Architektonische Highlights aus Fürth und dem Rest der Welt
20. Februar 2012 | von Lydia Schuster | Kategorie: KulturStraßen, Häuser, Parks, generell der gesamte öffentliche Raum entsteht und besteht aus architektonischen Leistungen. Insofern sind Architekten zu einem großen Teil für unser Lebensgefühl verantwortlich. Abhängig von persönlichen Präferenzen stellt sich beim Einen in Hochhausvierteln oder Reihenhaussiedlungen Unbehaglichkeit oder Wohlgefühl ein, beim anderen in Gegenden mit Jugendstil- oder Fachwerkhäusern. Über die Schönheit oder Monstrosität von Bauwerken lässt sich immer bestens streiten.
12 Künstler, zwei Fotografen und eine Architektin zeigen in ca. 100 Werken ganz unterschiedliche Varianten von Gebäuden, Brücken und Plätzen in mal mehr, mal weniger be- und verbauten Kulturlandschaften.
Ein Teil der Bilder löst vermutlich bei den meisten Betrachtern eher entspannende Gefühle aus. Die Aquarelle von Heinz Schillinger zeigen den Nürnberger Kettensteg weit vor seiner Restaurierung, freundliche fränkische Landschaften und ein windschiefes altes Bauernhaus, das kurz vor seinem Abriss steht.
Anton Atzenhofer malt in seiner Heimatstadt Nürnberg genauso wie auf seinen Reisen durchs europäische Ausland vor allem die schönen Seiten der Städte und Bauwerke. Für ein typisches langweiliges Nachkriegshaus, in seiner direkten Nachbarschaft in der Weißgerbergasse entwarf er Verschönerungsmöglichkeiten, die in Vorher/Nachher-Bildern dokumentiert sind.
Der »Stadtgründer« Fredder Wanoth zeigt in fein gezeichneten Ultra-Querformaten ebenfalls die schönsten Seiten berühmter Städte wie Wien oder Budapest. In Miniatur-Holzmodellen bildete er römische Säuleneingänge und Tempelaufgänge nach.
Der Fürther Künstler Axel Voss hat sich auf bizarre Stadtromantik einer ganz anderen Art spezialisiert. Seine Siebdrucke zeigen richtige Großstadtbilder, die sich durch ihre Klarheit und eine harmonische Auswahl des Bildausschnitts auszeichnen. Voss hat einer ganz speziellen, von ihm häufig verwendeten Farbgebung mit Tönen zwischen Stahl‑, Tauben- und Dämmerungs-Graublau zu neuem Ansehen und einzigartig romantischem Charakter verholfen. Oft in Kombination mit leuchtenden Akzenten in Rottönen wirken selbst eigentlich trostlos leere Straßenzüge, U‑Bahnhöfe oder Baumärkte im Abendlicht stimmungsvoll, pittoresk und auf eine beinahe lyrische Art wunderschön.
Ganz anders und doch einem ähnlichen Grundprinzip folgend sind die Acrylbilder der in Deutschland lebenden russischen Künstlerin Lena Krasotina durchweg in verschiedenen, sehr weichen hellen Grautönen gemalt, manchmal mit einem sanftfarbigen Eyecatcher, der einen Lichtblick im grauen Alltag markiert. Krasotinas Stärke liegt darin, mit reduziertem Strich und weichen, fast schemenhaft gemalten Umrissen perfekt die Stimmung des dargestellten Ortes einzufangen.
Die komischen Seiten im Umgang mit Bauwerken zeigen Cartoons von Gerd Bauer, der die Altstadtfreunde mit Butzenscheibenbrillen auf Chörlein-Besichtigungstour schickt.
Lustig ist auch die wahre Geschichte von Johannes Grützke, die der Berliner Maler in acht Farblithographien verarbeitet hat: Grützke hatte auf Kreta die kompletten Innenwände einer kleinen Höhle, die den Eingang zu einer Bergkapelle darstellt, ausgemalt. Das Motiv waren die verschiedenen Menschen der Gemeinde, z. b. die frömmste Frau, der alte Pfarrer, aber auch viele andere. Die Bewohner des Dorfes unterstützten den Künstler insofern, als sie ihm ab und zu etwas zu Essen brachten und geduldig Modell standen. Zuletzt war die komplette Höhle ausgemalt, auch für einen professionellen Maler wie Grützke ein schönes Stück Arbeit. Als Grützke dann ein Jahr später erneut in diesen Ort im Süden Kretas kam, war die Höhle wieder komplett weiß gestrichen...
Nüchtern und klassisch schön sind die Gemälde des aus der Oberpfalz stammenden Malers Jürgen Weiß, der vor allem interessante Ecken seiner neuen Wahlheimat Nürnberg gemalt hat und sich sowohl für Hochhaussiedlungen als auch Jugendstilgebäude und deren interessantes Innenleben interessiert.
Einen Hauch von weiter Welt, aber auch das Gefühl einer Zeitreise in die Vergangenheit bringen die Fotos von Horst Schäfer in die Ausstellung. Schäfer war in den 60er Jahren Pressefotograf in New York, von wo er unter anderem beeindruckende Bilder der dortigen Architektur mitbrachte.
Vollkommen in eine Traumwelt führt das Bild des tschechischen Künstlers Richard Svandrlik, das eine rein fiktive orientalische Traumstadt zeigt.
Der Marburger Stefan S. Schmidt hat sich auf eine minimalistische Darstellung der Gebäude verlegt, die fast wie Planungsentwürfe von Architekten wirken. Im Gegensatz zu den Konstruktionszeichnungen von Baumeistern verwendet Schmidt für seine riesigen Bilder Ölfarben und hier vor allem sehr warme Farbtöne.
Mariagrazia Huaman arbeitete in ihrem Heimatland Peru und anschließend einige Jahre in Italien in ihrem Beruf als Architektin, ehe sie nach Deutschland kam. Hier studierte sie Grafik/Design und lebt seither als Grafikerin und Malerin in Nürnberg. Sie hat sich mit den Details der Architektur befasst, z. B. den vor allem an alten Gebäuden oder südeuropäischen Ländern verwendeten Türklopfern.
Gemessen an der Vielfalt der Bauwerke dieser Welt, zeigt die Ausstellung nur einen kleinen Ausschnitt architektonischer Kunst, vor allem aus dem nächsten Umfeld unserer Stadt und des deutschen wie europäischen Umfelds. Eine Fortsetzung mit Bildern der architektonischen Wunderwerke und Bausünden im arabischen Raum, in Südamerika und Asien ist in Planung.
Kulturlandschaften – Architektur prägt Lebensräume
Ausstellungsdauer:
18. Februar 2012 bis 1. April 2012
Mittwoch bis Sonntag von 13.00 bis 18.00 Uhr
oder nach telefonischer Vereinbarung
Galerie Atzenhofer
Weißgerbergasse 17
Weinmarkt 10 (ab 2017)
90403 Nürnberg
Telefon: 0152 – 33 86 80 66
post@galerieatzenhofer.de
www.galerieatzenhofer.de
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