Im La­by­rinth der Ka­me­ra­li­stik

1. Dezember 2010 | von | Kategorie: Politik

Die Ka­me­ra­li­stik, die Buch­füh­rung von Kör­per­schaf­ten öf­fent­li­chen Rechts – wie der Stadt Fürth – bil­det Zah­lungs­strö­me ab, d.h. Ein­nah­men und Aus­ga­ben. Je fei­ner die Ti­tel der Zah­lungs­strö­me auf­ge­glie­dert wer­den – man will ja Trans­pa­renz, d.h. Durch­schau­bar­keit schaf­fen – de­sto ver­zwick­ter wird das Sy­stem. Die Ka­me­ra­li­stik wird zum La­by­rinth. Und die Zah­lungs­strö­me wer­den da­mit zu ei­nem Rät­sel, des­sen Auf­lö­sung selbst sei­ne Schöp­fer vor Pro­ble­me stel­len kann.

Im Labyrinth der Fürther Finanzen (Grafik: Ralph Stenzel)

Im La­by­rinth der Für­ther Fi­nan­zen (Gra­fik: Ralph Sten­zel)

Im letz­ten Jahr schlu­gen die Ka­me­ra­li­stik-Wo­gen im Rat­haus hoch, weil zwei CSU-Stadt­rä­te den Strom ei­nes 31 Mio. € Dar­le­hens nach­ver­fol­gen woll­ten. Der Zu­spruch aus der Für­ther Öf­fent­lich­keit, für die­sen Vor­gang Trans­pa­renz zu schaf­fen, blieb über­schau­bar. Da­bei müss­ten es die Bür­ger die­ser Stadt doch be­grü­ßen, wenn kri­tisch hin­ter­fragt wird, was es mit ih­ren Ein­nah­men und Aus­ga­ben auf sich hat. Und tat­säch­lich hat­ten sich die Zah­lungs­strö­me im La­by­rinth der Ka­me­ra­li­stik als zins­lo­se Kre­di­te ver­selb­stän­digt, be­kann­te doch schließ­lich auch der Käm­me­rer: »Sol­che Dar­le­hen im Kas­sen­ver­bund müs­sen zeit­na­her ver­zinst wer­den, das muss man in Zu­kunft bes­ser ma­chen« (FN vom 23.11.2009).

Und jetzt ha­ben sich in un­se­rer Stadt schon wie­der Zah­lungs­strö­me im La­by­rinth der Ka­me­ra­li­stik ver­irrt: Es geht um 64.000 € Alt­schul­den vom MTV Fürth, ei­ne ver­gleichs­wei­se ge­rin­ge Sum­me. »Über Jah­re wur­de in ei­ner Art Par­al­lel­welt zum of­fi­zi­el­len Haus­halt Buch über den Schul­den­stand des MTV ge­führt.« Die neue Käm­me­rin Ste­fa­nie Am­mon ver­mu­tet, das war »gang und gä­be«, und klärt jetzt auf. Re­spekt! Der Bür­ger­mei­ster Mar­kus Braun be­schwich­tigt, »da­durch ist nie­man­dem ein Scha­den ent­stan­den« (FN von 23.11.2010). Wo­her weiß er das? Hin­ter klei­nen Sal­den ste­hen manch­mal gro­ße Be­trä­ge...

Dass nie­man­dem et­was auf­ge­fal­len ist, das ist das ei­gent­lich Be­denk­li­che. Und dass man für die Klä­rung jetzt um Ge­duld bit­tet, zeigt doch, dass der Fall kom­pli­zier­ter zu sein scheint. Das al­les soll­te den Bür­ger skep­tisch stim­men. Und da ist es an­er­ken­nens­wert, dass wie­der­um Sieg­fried Tie­fel, ein Quer­den­ker in sei­ner Par­tei, sich als ein­zi­ger Stadt­rat für ei­ne rest­lo­se Klä­rung des Fal­les stark macht. Für ihn zählt das zu sei­nen Auf­ga­ben als Stadt­rat. Ein ech­ter Ver­tre­ter von Bür­ger­inter­es­sen. Im Dun­kel der Be­lie­big­keit blei­ben da­ge­gen sei­ne 49 Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen.

Dass es ver­mut­lich noch ei­ni­ges auf­zu­ar­bei­ten gä­be, zeigt die Zah­len-Ar­ti­stik um die Für­ther Bä­der­land­schaft (sie­he Bei­trag »Mil­lio­nen zi­schen durch die Röh­re«). Bei die­sem Vor­gang wer­den Ka­me­ra­li­stik und kom­mer­zi­el­les Rech­nungs­we­sen zu ei­ner Art Dop­pel­la­by­rinth zu­sam­men­ge­bun­den, in dem je­weils ei­ge­ne Re­geln der Rech­nungs­le­gung gel­ten.

Es scheint, Phi­lo­so­phen ha­ben recht, wenn sie uns sa­gen: »Nicht der ge­ra­de Weg bringt dich wei­ter, Um­we­ge füh­ren zum Ziel« oder »Ein La­by­rinth ist der zu­wei­len ma­gi­sche Schutz ei­nes Mit­tel­punk­tes«.

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