Sozialer Wohnungsbau oder Schönfärberei?
1. November 2017 | von Peter A. Lefrank | Kategorie: PolitikDie Schönthalterrassen an der Ecke Jahnstraße–Austraße sind ein Bauprojekt der Wohnfürth, einer WBG-Tochter, mit deren Hilfe die WBG Eigentumswohnungen baut.
Am 28. Oktober 2017 zogen Mitglieder des Fürther Sozialforums vom Ämtergebäude Süd in der Schwabacher Straße zu den Schönthalterrassen. Mit einem Bauschild mit der Aufschrift »Hier baut die WBG Fürth 31 Sozialwohnungen«. Das freudige Ereignis wurde mit Sekt und Spatenstichen gefeiert. Allerdings werden dort gar keine Sozialwohnungen, sondern ausschließlich Eigentumswohnungen gebaut. Die WBG ist nämlich nicht an einer 30% Quote für Sozialwohnungen interessiert, wie sie z.B. die Stadt München bei der Ausweisung von Neubauflächen von privaten Investoren fordert. Deswegen ersetzte das Sozialforum auf seinem Bauschild die schöne Zahl »31« durch das enttäuschende Wort »keine« und befestigte es am Zaun. Damit sollte erneut auf den Widerspruch zwischen städtischer Schönrednerei und unsozialer Wirklichkeit aufmerksam gemacht werden. Die »Wohnfürth« verkauft nämlich weiterhin Eigentumswohnungen auf Grundstücken in städtischem Besitz. Sie handelt damit nicht im Sinne des Gemeinwohls der Bürgerinnen, sondern sie privatisiert systematisch öffentliches Eigentum.
Auch die Fürther Nachrichten haben über die Aktion des Sozialforums mit einem Bild berichtet. In der Untertitelung wird darauf hingewiesen, dass die WBG auf der Hardhöhe gerade erst drei Häuserblocks mit 56 Sozialwohnungen fertig gestellt hat. 18 weitere sollen noch dazukommen. Zusätzlich will das ESW auf dem ehemaligen Norma-Grundstück viele bezahlbare Wohnungen errichten. Es wird allerdings nicht erwähnt, dass vom ESW erst kürzlich ein ganzes Hochhaus mit besonders günstigen Wohnungen geräumt wurde, das ihm vorher von der WBG verkauft worden war. Jetzt nennt sich das Hochhaus »Sonnenturm«. Die Wohnungen dort sind für ärmere Menschen unerschwinglich.
In Fürth gibt es, laut OB Dr. Thomas Jung, ca. 800 BewerberInnen mit Wohnungsberechtigungsschein auf der Vormerkliste. Und das sind natürlich nicht alle. Nicht jede(r), der/die eine günstige Wohnung sucht, hat auch einen Berechtigungsschein. Die Zahl der wenigen neuen Sozialwohnungen deckt also die Bedürfnisse in keiner Weise, zumal jedes Jahr Wohnungen aus der Sozialbindung herausfallen. 376 Wohnungen werden es von 2017 bis 2020 sein. Das ist die Antwort auf eine Anfrage der Linken im Stadtrat. Also wird hier der Öffentlichkeit sowohl seitens der WBG als auch seitens der Fürther Nachrichten eine Schrumpfung als Fortschritt verkauft...