Als Clou: Ein virtueller Breitbandwasserfall, der oszillierend in Abständen das Wort Heimat in allen Weltsprachen erscheinen lässt. Die Frage der Finanzierung sei geklärt, da ja 3 % der Bausumme für Kunst investiert werden muss.
Man konnte sich nicht einigen und beschloss erst mal die Gesamtabrechnung abzuwarten, um dann den Finanzierungsrahmen festzulegen. Herr Tichy (Vorsitzender des Vorstands der schon 1967 von Ludwig Erhard persönlich eingerichteten Ludwig-Erhard-Stiftung e. V.) soll als Alternative vorgeschlagen haben, sich zu überlegen, ob man nicht das geflügelte Wort Ludwig Erhards vom »Maßhalten« als zentrales Credo nehmen sollte. Es sei unverfänglicher und könnte für eine weitere Entwicklung der Basis-Gesellschaft als Narrativ gelten. Außerdem scheint er angemahnt zu haben, keine Konkurrenzaktionen zur Berliner Stiftung LES zu starten.
Dazu hat das Fürther Rechercheinstitut POSTILLON heraus gefunden, dass in Fürth der Schwerpunkt der Forschungsarbeit eher bei der Optimierung legaler Steuersparmodelle und ihren Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt liegen soll. Wäre auch naheliegend, da ja ein Vertreter dieser Praxis auch ein berühmter Sohn der Stadt Fürth ist: Herr Jürgen Mossack, aufgewachsen in der Gustavstraße.
Nach einem Gerücht plant man außerdem in Zusammenarbeit mit dem ZDF im Medienraum des Ludwig-Erhard-Zentrums relevante Teile aus Sendungen der »ANSTALT« vorzuführen und mit Schülern den Faktencheck aus der zugehörigen Seite im Internet für eine Medienstation aufzubereiten.
Die anderen angedachten Forschungsvorhaben sollen momentan auf Eis liegen. Da der private »Ludwig-Erhard-Initiativkreis e. V.« den Bau des Ludwig-Erhard-Zentrums (LEZ) fast vollständig aus eigenen Mitteln finanziert hat – wie es sich für Stiftungen gehört – ist er noch auf Spenden angewiesen. Der bayerische Finanzminister stellt aber öffentliche Mittel für den Bildungsbereich in Aussicht. Damit soll z.B. geklärt werden, warum Erhard sich zum Tegernsee hin orientiert hat und von seiner Heimat nichts mehr wissen wollte. Auch soll geklärt werden, ob das neoliberale Netzwerk der Mont Pèlerin Gesellschaft mit den Ludwig-Erhard-Stiftungen kooperieren könnte.
Aber da will man nach unbestätigten Verlautbarungen erst abwarten, wie die nächsten Wahlen ablaufen. Zu heiß gegessen soll die Mahlzeit auch nicht werden. Könnte das Gefüge der propagierten »Sozialen Marktwirtschaft« etwas durcheinander bringen...