Na­tio­na­li­sten beim Ern­te­dank-Um­zug?

19. Oktober 2016 | von | Kategorie: Politik

Sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren,

als er­stes möch­te ich mich in die­sem of­fe­nen Brief für die im­mer wie­der­keh­ren­de tol­le Or­ga­ni­sa­ti­on der »Kär­wa« be­dan­ken, die ich als Für­ther sehr zu schät­zen ge­lernt ha­be. Auch konn­te ich wie je­des Jahr wie­der mit der gan­zen Fa­mi­lie dem Ern­te­dank-Um­zug be­ob­ach­ten.

Osmanische Militärkapelle beim Erntedankumzug 2016 (Foto: Alexander Wunschik)

Os­ma­ni­sche Mi­li­tär­ka­pel­le beim Ern­te­dank­um­zug 2016
(Fo­to: Alex­an­der Wunschik)

Lei­der muss­te ich aber die­ses Jahr mit Ent­set­zen und gro­ßem Un­ver­ständ­nis fest­stel­len, dass bei dem dies­jäh­ri­gen Ern­te­dank-Um­zug die »Os­ma­ni­sche Mi­li­tär­ka­pel­le« (Vi­deo 1, Vi­deo 2, Vi­deo 3) wie­der mit ei­ner Fah­ne der tür­kisch-rechts­extre­mi­sti­schen MHP mit­ge­lau­fen ist, de­ren fa­schi­sti­sche Mit­glie­der oft auch als »Graue Wöl­fe« be­zeich­net wer­den.

Ich selbst neh­me die Teil­nah­me des is­la­mi­schen Kul­tur­zen­trums als Be­rei­che­rung des sehr tra­di­tio­nel­len (fast schon ewig-gest­ri­gen) Zu­ges wahr und war schockiert, wie die­se Of­fen­heit so scham­los aus­ge­nutzt wur­de, um blan­ken Na­tio­na­lis­mus zur Schau zu tra­gen. Ich bin selbst sehr ak­tiv, wenn es dar­um geht, sich na­tio­na­li­sti­schen Ge­sin­nun­gen ent­ge­gen zu set­zen und für ein bun­tes und of­fe­nes Fürth auf die Stra­ße zu ge­hen. Doch wie kann es sein, das wir zu Hun­der­ten ge­gen na­tio­na­li­sti­sche Ein­stel­lun­gen der »AfD«, »Pe­di­ga« und »Der Drit­te Weg« auf die Stra­ßen ge­hen, aber ei­ner ab­so­lut ver­gleich­ba­ren tür­ki­schen Or­ga­ni­sa­ti­on er­lau­ben, sich öf­fent­lich zu prä­sen­tie­ren? To­le­ranz muss da auf­hö­ren, wo man In­to­le­ranz to­le­riert!

Be­son­ders in Zei­ten, wo in der Tür­kei ech­te De­mo­kra­tie und Of­fen­heit ak­tiv be­kämpft und mit po­li­ti­schen »Säu­be­run­gen« ge­gen An­ders­den­ken­de vor­ge­gan­gen wird, müs­sen wir als Stadt Fürth zei­gen, dass Tür­ken hier nur will­kom­men sind, so­lan­ge sie den Wunsch nach ei­ner of­fe­nen Ge­sell­schaft tei­len.

Ich bin der Auf­fas­sung, dass ei­ne »os­ma­ni­sche Mi­li­tär­ka­pel­le« ge­nau­so we­nig et­was auf ei­nem Ern­te­dank­zug zu su­chen hat wie ei­ne »ger­ma­ni­sche« oder »na­tio­nal­so­zia­li­sti­sche Mi­li­tär­ka­pel­le«, was zum Glück ja ge­ra­de­zu un­denk­bar wä­re. Ern­te­dank ist im Ur­sprung ein re­li­gi­ös ge­präg­tes Fest der Dank­bar­keit und des Mit­ein­an­der und nicht ei­ne Platt­form für Ras­sis­mus und Aus­gren­zung, wie es die Grau­en Wöl­fe ver­tre­ten.

Ich bit­te Sie da­her dar­um, den Sach­ver­halt zu prü­fen und ggf. klar­zu­stel­len, dass ein mi­li­tär­po­li­ti­sches Zur-Schau-Tra­gen ei­nes bru­ta­len und zum Glück längst ver­gan­ge­nen Os­ma­ni­schen Reichs über­haupt gar nichts auf ei­nem Ern­te­dank­zug zu su­chen hat. Dies gilt es be­son­ders des­halb öf­fent­lich klar­zu­stel­len, um den Rech­ten hier­zu­lan­de den Wind aus den Se­geln zu neh­men, die das The­ma näm­lich auch schon auf­ge­grif­fen ha­ben (Vi­deo).

Soll­te ich mich wi­der Er­war­ten in der Sym­bo­lik der Fah­ne ge­irrt ha­ben, bit­te ich dies klar zu stel­len und die­ses Schrei­ben zu ent­schul­di­gen.

Mit freund­li­chen Grü­ßen,
Alex­an­der Wunschik
Fürth, den 16.10.2016

Die­ser of­fe­ner Brief wird in den näch­sten Ta­gen be­tei­lig­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen so­wie der Pres­se zu­ge­hen.

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14 Kommentare zu »Na­tio­na­li­sten beim Ern­te­dank-Um­zug?«:

  1. Dan­ke für’s auf­merk­sa­me Be­ob­ach­ten! Ob­wohl ich die MHP und die Grau­en Wöl­fe ei­gent­lich ken­ne, ist mir das beim Ern­te­dank­fest­zug gar nicht auf­ge­fal­len. An wen ging denn der of­fe­ne Brief? Das steht lei­der nicht da­bei.

    Mal laut nach­ge­dacht: Ich fra­ge mich ehr­lich ge­sagt, ob es nicht sinn­vol­ler ge­we­sen wä­re, wenn man sich in der »Sym­bo­lik der Fah­ne« nicht si­cher ist, erst­mal ei­nen nor­ma­len, nicht gleich öf­fent­li­chen Brief zu schrei­ben und auf die Ant­wort zu war­ten. Schließ­lich ist es nicht aus­ge­schlos­sen, dass die drei Halb­mon­de auch noch an­de­re Be­deu­tun­gen ha­ben kön­nen. Aber wie ge­sagt: Lie­ber ein­mal zu oft wach­sam, als ein­mal zu we­nig...

    Al­so DANKE – und ich wür­de mich über ein Up­date freu­en, wenn ei­ne Ant­wort da ist.

  2. Karl-Heinz R. sagt:

    So­weit be­kannt, ist die­se Sym­bo­lik aus­schließ­lich die der tür­ki­schen Ul­tra­na­tio­na­li­sten »Graue Wöl­fe«. Lei­der hat der Stadt­hal­len­be­trei­ber die­se ul­tra­rech­ten Na­tio­na­li­sten, ich glau­be mehr­fach, auch an MHP na­he Krei­se ver­mie­tet. Auf Bil­dern von Ver­an­stal­tun­gen in der Stadt­hal­le, war dann auch der »Wolfs­gruß« viel­fach zu se­hen. So­mit kann ge­mut­maßt wer­den, dass sich auch tür­ki­sche Na­tio­na­li­sten in Fürth zu­neh­mend wohl füh­len, zu­um­al Ge­gen­pro­te­ste von Na­zi­geg­ne­rIn­nen, dem Für­ther Bünd­nis ge­gen Rechts­extre­mis­mus und Ras­sis­mus, Ge­werk­schaf­ten und Par­tei­en weit­ge­hend igno­riert wur­den. Ei­ne Be­tei­li­gung am Kirch­weih­um­zug macht dies er­neut deut­lich, dass es hier an Sen­si­bi­li­tät fehlt. Al­ler­dings muss man die­se Or­ga­ni­sa­tio­nen auch er­ken­nen kön­nen (und dies wol­len). Ver­stecken sie sich all­zu­oft auch hin­ter Ver­ei­nen mit Na­men, die auf den er­sten Blick nicht auf »Graue Wöl­fe« schlie­ßen las­sen. VIel­leicht bleibt ei­ne Re­cher­che auch ein­fach aus, um nicht un­ter Ras­sis­mus­ver­dacht zu ge­ra­ten. Dies wä­re mehr als blau­äu­gig. Die To­le­ranz oder Igno­ranz von Na­zis, Na­tio­na­li­sten und Ras­si­sten durch staat­li­che In­sti­tu­tio­nen, führt zu­neh­mend zu Ge­walt­ta­ten, oft mit töd­li­chem Aus­gang (wie ak­tu­ell der Reichs­bür­ger von Ge­or­gens­gmünd).

  3. Peter A. Lefrank sagt:

    Folk­lo­re oder Na­tio­na­lis­mus?
    Bei den Fah­nen han­delt es sich um Em­ble­me der stark rechts­ge­rich­te­te MHP, ei­ner of­fi­zi­el­len po­li­ti­schen Par­tei der Tür­kei. Ver­bo­ten sind we­der die MHP noch die »Tür­ki­sche Fö­de­ra­ti­on« oder der Für­ther Ver­ein »Bi­zim Ocak«, der in der Ver­gan­gen­heit als Mie­ter der Stadt­hal­le fun­giert und sich als un­po­li­tisch be­zeich­net hat. Wir ha­ben gu­te tür­ki­sche Freun­de nach ih­rer Mei­nung dar­über ge­fragt. Folk­lo­re oder Na­tio­na­lis­mus? Die Ant­wor­ten rei­chen von ge­rin­gem po­li­ti­schem Be­wusst­sein – wie bei vie­len Deut­schen auch – über Ver­harm­lo­sung bis hin zu der Aus­sa­ge, dass die tür­ki­sche Com­mu­ni­ty sich selbst mit der Be­ant­wor­tung die­ser Fra­ge be­schäf­ti­gen will und muss. Mit dem Ziel: Folk­lo­re: ja – na­tio­na­li­sti­scher Ras­sis­mus: nein. Die Er­kennt­nis, dass es auch tür­ki­sche Ras­si­sten gibt, die eben­so wie deut­sche Na­zis nicht to­le­riert wer­den dür­fen, wol­len de­mo­kra­tisch den­ken­de Tür­ken ver­tie­fen und kon­se­quent dar­auf re­agie­ren. Die­se Kräf­te müs­sen wir un­ter­stüt­zen. Aber vor al­lem muss un­se­re Stadt­ver­wal­tung zwi­schen Folk­lo­re und Na­tio­na­lis­mus un­ter­schei­den. Ras­si­sten – we­der deut­sche noch tür­ki­sche – dür­fen nicht zum Um­zug der Für­ther Ker­wa zu­ge­las­sen wer­den. Da kann ich Alex­an­der Wunschik nur un­ter­stüt­zen. Dif­fe­ren­zier­tes Den­ken und wohl in­for­mier­tes Han­deln sind hier drin­gend nö­tig. Bei uns al­len, bei den Mit­glie­dern un­se­rer tür­ki­schen Com­mu­ni­ty, bei un­se­ren Stadt­rä­ten, bei un­se­rem Rechts- und Ord­nungs­re­fe­ren­ten und bei un­se­rem Ober­bür­ger­mei­ster. Auf den po­li­ti­schen Wil­len kommt es an!

  4. Alexander Wunschik sagt:

    Am 08.11.16 ha­ben auch die Für­ther Nach­rich­ten das The­ma auf­ge­grif­fen:

    SPD-Stadt­rat und Di­tib-Spre­cher Ay­din Ka­val be­tont auf An­fra­ge der Für­ther Nach­rich­ten, dass die os­ma­ni­sche Mi­li­tär­ka­pel­le aus­schließ­lich der Tra­di­ti­ons­pfle­ge ver­pflich­tet sei. Sie sol­le hi­sto­ri­sche Ge­wän­der und Mu­sik aus der Sul­tan­zeit prä­sen­tie­ren und kein po­li­ti­sches Zei­chen set­zen.

    Als »Be­rei­che­rung« will Ka­val den Bei­trag der tür­ki­schen Ge­mein­de ver­stan­den wis­sen. Da­bei sei der zur Schau ge­stell­te Na­tio­nal­stolz grund­sätz­lich nicht ver­werf­lich, son­dern ge­sund.

  5. Na ja, was für ei­ne Re­ak­tio­nen wür­de wohl ei­ne kai­ser­zeit­lich ko­stü­mier­te deut­sche Mi­li­tär­ka­pel­le in schim­mern­der Wehr und mit klin­gen­dem Spiel her­vor­ru­fen? Schwie­rig, je wei­ter ei­ne Epo­che (und ih­re In­si­gni­en) zu­rück­lie­gen, de­sto folk­lo­ri­sti­scher wir­ken sol­che Auf­trit­te zwangs­läu­fig. Rö­mer und Ger­ma­nen kann man keu­len­schwin­gend oh­ne wei­te­res auf­tre­ten las­sen, Kö­nig­lich Baye­ri­sche Kür­as­sie­re eben­so, erst bei Wehr­macht und SS hört der »Spaß« oh­ne Zwei­fel auf.

    Ei­ne Be­wer­tung des ak­tu­el­len Fal­les fällt schwer. Klar kann es (all­zu) nai­ve Brauch­tums­pfle­ge sein. Den­noch ist nicht aus­zu­schlie­ßen, daß stram­me Na­tio­na­li­sten eben dar­auf set­zen, daß man ih­re Fah­nen­schwin­ge­rei nur als bun­te Re­mi­nes­zenz an lan­ge zu­rück­lie­gen­de Zei­ten deu­tet, ob­wohl sie in Wirk­lich­keit ge­nau das mei­nen, wo­für ih­re al­te Stan­dar­te wei­land stand (und im­mer noch steht)...

  6. Martin Kowalski sagt:

    Es sind nicht nur die Fah­nen.

    Es wur­de auch ein Bild von Ata­türk (auch ver­ant­wort­lich für Mas­sa­ker und Ver­trei­bun­gen) ge­tra­gen. Was hat der zum Teu­fel noch mal mit ei­nem deut­schen Ern­te­dank­fest zu tun?

    Da­zu wa­ren die Ja­ni­tscha­ren GERAUBTE Christ­li­che Kin­der die ge­hirn­ge­wa­schen und zwangs­is­la­mi­siert wur­den, um als Ka­no­nen­fut­ter ge­gen ih­ren ei­ge­nen Lands­leu­te zu die­nen. Sie durf­ten auch kei­ne Fa­mi­li­en ha­ben. Denn wer kei­ne Fa­mi­lie hat, der kämpft bes­ser war der Ge­dan­ke.

    Merkt hier ei­gent­lich kei­ner im Land wie sie uns ver­höh­nen und sich über uns ka­putt la­chen?

    https://de.wikipedia.org/wiki/Janitscharen

    Die Ja­ni­tscha­ren leb­ten aus­schließ­lich für den Krieg. Sie hei­ra­te­ten nicht, sie hat­ten kei­nen Be­sitz und be­zo­gen au­ßer re­gel­mä­ßi­gen Mahl­zei­ten so gut wie kei­nen Sold. Da die Ja­ni­tscha­ren recht­lich als Mi­li­tär­skla­ven (قول / ḳul) gal­ten, war der Sold vor­nehm­lich von sym­bo­li­schem Wert und stamm­te di­rekt aus der Kas­se des Herr­schers.

  7. ... und die Für­ther Nach­rich­ten hal­ten es nicht für not­wen­dig, die Aus­sa­gen von SPD-Stadt­rat und Di­tib-Spre­cher Ay­din Ka­val in ir­gend­ei­ner Wei­se zu pro­ble­ma­ti­sie­ren. – Ich fas­se es nicht, ob­wohl es mich auch nicht über­rascht.

  8. Ant­wort des Lie­gen­schafts­am­tes, Markt- & Ver­an­stal­tungs­ser­vice vom 21. Dez. 2016:

    Grund­sätz­lich dür­fen wir vor­an stel­len, dass wir eben­falls die Teil­nah­me des Tür­kisch Is­la­mi­schen Kul­tur­zen­trum Fürths – DITIB Fürth e. V. – als Be­rei­che­rung des Für­ther Ern­te­dank­fest­zu­ges se­hen. Auch wenn – wie Sie rich­tig schrei­ben – Mus­li­me kein Ern­te­dank­fest ken­nen, se­hen wir die Teil­nah­me die­ses Ver­eins als Bei­trag zur Völ­ker­ver­stän­di­gung und Kul­tur­aus­tausch mit dem Ziel, dass durch die Ver­stän­di­gung, Be­geg­nung und kul­tu­rel­les Ler­nen Vor­ur­tei­le und Gren­zen zwi­schen den ver­schie­de­nen Völ­ker­grup­pen ab­zu­bau­en.

    Ein­deu­tig klar ist aber auch, dass po­li­ti­sche State­ments jed­we­der Art bei ei­nem tra­di­tio­nel­len Ern­te­dank­fest­zug nichts ver­lo­ren ha­ben. Wie uns das Tür­kisch Is­la­mi­sche Kul­tur­zen­trum ver­si­cher­te, stellt die be­tref­fen­de Grup­pe ei­ne Ze­re­mo­nien­ka­pel­le im Sin­ne des hi­sto­ri­schen Vor­bil­des des Os­ma­ni­schen Rei­ches dar. Bei den mit­ge­führ­ten Fah­nen mit den 3 Halb­mon­den han­delt es sich um ei­ne Va­ri­an­te der zahl­rei­chen hi­sto­ri­schen Wap­pen des Os­ma­ni­schen Rei­ches. Dass die­ses Wap­pen – in der ro­ten Ver­si­on – die tür­ki­sche Par­tei der Na­tio­na­len Be­we­gung (MHP) zu Ih­rem Par­tei­wap­pen er­klär­te, steht je­doch in kei­nem Zu­sam­men­hang oder gar Pro­pa­gan­da für die­se na­tio­na­li­sti­sche Ver­ei­ni­gung – der DITIB Fürth e. V. hat sich auch ent­spre­chend hier­von di­stan­ziert.

    Gleich­wohl ist die­se Sym­bo­lik in der Öf­fent­lich­keit nicht im­mer un­strit­tig und/oder be­kannt, wes­halb wir uns ent­schlos­sen ha­ben bei künf­ti­gen Auf­trit­ten des DITIB Fürth e. V. die­sem das Mit­füh­ren der be­tref­fen­den Fah­nen zu un­ter­sa­gen. Der Aus­schluss der ge­sam­ten Grup­pe oder insb. der Os­ma­ni­schen Ze­re­mo­nien­ka­pel­le ist aus den o. g. Grün­den je­doch nicht an­ge­dacht.

  9. Ich fin­de es äu­ßerst viel­sa­gend und amü­sant, wie im Rah­men der Dis­kus­si­on ganz plötz­lich aus der of­fi­zi­el­len Be­zeich­nung »Mi­li­tär­ka­pel­le« ei­ne »Zere­mo­nien­ka­pel­le« wur­de ;-)

  10. Auch die Tür­ki­sche Pro­pa­gan­da hat das The­ma auf­ge­grif­fen:

    Tur­ki­sh­press be­stä­tigt, dass es sich um die Fah­ne der na­tio­na­li­sti­schen MHP han­delt: »... Die MHP ist nicht ras­si­stisch, sie ist ei­ne na­tio­na­le Par­tei die die tür­ki­sche Kul­tur ver­tritt.« und »... seit­dem ste­hen die drei Mond­si­cheln als Sym­bol für die Par­tei ...«

    Auch in­ter­es­sant ist die­ser Be­richt, eben­falls Tur­ki­sh­press:
    »Man ha­be nach der schrift­li­chen Zu­stel­lung der Ent­schei­dung am 21. De­zem­ber 2016 sich als Tür­ki­sche Uni­on Fürth am 8. Ja­nu­ar zu­sam­men­ge­setzt und ein­stim­mig be­schlos­sen, die Sach­la­ge er­neut mit dem Für­ther Bür­ger­mei­ster Dr. Tho­mas Jung zu er­ör­tern.«

    Da kann man nur sa­gen: Blei­ben sie hart ge­gen Na­tio­na­li­sten Herr Dr. Jung! Sie wol­len ja nicht, das es bei ei­nem Ern­te­dank-Um­zug mit Live-Über­tra­gung zu Aus­schrei­tun­gen kommt, oder?

  11. Nach dem of­fi­zi­el­len Ver­bot der MHP-Sym­bo­le wur­de das Ver­bot nun still und heim­lich wie­der auf­ge­ho­ben. We­der die Für­ther Pres­se noch be­tei­lig­te Per­so­nen wur­den in­for­miert. Nur die di­tib fei­er­te auf ih­rer tür­ki­schen Face­book-Sei­te das un­ter­wür­fi­ge Ein­knicken der Stadt­füh­rung.

    Auch die na­tio­na­li­sti­sche Tür­ki­sche Pres­se zei­ge sich er­freut:

    Vor­sit­zen­der der DI­TIB-Fürth, Vor­sit­zen­de ver­schie­de­ner tür­ki­scher Ver­ei­ne und Mit­glie­der des Für­ther Stadt­ra­tes nah­men an der Pres­se­kon­fe­renz teil und la­sen den Brief vor, der vom Für­ther Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Tho­mas Jung und Bür­ger­mei­ster Mar­kus Braun un­ter­zeich­net wur­den.

    Im Brief wird an­ge­führt, dass die Stadt Fürth und Vor­stands­vor­sit­zen­de der tür­ki­schen Ver­ei­ne ein Tref­fen hat­ten und über die Teil­nah­me der os­ma­ni­schen Mi­li­tär­ka­pel­le an dem Ern­te­dank­fest­zug und der os­ma­ni­schen Flag­ge dis­ku­tier­ten. »Die Stadt hat­te die Flag­gen ver­bo­ten, da sie da­von aus­ging, dass es sich um Po­li­tik­flag­gen tür­ki­scher Par­tei­en han­delt. Die Ver­ei­ne er­klär­ten uns aber, dass es nur hi­sto­ri­sche Flag­gen des ehe­ma­li­gen os­ma­ni­schen Reichs sind. Uns wur­de auch ge­sagt, dass die os­ma­ni­sche Mi­li­tär­ka­pel­le ei­ne kul­tu­rel­le Rol­le spielt und kei­ner­lei po­li­ti­sche. Dar­auf­hin ha­ben wir das Flag­gen­ver­bot auf­ge­ho­ben«, hieß es in dem Brief.

    Für die, die es noch nicht ver­stan­den ha­ben: Wie auch das Ha­ken­kreuz, das »Hei­li­ge Zei­chern der Ger­ma­nen« han­delt es sich bei den drei Halb­mon­den um ein Sym­bol des blu­ti­gen Os­ma­ni­schen Reichs. Die­ses Sym­bo­le wer­den aber heu­te – in der Ge­gen­wart – von na­tio­na­li­sti­schen Ver­bre­chern miss­braucht. Die drei Halb­mon­de sind heu­te das Sym­bol der ul­tra-na­tio­na­li­sti­schen MHP, das Ha­ken­kreuz der ver­gleich­ba­ren ver­bo­te­nen deut­schen Na­tio­nal­so­zia­li­sten. Bei­de Sym­bo­le ha­ben Ih­re Harm­lo­sig­keit ver­lo­ren und ha­ben auf ei­nen Ern­te­dank-Fest nichts zu su­chen!

  12. Schein­bar ver­brei­tetn die Tür­ki­schen Me­di­en und die di­tib »Fake News«. Auf Nach­fra­ge der Für­ther Nach­rich­ten wur­de selt­sa­mer­wei­se das Ver­bot be­stä­tigt:

    An der Hal­tung der Stadt ha­be sich nichts ge­än­dert, stell­te nun Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Jung auf FN-Nach­fra­ge klar. Man wer­de die Flag­ge auch in Zu­kunft nicht ak­zep­tie­ren, soll­te ei­ne Grup­pe da­mit auf­tre­ten wol­len.

    Ei­nig sei man sich auch, dass die Ka­pel­le nicht mehr mit­lau­fen soll. Von ei­ner »gu­ten Lö­sung« spricht Jung. Ei­ne Mi­li­tär­ka­pel­le aus Ber­lin ha­be schließ­lich mit Fürth nichts zu tun.

    In­ter­es­sant, wie ein und der Sel­be Sach­ver­halt so völ­lig un­ter­schied­lich dar­ge­stellt wer­den kann. Dan­ke auf je­den Fall an die Stadt Fürth für die kla­re Li­nie!

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